Ibai Llanos Garatea ist der größte europäische Streamer auf Twitch, wo er hauptsächlich Minecraft und League of Legends zeigt. In LoL hat er auch ein eigenes Team in der europäischen Liga. Dort kriselt es allerdings derzeit, was eine Menge Arbeit für den 28-Jährigen bedeutet.
Was ist das für ein Team? KOI ist eine spanische E-Sport-Organisation, die im Dezember 2021 von Ibai Llanos, dem größten europäischen Twitch-Streamer, und Fußballer Gerard Piqué gegründet wurde. Im Oktober 2022 tat sich KOI mit Rogue zusammen und übernahm deren Teams sowie ihren Platz in der europäischen LoL-League, der LEC.
Ende August 2023 zeichneten sich jedoch finanzielle Schwierigkeiten ab. Der spanischsprachige Blog Esportmaniacos berichtete, Ibai habe 3 Millionen Euro aus eigener Tasche bezahlt, um für die Gehälter der Spieler sowie das Gaming-Haus des Teams aufzukommen.
Trotz der Bemühungen des Twitch-Streamers scheinen sich die Spieler nun allerdings nach anderen Teams umzusehen.
Im europäischen Raum gibt es mehrere LoL-Teams, die von Content Creatorn gegründet wurden. In Deutschland ist es der YouTuber HandOfBlood, der seine Eintracht Spandau in die LEC führen möchte:
Ibai: „Das ist nicht gesund und ich empfehle es niemandem“
Wie ist die Situation aktuell? Laut unseren Kollegen von 3DJuegos ereilte Ibai die Nachricht, während er gerade auf Sendung war, um die Worlds in LoL zu kommentieren.
4 der 5 aktiven Spieler seines LoL-Teams setzten am 20. Oktober 2023 gegen 12:00 nahezu identische Nachrichten auf X, ehemals Twitter, ab: „Obwohl ich noch in Gesprächen mit KOI für das nächste Jahr bin, haben sie mir erlaubt, Optionen für 2024 zu erkunden.“
Der Twitch-Streamer wusste offenbar im Vorfeld nichts von dieser Ankündigung. Ibai betonte jedoch, dass niemand bei KOI bleiben müsse, der dort nicht glücklich sei. Das wolle er nicht, so der Twitch-Streamer. „Wenn ein Spieler unser Angebot abwarten möchte, […] dann ist das super. Wenn sie nicht wollen, weil sie für ein anderes Team unterzeichnen wollen, haben sie natürlich jedes Recht dazu.“
Obwohl es an sich nicht ungewöhnlich ist, dass E-Sportler ihre Verfügbarkeit öffentlich machen, ist die Aktion der KOI-Spieler in zwei Punkten überraschend. Nicht nur, dass Ibai als Mit-Gründer nicht im Vorfeld über das Vorhaben informiert wurde, auch der Zeitpunkt ist auffällig. Schließlich ist KOI gerade dabei, sich neu zu strukturieren. So lange wollen die Spieler aber offenbar nicht warten.
Der Twitch-Streamer scheint jedoch nicht daran zu denken, seine Organisation aufzugeben. Er sagt, er arbeite „wortwörtlich 17 Stunden pro Tag“, um im nächsten Jahr die Wende für die Orga zu bringen. „Das ist nicht gesund und ich empfehle es niemandem, aber ich will das bestmögliche Projekt für 2024 machen“, so Ibai.
Er rät allerdings entschieden davon ab, es ihm gleichzutun: „Nehmt mich bloß nicht als Vorbild für irgendetwas, denn ich weiß selbst, dass das, was ich tue [so viele Stunden zu arbeiten], nicht richtig ist.“
Auch andere Twitch-Streamer tun sich schwer mit ihren E-Sport-Teams: Twitch-Streamer gründet eigenes Team, 1 Mio. Dollar später kritisiert er den E-Sport: „Jeder verliert eine Menge Geld“
Ibai kritisiert mangelnde Professionalität im E-Sport
Wo sieht der Twitch-Streamer das Problem? Für Ibai ist mangelnde Professionalität im E-Sport der Grund für die plötzliche Ankündigung seiner Spieler. Spieler seien umgeben von Agenten und Vertretern, die weder professionell noch qualifiziert für ihren Job seien.
Diese Agenten würden die teils noch jungen Spieler dazu drängen, möglichst schnell und für möglichst viel Geld beim erstbesten Team zu unterzeichnen, um ihre Provision zu kassieren, so der Twitch-Streamer. „Das ist leider das Problem, das wir im E-Sport haben, dass wir uns in einem Ökosystem befinden, das von sehr wenigen Profis umgeben ist.“
Es bleibt abzuwarten, wie es für KOI weitergeht, und, ob man für 2024 einen völlig neuen Kader aufstellen muss.
Parallel zur Umstrukturierung seiner Orga gibt es bei Ibai auch in seiner Tätigkeit als Content Creator eine Veränderung: Twitch: Der zweitgrößten Streamer Europas will kein Streamer mehr sein – Auch die Nummer 1 wackelt