Die Tage von fetten Millionen-Deals für Streamer auf YouTube und Twitch sind offenbar vorbei

Seit Ninja im Jahr 2019 zu Microsofts Mixer wechselte, hagelte es Deals im Wert von mehreren Millionen US-Dollars für erfolgreiche Gaming-Streamer wie Courage, TimTheTatman, DrLupo, Valkyrae und andere. Auch deutsche Streamer wie MontanaBlack spekulierten auf einen Geldregen bei einem Wechsel. Vor allem YouTube schnappte Twitch häufig für viel Geld die Stars weg. Das soll jetzt ein Ende haben, wie aus einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Bloomberg hervorgeht.

Wann fing das mit den Millionen-Deals an?

Wie im Profi-Fußball begann eine Art „Wettbieten“ um Superstars, die sich auf Twitch eine große Zuschauerschaft aufgebaut hatten. Das startete ungefähr vor 4 Jahren:

2019 verpflichtete Microsoft für seine Plattform Mixer die Twitch-Stars Ninja und shroud für bis dahin nie gehörte Summen: Die Rede war von “bis zu 40 Millionen $ für 3 bis 5 Jahre.”

Zwischen 2020 und 2022 warb YouTube immer wieder „familienfreundliche Streamer“ von Twitch ab und zahlte ihnen „lebensverändernde“ Summen: YouTube holte Publikumslieblinge wie TimTheTatman, Ludwig oder Valkyrae.

Seit 2023 zahlt Kick angeblich sogar noch höhere Millionenbeträge für eher „schwierige Twitch-Streamer“ wie xQc oder Amouranth. Diese Streamer verpflichtet Kick aber nicht exklusiv, sondern lässt sie weiterhin ihre riesigen Twitch-Kanäle betreiben. xQc soll 100 Millionen $ für seine Tätigkeit auf Kick erhalten.

Auch in Deutschland wurde geunkt, dass sich bald einiges im Streamer-Markt tut und dass einige hochkarätige Streamer wechseln werden. Hinter der Kulissen ginge es da irre zu, bemerkte die deutsche Top-Streamerin Reved.

Hiobsbotschaft für Streamer kam auf der TwitchCon in Vegas

Das ändert sich jetzt: Der neue CEO von Twitch, Dan Clancy, hat in einem Interview mit Bloomberg gesagt, der „Bieter-Krieg“ zwischen Twitch und YouTube um das Toptalent sei kein Geschäftsmodell, das man aufrechterhalten kann. Das Interview gab er Bloomberg am Rande der TwitchCon in Las Vegas.

Der CEO von Twitch sagt, bislang habe Twitch versucht, mit den Angebote anderer Firmen mitzuhalten. Das werde man jetzt deutlich reduzieren. Man schließe jetzt Standard-Deals mit den Streamern und wird Ausnahmen nur für eine „sehr geringe Anzahl von Talenten machen.“

Twitch hatte jetzt auf der TwitchCon angekündigt, dass ihre Streamer nun auch auf allen Plattformen ihre Inhalte simultan übertragen können, etwa auf YouTube, TikTok oder Instagram.

YouTube und Twitch wollen Millionen-Deals deutlich nach unten schrauben

Was ist mit YouTube? Auch YouTube wolle sich von den Millionen-Deals zurückziehen, berichtet Bloomberg unter Bezugnahme auf anonyme Quellen: YouTube verringere die Größe von Deals mit Gaming-Livestreamern und verringere auch die Länge der Verträge.

Im Gegensatz zum Statement von Twitch, das direkt vom Chef kommt, konnte sich Bloomberg diese Aussage durch YouTube nicht offiziell bestätigen lassen.

Wo gibt es vielleicht noch Geld? Der große neue Spieler, über den weder YouTube noch Twitch so recht sprechen, ist die Plattform Kick, die eng mit dem Online-Casino Stake verbandelt ist.

Kick hat in den letzten Monaten viel Geld für Deals ausgegeben, damit Streamer von Twitch zu ihnen wechseln. Zuletzt hatte man sich die Dienste von Nickmercs gesichert.

Twitch und YouTube wollen bei einem Wettbieten um Exklusivrechte aber offenbar nicht mehr teilnehmen. Daher würde es sich für Kick auch nicht lohnen, Leute aus Exklusiv-Deals rauszukaufen, wenn es diese Exklusiv-Deals gar nicht mehr gibt, sondern (fast) alle nur noch einen Standard-Vertrag haben.

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Werbe-Deals als Trumpf für Twitch und YouTube

Das steckt dahinter: YouTube und Twitch haben offenbar erkannt, dass sie bei einem Bieterkrieg zu viel Geld verlieren und letztlich nur den Marktwert von Streamern in die Höhe treiben, die das natürlich freudig ausnutzen.

Der wirtschaftliche Vorteil von beiden Seiten gegenüber Kick ist es, dass Twitch und Youtube als seriös gelten und Streamern auf diesen Plattform die Möglichkeit bieten, über Werbe-Deals, sogenannte “Placements”, mit Firmen viel Geld zu verdienen.

Die Plattformen spekulieren offenbar darauf, dass attraktiven Werbekonditionen die Streamer auf ihren Plattformen halten und sie ihre eigenen Profite nicht durch exorbitante Exklusiv-Deals schmälern müssen.

Wie wichtig einzelne Streamer für das Wachstum und die Relevanz einer Streaming-Seite sind, ist sowieso fraglich: 2019 warb Mixer für viel Geld zwei Top-Stars von Twitch ab, trotzdem blieb der Dienst irrelevant und musste 2020 schließen.

Jetzt hat sich Kick mit xQc und Amouranth zwar auch Reichweite gekauft, aber nicht unbedingt eine steigende Relevanz. Zwar scheint die Relevanz von Streamern, die von Twitch weggehen, zu schrumpfen, im Gegenzug wird der Streaming-Dienst, auf den sie wechseln, aber nicht unbedingt relevanter.

Der deutsche Twitch-Streamer MontanaBlack hatte in der Vergangenheit immer wieder mit der Idee geliebäugelt, Twitch zu verlassen und darauf spekuliert, dass konkurrierende Streaming-Anbieter für ihn um die Wette bieten. So Träume könnten sich erstmal erledigt haben:

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