Das erste MMORPG ist sicherlich für alle mit einigen Erinnerungen verbunden. Auch MeinMMO-Autorin Linda verbindet mit ihrem ersten MMORPG einige schöne und prägende Momente, von denen sie euch in diesem Beitrag berichtet.
Was ist Guild Wars?
Guild Wars ist ein im Jahr 2005 veröffentlichtes MMORPG, welches noch bis heute weltweit aktive Spieler und Gilden besitzt
Seit 2012 gibt es den Nachfolger Guild Wars 2
Es spielt in einer zerrütteten Fantasywelt, deren Konflikten ihr euch mit eurem Charakter stellt in der Hoffnung, der Held zu sein, der eine uralte Prophezeiung erfüllt
In Guild Wars könnte ihr zwischen 10 verschiedenen Charakterklassen wählen, wobei es auch Haupt- und Nebenklassen gibt
Die Gebiete sind instanzierte Außenareale, welche sich durch die Städte und Außenposten alleine oder in Gruppen betreten lassen
Durch meinen Vater lernte ich diese schöne Fantasywelt kennen
Wie ich an Guild Wars gekommen bin, zählt zu den liebsten Erinnerungen meiner Jugend und gerne denke ich an diese Zeit zurück. Damals muss ich so ungefähr 12 Jahre alt gewesen sein und Videospiele haben mich bis dahin schon eine Weile intensiv durch mein Leben begleitet.
Zu dieser Zeit hat meine Mutter im Nachtdienst gearbeitet und an den Abenden, an denen sie zur Arbeit los ist, hat mein Vater immer den Familiencomputer angeschmissen und sich in Guild Wars eingeloggt.
Mich hat diese Fantasywelt unglaublich begeistert und fasziniert. Alles sah meiner damaligen Meinung nach so realistisch und wunderschön aus, dass ich einfach mehr sehen wollte.
Fantasywelten haben mich schon in Filmen und Büchern immer begeistert und mit dem Computer quasi so wirklich selbst in eine einzutauchen, war für mich die Spitze aller Möglichkeiten.
Und so wurde es fast zu einem kleinen Ritual, dass mein Vater an unseren zweisamen Abenden Guild Wars spielte, ich den Wohnzimmersessel neben seinen Bürostuhl schob und mich hineinkuschelte, um ihm beim Spielen zuzuschauen. Bereits im Schlafanzug natürlich, weil ich ja irgendwann wegen der Schule ins Bett musste.
Viele schöne Abende habe ich so verbracht. Immer wieder habe ich gesagt, wie gerne ich auch einen Charakter hätte, welche Klasse ich dann nehmen würde und so weiter. Ich weiß nicht, ob ich ihm irgendwann einfach genug in den Ohren hing oder ob er sich irgendwann dachte, dass ich alt genug sei, selbst zu spielen.
Aber ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Tag, an dem mein Vater in mein Kinderzimmer kam und mir sagte, dass ich mir über seinen Account einen eigenen Charakter erstellen dürfte. Ich habe mich so sehr darüber gefreut, dass ich unsere nächste Zeit am Computer gar nicht mehr abwarten konnte.
Noch am selben Tag begann meine Reise in Guild Wars und mein Einstieg in die Online-Spiele-Welt.
Schon damals habe ich solche Spiele mehrfach anfangen müssen
Mein erster Charakter war eine Waldläuferin. Die Tatsache, dass diese Charakterklasse mit Pfeil und Bogen kämpft und einen tierischen Begleiter haben kann, hat mich damals überzeugt.
Denn quasi genau so haben die Helden ausgesehen, die ich mir in meinen kindlichen Rollenspielen zuvor ausgemalt hatte. Und jetzt hatte ich diese Helden bildlich vor mir stehen. Die Entscheidung für den ersten Charakter war also relativ einfach.
Was nicht so einfach war, war die Charakterstellung. Und dies hat sich bis heute tatsächlich nicht verändert. Eine kleine Ewigkeit habe ich an dem perfekten Charakter gearbeitet und das, obwohl die Charakteranpassung damals wesentlich simpler war als heute.
Trotzdem habe ich mir meine Zeit gelassen und mindestens fünfmal das Spiel neu angefangen, weil mir dann Ingame doch irgendwas nicht passte. Bis heute ist dies eine Eigenart von mir, nur, dass es in den heutigen Spielen ein wesentlich längerer Prozess ist. Aber wenn man sich schon in eine neue Welt stürzt, möchte man sich doch auch irgendwie ganz darin wiederfinden.
Eine Weile habe ich auch als Waldläuferin die Welt von Guild Wars erkundet, war zufrieden mit meiner schwarzen Raubkatze als Begleiter und habe mich täglichen mehrere Stunden den Herausforderungen gestellt, die das Spiel mir gestellt hat.
Probleme gab es, als ich herausgefunden habe, was ein Nekromant ist. Denn das Bild in der Charakterauswahl fand ich einfach so schön und ansprechend, dass ich mehr über diese Klasse erfahren wollte. Alles, was irgendwie mit dunklerer Magie zu tun hat und geheimnisvoll ist, begeistert mich spätestens seit dieser Zeit.
Damit begann in meinem Kopf ein Kampf zwischen den zwei coolsten Charakterklassen.
Ein paar Mal habe ich das Spiel neu angefangen und zwischen den beiden Klassen hin und her gewechselt. Denn ich konnte mich einfach nicht entscheiden, was ich besser fand. Der Bogen und meine Raubkatze oder die Möglichkeit, mit Magie die Toten zu beherrschen.
Bis heute stehe ich vor einem Zwiespalt, wenn ich in einem Spiel vor diesen beiden Möglichkeiten stehe.
Letztlich hat mich aber der Drang in der Story weiterzukommen und die Welt weiter zu erkunden dazu gezwungen mich zu entscheiden. Und so bin ich zurück zu den Wurzeln und habe dann doch lange als Waldläuferin gespielt.
Guild Wars nahm mir die Angst vor Online-Kontakten
Der Grund für meine Charakter-Wahl war relativ simpel. Ich habe mich lange geweigert, mit anderen Spielern gemeinsam zu spielen und als Waldläuferin hatte ich wenigstens einen tierischen Begleiter.
Zu dieser Zeit haben die Erwachsenen in meiner Umgebung mich oft davor gewarnt im Internet mit fremden Menschen zu sprechen, denn man kann ja nie wissen, wer dahinter steckt. Internet in jedem Haushalt war zu der Zeit noch relativ neu und viele Erwachsene haben es als einen eher seltsamen und auch gefährlichen Ort gesehen.
Wie genau man sich und vor allem seine Kinder schützen kann, war zu der Zeit eben den wenigsten bewusst.
Da ich schon immer eher ängstlich war, habe ich mir ausgemalt, dass jeder, mit dem ich online in Kontakt trete, mich auch im echten Leben irgendwie finden kann und diese Vorstellung hat mir eben Angst gemacht.
Irgendwann aber brachte mich das Spiel in ein schneebedecktes Gebiet, in welchem ich alleine einfach nichts gegen die Gegner ausrichten konnte. Mehrere Anläufe habe ich gebraucht, bis mir klar wurde, dass es so nichts wird.
Denn, wenn ich mal ehrlich bin, war ich jetzt keine großartige Kämpferin. Das Konzept des “Auflevelns” war mir damals kaum bekannt und demnach war ich ganz bestimmt in keinster Weise in der Lage dieses Gebiet überhaupt zu meistern.
In einer Stadt habe ich dann einen anderen Spieler gesehen, der über dasselbe Gebiet und dieselben Probleme schrieb und so traute ich mich, ihm zu schreiben und ihm anzubieten gemeinsam loszuziehen.
Diese Erfahrung hat mich so sehr beeinflusst, dass ich mich danach in weiteren Online-Spielen wiedergefunden habe. Neben Guild Wars habe ich irgendwann auch WoW oder S4 League stundenlange spielen können und habe dabei den Kontakt zu anderen Spielern sehr genossen.
Vermutlich lag es daran, dass ich an einen wirklich netten Spieler geraten bin und wir gemeinsam verdammt gut im Team gearbeitet haben. Ich war so fasziniert davon, wie anders es ist, wenn man mit jemandem spielt, der ebenfalls mitdenkt und auf meine Aktionen reagiert, dass ich mich danach regelmäßig mit anderen Spielern zusammenschloss.
Zu zweit haben wir das Gebiet dann auch nach zwei oder drei Versuchen klar gemacht und die passende Mission zusammen abgeschlossen.
Für mich öffnete sich damit einfach eine ganz andere Welt. Denn weiterhin eher unter dem benötigtem Level (ich habe das Konzept mit den Leveln zu meiner Schande wirklich lange nicht verstanden) waren viele Gebiete für mich eine große Herausforderung. Mir dann in den Städten Hilfe zu suchen hat mir vieles erleichtert und endlich konnte ich das Spiel noch besser genießen.
Viele Erinnerungen an das Gameplay habe ich tatsächlich nicht mehr. Hier und da habe ich zwar Bildfetzen von verschiedenen Gebieten und Gegnern im Kopf, aber so richtig zusammenfügen kann ich die nicht mehr.
Die Erinnerung an meinen ersten gemeinsamen Kampf ist mir jedoch sehr intensiv geblieben.
Vor allem aber verbinde ich mit den Erinnerungen an mein erstes MMORPG die Erkenntnis, dass Videospiele auf viele unterschiedliche Weisen Menschen zusammenführen und gemeinsame Momente schaffen können.
Habt ihr noch Erinnerungen an euer erstes MMORPG und den ersten Kontakt zu anderen Spielern? Schreibt uns in den Kommentaren gerne eure Erfahrungen.
Auch MeinMMO-Dämon Cortyn wurde durch das erste MMORPG geprägt:
Mein 1. MMORPG Silkroad Online hat mich zum Cringe-Dieb gemacht und zu Hentai geführt