Immer häufiger ziehen YouTuber, Twitch-Streamer und Co. ins Ausland. Besonders beliebt ist bei deutschen Influencern die portugiesische Insel Madeira. Ein nicht unerheblicher Grund dafür dürften die Steuererleichterungen sein, erklärt auch Streamer „Staiy“ in einem aktuellen Video. Doch damit könnte bald Schluss sein.
Madeira und seine Creator:
Die Insel Madeira ist Teil einer gleichnamigen Inselgruppe im Atlantik und gehört zu Portugal.
Als deutscher Vorreiter für das Auswandern nach Madeira gilt der Streamer Simon „Unge“ Wiefels, der bereits seit 2018 auf der portugiesischen Insel lebt.
Andere bekannte Inselbewohner sind etwa die deutschen Streamerinnen Reved und AnniTheDuck
Böse Zungen behaupten jedoch hartnäckig, Content Creator würden hauptsächlich von Steuervorteilen angelockt werden.
Aktuell scheint es nochmal einen besonderen Ansturm auf die portugiesische Insel zu geben. So verkündete der Twitch-Streamer ELoTRiX seine Pläne, ins Streamer-Paradies auswandern zu wollen. Auch der luxemburgische Streamer LetsHugo plante seinen Umzug, bekam dann aber doch kalte Füße.
Dem Twitch-Streamer „Staiy“ ist nicht entgangen, dass es viele seiner Kollegen auf die portugiesische Insel zieht. In einem YouTube-Video vermutet er, dass jetzt viele Influencer noch „auf Krampf“ nach Madeira auswandern, solange sie noch von den dort vorherrschenden Steuervorteilen profitieren können.
Denn um die Vorteile genießen zu können, müssen sich die Content Creator ranhalten.
Hier seht ihr, wie Simon Unge berühmt wurde:
MontanaBlack gehört zu den bekanntesten Streamern Deutschlands – Das war sein aller erstes Video
MontanaBlack stellt 17-Jährige vor tausenden Zuschauern bloß, weil sie seinen Energy-Drink beleidigte
Vom Overwatch-Profi zur Nummer 1 auf Twitch zu 100 Millionen $ – Wer ist xQc?
Er hat die Schule abgebrochen, weil ihm das Streamen wichtiger war – Der Erfolg von LetsHugo
Twitch-Streamer rasiert sich für Spende den Kopf und wird bitter enttäuscht!
17-Jähriger wird aus Fortnite gebannt, weint vor 20 Millionen Menschen, nutzt es für seine YouTube-Karriere
Twitch-Streamer Asmongold ätzt: „Hört auf, um 3 Uhr morgens Streams zu schauen, wenn ihr kein Geld habt!“
Amouranth will ihren Fans mehr Nähe ermöglichen – Künstliche Intelligenz soll das erreichen
18-jähriger Fortnite-Streamer kauft sich einen Lamborghini für 193.000 € – Als er damit angeben will, geht alles schief
Ob auf Madeira oder am Mischpult – Das sind 5 der größten deutschen Twitch-Streamerinnen
Twitch-Streamer Tanzverbot spricht über seine schwierige Vergangenheit, bereut bis heute seine fehlende Schulbildung
Autoplay
Sommer, Sonne, Steuererleichterung
Warum zieht es Influencer nach Madeira? Angenehme Temperaturen, eine wunderschöne Landschaft, geringe Kriminalität – all das macht die Insel Madeira zu einem attraktiven Wohnort. Dazu kommt die geringe Zeitverschiebung von nur einer Stunde, was die Arbeit für deutsche Live-Streamer erleichtert.
Und dann gibt es noch die Sache mit den Steuern.
Wie profitieren Influencer steuerlich? In Portugal gibt es den sogenannten „NHR-Status“. NHR steht für „Non-Habitual Resident“, also Leute, die aus dem Ausland nach Portugal ziehen. Seit 2009 wollte die portugiesische Regierung damit besonders qualifizierte Fachkräfte – wie Ingenieure, Mediziner, aber auch Künstler und Schriftsteller – ins Land ziehen und somit die Wirtschaft ankurbeln.
Wer bekommt den NHR-Status? Um den Sonderstatus zu erhalten, muss man folgende Kriterien erfüllen:
Man war in den letzten 5 Jahren nicht steuerlich in Portugal ansässig.
Man hat einen Wohnsitz in Portugal oder alternativ 183 Tage in einem Jahr dort verbracht.
Die Einkünfte stammen aus einer gesetzlich definierten Tätigkeit.
Erfüllt man diese Bedingungen, kann man seinen NHR-Status für 10 Jahre bekommen.
Welche Vorteile hat der NHR-Status? Hat man den Sonderstatus erlangt, profitiert man von attraktiven Steuervorteilen.
20 % pauschale Einkommenssteuer auf inländische Einkünfte
0 % auf Auslandseinkünfte (zum Beispiel durch Mieten)
0 % Vermögenssteuer
Zum Vergleich: der Höchststeuersatz in Deutschland beträgt momentan 45 %. Besonders für Selbstständige, wie es die meisten großen Creator sind, lohnt sich das Auswandern also finanziell. Aber auch bürokratisch ist die Pauschal-Regelung wesentlich einfacher, als beispielsweise das deutsche Steuer-System.
Streamer müssen Wohnungen in Deutschland aufgeben
Ist das eigentlich legal? Um von den steuerlichen Vorteilen legal zu profitieren, ist es wichtig, keinerlei Steuerpflicht mehr in Deutschland zu haben.
Relevant ist es dabei vor allem, keinen deutschen Wohnsitz mehr zu haben. Das heißt, man darf kein Haus und keine Wohnung mehr in Deutschland besitzen, die man regelmäßig nutzt. Dazu können sogar Zimmer im Elternhaus zählen. Außerdem darf man sich nicht länger als 6 Monate am Stück in Deutschland aufhalten.
Nicht relevant ist es tatsächlich, ob man ausschließlich deutsche Kunden bedient, also beispielsweise als Streamer nur deutsche Zuschauer hat.
Beachtet man dies, sowie einige weitere Feinheiten, ist das Auswandern aus steuerlichen Gründen also legal. Ob man es moralisch für richtig hält, ist natürlich nochmal eine andere Frage.
Schluss mit Steuerparadies?
Gerade von Einheimischen gab es viel Kritik am NHR-System. Denn während die Zugezogenen ihre Steuervorteile genießen, verdienen die Arbeiter in Portugal immer weniger. Das wurde vor allem durch die gleichzeitig enorm ansteigenden Mieten zu einem großen Problem.
Die soziale Kluft vertiefte sich und es kam zu landesweiten Demonstrationen.
Auch die Regierung räumt ein, dass die ursprünglichen Pläne nicht aufgegangen seien. Denn der größte Effekt der Steuererleichterungen sei der Verlust von Milliarden Euro. Daher zieht Portugal nun die Notbremse. Ab 2024 soll der NHR-Status abgeschafft werden.
Was bedeutet das? Möchte man von den Steuererleichterungen profitieren, muss man noch dieses Jahr nach Portugal ziehen. Nur wer vor 2024 die Kriterien erfüllte, kann den NHR-Status beantragen.
Alle, die den Sonderstatus bereits haben, können auch weiter davon profitieren, bis die jeweiligen 10 Jahre abgelaufen sind.
Aus ähnlichen Gründen hatte auch Twitch-Streamer Marcel „MontanaBlack“ Eris bereits mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen. Der 35-Jährige ärgert sich schon länger über Steuern und bürokratische Hürden wie die Rundfunk-Lizenz. Zudem hatte er ein lukratives Angebot von einem Casino aus Malta erhalten.