Deutsche Influencer verlegen in den letzten Wochen von 2023 noch rasch ihren Wohnsitz nach Madeira, denn in Portugal können sich Content-Creators noch kurze Zeit einen langfristigen Steuer-Vorteil sichern, der ihnen beträchtlich viel Geld spart. Einer der größten deutschen Gaming-Streamer auf Twitch, der LoL-Streamer NoWay, erklärt jetzt, warum er in Deutschland bleibt, obwohl er in Madeira so viel Geld sparen würde.
Das ist die Situation:
Es ist schon länger bekannt, dass es deutsche Content-Creators, gerade im Gaming-Bereich, auf die portugiesische Insel Madeira zieht. Vor allem YouTuber Simon Unge wird eng mit Madeira verbunden.
Doch gerade in den letzten Wochen von 2023 sah man unter deutschsprachigen Twitch-Streamern ein hektisches Treiben, noch schnell nach Portugal zu kommen. Wir haben etwa über die Streamer LetsHugo und ELoTRiX berichtet.
Der Reiz von Madeira liegt unter anderem an einer Regelung, die zum 1.1.2024 ausläuft, und die es Streamern erlaubt, massiv Steuern zu sparen, wenn sie nach Portugal ziehen. Wir haben auf MeinMMO das ganze Prinzip in einem Artikel ausführlich vorgestellt.
Madeira lockt:
Autoplay
Das sagt NoWay: Der 31-jährige Frederik „NoWay“ Hinteregger ist einer der größten deutschen Streamer überhaupt. Betrachtet man die Watch-Time der letzten 365 Tage, liegt NoWay hinter Eliasn97 und Papaplatte auf Platz 3. Er streamt fast ausschließlich das MOBA League of Legends.
Als er von seinen Fans, während einer Partie mit Teemo, auf den Reiz von Madeira für deutsche Content-Creator angesprochen wird, lässt er das Steuer-Thema erstmal außen vor.
NoWay erklärt:
Madeira ist attraktiv für Streamer – Es habe gute Infrastruktur, gutes Internet, sei relativ günstig
Man könne dort auch aus dem Haus gehen, ohne an jeder Ecke erkannt zu werden – gerade für weibliche Streamer sei das schon schön, die hätten da „keine komischen Stalker“ zu befürchten
Dann aber fragen Zuschauer doch konkret nach dem Steuer-Thema. Ein Zuschauer sagt, die Regelung ende und NoWay stimmt zu:
„Ja, deshalb wandern alle, die nach Madeira auswandern wollen, jetzt nach Madeira aus, weil ab 2024 geht das nicht mehr, was jetzt gemacht wird.“
Streamer zeigt viel Verständnis für Leute, die auswandern
Wie sieht NoWay das? NoWay hat viel Verständnis für Streamer, die nach Madeira auswandern. Als „Steuerhinterziehung“ sieht er das nicht, wohl aber als Steuerflucht oder Steueroptimierung.
Wer noch rechtzeitig nach Portugal ziehe, habe 10 Jahre die enormen Steuer-Vorteile. Für Influencer mit einer kurzlebigen Karriere sei das praktisch „auf Lebenszeit.“
NoWay erklärt dann nüchtern:
„Am Ende des Tages ist das so eine Sache: Das ist halt einfach rein rechnerisch sehr sinnvoll, das zu machen und deshalb werden viele Creators das halt nutzen. Du bist halt nicht gebunden, von irgendwo zu arbeiten. Du kannst dich frei bewegen. Die meisten von denen haben schon Hunderttausende von Steuern bezahlt. Haben höchstwahrscheinlich eine sehr, sehr kurze Karriere zu erwarten, die jederzeit enden kann.“
Auf eine Antwort aus dem Chat, das sei komplett asozial, sagte NoWay, das könne man so sehen. Aber man spare eben 45 % bis 50 % der Steuern und vielleicht würden einem dann 2 % bis 5 % der Community Vorwürfe machen und einen Streamer, der nach Madeira zieht, nicht mehr unterstützen:
„Das ist für jeden, der das macht, eine sehr, sehr einfache mathematische Rechnung, was du da machst. Also da machen die Leute immer gleich Auge und beschweren sich über die Leute, aber dann guckst du auf die richtig großen Steuerhinterzieher und da interessiert’s keinen. Also ich glaube, wenn du in der Position bist, tatsächlich bist du einfach dumm, es nicht zu machen.“
Er sagt klar: So wie die aktuelle Lage sei, wäre man „legit einfach dumm“, es nicht zu machen.
NoWay sagt, er bleibe ein Deutschland – Könne so etwas zurückgeben
Warum macht er das dann nicht? Obwohl NoWay so lange ausführt, warum es sich lohnt, nach Madeira zu ziehen, kommt es für ihn selbst nicht infrage.
NoWay sagt:
Er lebe gerne in Deutschland und seine Familie, die dort gebunden sei, sei ihm sehr wichtig. Die könne er nicht „re-loacaten“
Er sei ohnehin sehr groß und habe einen guten Verdienst – zwar nicht so groß, wie es für seine Größe möglich wäre, einige vergleichbare großer Streamer hätten ihn für seine Einnahmen ausgelacht. Aber ihm reichten seine Einkünfte.
Er könne auf die Art, also mit Steuerzahlung, etwas zurückgeben und es sei „fein für ihn“
Er mache sich ohnehin nicht viel aus Geld. Er zocke am liebsten, das koste wenig Geld: „Ich hab aber auch einen nicht zu extravaganten Lifestyle. Ich will halt einfach nur in meinem Keller sitzen und nerden und das kannst du halt überall und das ist nicht teuer.“
Trymacs macht deutlich: Man kann da nicht gewinnen
Was sagt Trymacs? Auch der Variety-Streamer Trymacs äußerte sich in einem aktuellen Stream zum Thema Steuerflucht. Er nimmt es als Beispiel dafür, dass man es Zuschauern nicht recht machen kann:
Wenn er sage, er bleibe gerne in Deutschland und zahle Steuern, werfe man ihm vor, ein „Systemling“ zu sein
Sprache er darüber, nach Madeira zu ziehen und abzuhauen, sei er ein asozialer Steuerflüchtling