Am 12. Oktober startete auf Netflix die 8-teilige Mini-Serie „Der Untergang des Hauses Usher.“ MeinMMO-Autor Schuhmann empfiehlt die Serie allen Zuschauern, die auf deftige Intrigen wie in Game of Thrones stehen und die sich nach einer in sich abgeschlossenen Handlung sehnen. Denn obwohl „Der Untergang des Hauses Usher“ eine fortlaufende Handlung erzählt, können die einzelnen Folgen für sich stehen.
Um was geht es in der Serie? Roderick Usher leitet ein Pharma-Unternehmen, das ihn durch ein Schmerzmittel längst zum Milliardär gemacht hat. Doch ein Ermittler der Gesundheitsbehörde will ihn für die tobende Opioid-Epidemie in den USA verantwortlich machen und zerrt ihn vor Gericht.
Roderick hat 6 Kinder von 5 Frauen, nur mit einer war er verheiratet. Die Kinder arbeiten alle auf die ein oder andere Art für ihren Vater und den Konzern Fortunato:
Prospero plant coole Orgien in Pop-Up-Locations
Camille ist für die PR des Pharmariesen zuständig und hat ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu ihren 2 jungen Assistenten (Titelbild).
Napoleon ist ein Gaming-Influencer mit 12 Millionen Followern und einem Drogenproblem
Victorine arbeitet als ehrgeizige Chirurgin an einem wichtigen Forschungsprojekt
Tamerlane entwirft eine Lifestyle-Produktline mit ihrem Ehemann, einem Sport-Influencer, dem sie regelmäßig Prostituierte bestellt, die dann ihre Rolle in einem romantischen Dinnerabend einnehmen, während sie dazu masturbiert
Frederic ist der legitime Erbe des Konzerns und als einziger verheiratet mit einer Tochter, die als besonderer Liebling der Familie gilt
Angeblich soll eins der Kinder oder die viel zu junge Ehefrau des Patriarchen den Ermittlern als Informant zur Seite stehen. Roderick setzt 50 Millionen US-Dollar als Kopfgeld aus, doch dann beginnt eine Reihe seltsamer Unfälle mit Todesfolge das Haus Usher zu dezimieren.
Der Trailer nimmt schon einige Schlüsselszenen vorweg:
Autoplay
In welcher Welt spielt Der Untergang des Hauses Usher? Die Mini-Serie hat zwei Zeitebenen:
In den 70ern Jahren sehen wir die Geschwister Madeline und Roderick Usher. Die beiden wollen etwas in einer Welt werden, die so gar nicht auf sie gewartet hat. Die hyperintelligente Madeline möchte am liebsten sofort in eine Führungsrolle einsteigen, um die Welt zu verändern. Man bietet ihr aber nur einen Sekretärinnen-Job an und auch das nur, wenn sie „den vollen Service“ bietet, also mit ihrem Chef schläft. Bruder Roderick kann seine junge Familie kaum über Wasser halten.
Im Jahr 2023 sehen wir einen Familien-Clan, der nichts Weltliches mehr zu befürchten hat. Ein gefürchteter Anwalt räumt jedes Problem aus dem Weg. Die Ushers leben in einer Welt von Verschwiegenheitserklärungen und Eheverträgen in der Sicherheit von Luxuswohnungen. Die Männer der Familie geben sich Ausschweifungen hin und scheinen nie zu arbeiten. Die Frauen buhlen ultra-kompetent und ehrgeizig um die Anerkennung und die Millionen des Vaters.
Edgar Allan Poe trifft Final Destination
Was macht den Reiz der Serie aus? „Der Untergang des Hauses Usher“ ist von Mike Flanagan, einem spannenden Regisseur, der schon „Black Mass“ oder und den gemeinen Horror-Film Oculus gedreht hat. Aus Black Mass hat er zwei Schauspielerinnen für Schlüsselrollen in “Der Untergangs des Hauses Usher” übernommen: zwei selbstsüchtiger Töchter des Familien-Clans mit riesigen Komplexen und Problemen.
Flanagan ist herausragend darin, eine Welt aufzubauen, in der etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Und der Zuschauer merkt von der ersten Sekunde, dass irgendwas mit den Figuren hier nicht stimmt.
Letztlich ist fast jede Figur des Usher-Clans im Kern korrupt. Die Figuren verhalten sich auf vielfältige Art unanständig ihren Mitmenschen und sich selbst gegenüber – und in diesem Verhalten steckt der Kern ihres Untergangs.
Die Serie schafft es dabei, dem Zuschauer früh anzudeuten, was Furchtbares passieren wird, dann sagt die Serie ihm klar, was Furchtbares passieren wird, doch erst in einem dritten Akt wird das Furchtbare gezeigt und trotzdem bleibt es wirkungsvoll.
Das Unausweichliche des Untergangs, der schon im Titel feststeht, zieht sich durch die Mini-Serie und trotzdem ist es in den Details spannend.
Die Höhepunkte der jeweiligen Folgen laufen dabei wie die furchtbaren Unfälle in der Reihe „Final Destination“ ab, eine Kette von Ereignissen wurde ausgelöst, die früher oder später eine tragische Konsequenz hat.
Der Reiz der Serie kommt vor allem durch die starken Schauspieler und ihre Rollen:
Mark Hamill (Luke Skywalker aus Star Wars) spielt einen leise sprechenden Anwalt, der nicht zu durchschauen ist.
Mary McDonnell (die Präsidentin aus Battlestar Galactica) spielt Madeline Usher, eine brillante Frau, die besessen davon ist, sich in einer Männerwelt durchzusetzen und die von der Unsterblichkeit träumt.
Kate Siegel, die Ehefrau des Regisseurs, hat mit Camille die vielleicht coolste Rolle der Serie abgestaubt: Eine zynische PR-Managerin, der nichts heilig ist.
Wer die schaurigen Werke von Edgar Allan Poe kennt, kann als Bonus zahllose Anspielungen entdecken, denn die einzelnen Episoden spielen auf die Geschichten des Horrormeisters an.
Man will den Figuren zurufen: Wenn du Prospero heißt, richte um Gottes willen doch keinen Maskenball aus. Die Orgie, die Prospero da veranstaltet, zeigt soviel nackte Haut, dass alleine diese Szenen die „ab 18“-Einstufung der Serie erklären kann.
Angenehm bei der Mini-Serie ist es, dass die Serie in sich selbst zum Abschluss kommt und die Folgen in sich rund sind. Doch auf dem Weg ins Finale gehen auch einige der schillerndsten Figuren verloren.
Einzig gegen Ende verliert “Der Untergang des Hauses Usher” dann doch einiges ihrer Leichtigkeit. Bis dahin hat sich so mancher Kniff wiederholt, so manches Geheimnis wurde gelüftet und so manche Motivation wirkt dann doch reichlich platt. Wenn schließlich eine der Figuren, im Angesicht des Untergangs, noch zu einer politischen Rede ansetzt, aus der man mehr den Regisseur als die Figur hören kann, und die Probleme der Welt erklärt, fragt man sich schon, wo die nächste skurrile Todesfalle bleibt.
„Der Untergang des Hauses Usher“ überzeugt mit starken Schauspielern, hintersinnigen Konflikten und derben Schock-Szenen. Außerdem ist die Serie auf vielfache Art einfach gemein.
Wer Lust auf 8 Stunden Nervenkitzel hat, wird bedient. Es ist halb Horror, halb Familiendrama, mit einer Spur Edgar Allan Poe und ganz viel Final Destination.
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