Godzilla ist eines der am längsten laufenden Film-Franchises aller Zeiten. 1954 wütete die Riesenechse zum ersten Mal durch japanische Städte. Der neuste Film Godzilla Minus One orientiert sich an den Anfängen und war das beste Kinoerlebnis, was MeinMMO-Autor Niko Hernes seit Jahren hatte.
Worum geht es in Godzilla Minus One? Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs desertiert der Kamikaze-Pilot Koichi Shikishima und täuscht einen Flugzeug-Defekt vor. Dabei landet er auf einer Insel mit Ingenieuren, die seine Maschine reparieren sollen.
Plötzlich taucht aber ein Monster auf, und Shikishima erstarrt vor Angst, obwohl er das Monster eigentlich mit seinem Flugzeug abschießen soll. Daraufhin sterben außer Shikishima und dem Leiter der Station alle stationierten Ingenieure der Insel.
Wie es sich herausstellt, handelt es sich bei dem Monster um Godzilla. Eine gewisse Zeit vergeht, und Shikishima lebt mit seiner Reue in einer zerstörten Stadt, mit einer Frau und einem kleinen Mädchen zusammen, für die er Geld beschaffen muss. Dafür arbeitet er auf einem Boot, um Minen aus dem Meer zu fischen.
Innerhalb dieser Zeit endete der Krieg, doch Atombombentests ließen Godzilla mutieren und scheuchten ihn auf, wodurch das nun gigantische Monster die Städte Japans bedroht.
Einen Trailer zum Film seht ihr hier:
Endlich wieder Godzilla als zerstörerische Naturgewalt
Godzilla Minus One ist der erste japanische Godzilla-Film seit Shin Godzilla aus dem Jahre 2016. In der Zwischenzeit erschienen 2 amerikanische Godzilla-Filme von Legendary Pictures, die zum sogenannten MonsterVerse gehören. In der amerikanischen Version ist Godzilla aktuell fast schon ein Held, der die Erde vor bösen Kaijus beschützt.
Shin Godzilla jedoch war fast schon eine apokalyptische Naturgewalt, die von Fehlentscheidungen der Politik unterstrichen wurde. Der Regisseur Hideaki Anno, der auch für Neon Genesis Evangelion zuständig war, zeichnete ein Monster, das die pure Verzweiflung der Menschen zeigt und eine Metapher für die Katastrophe in Fukushima darstellte.
So sehr ich auch den heldenhaften Godzilla mag, so viel mehr fasziniert mich Godzilla als Projektion menschlicher Ängste und der Verarbeitung vom Horror des Krieges. Deshalb ist Shin Godzilla auch einer meiner Lieblingsfilme, den ich schon mehrfach gesehen habe. Godzilla Minus One schlägt jetzt in eine ähnliche Kerbe und beschäftigt sich wieder mit der Nachkriegszeit Japans.
Das zeigt sich schon allein in der Umgebung, in der Shikishima lebt. Die Menschen sind umgeben von Trümmern, doch versuchen trotzdem wieder, ihr Leben aufzubauen. Die Regierung, sowohl die japanische als auch amerikanische, werden kritisiert vor allem in Bezug auf das Wegwerfen von Menschenleben.
Dabei thematisiert der Film die Gräueltaten und Handlungen des Krieges nicht direkt, sondern projiziert sie auf Godzilla selbst, der auch für den Protagonisten Shikishima die Visualisierung seiner Traumata ist. Und das Monster hat auch nach dem Krieg noch eine zerstörerische Kraft.
Wenn Godzilla auftritt, gibt es pure Gänsehaut
Die Geschichte ist aber eher zweitrangig. Der Star und das große Highlight ist hier natürlich Godzilla selbst. Sein Design ist dabei bedrohlich und nicht zu albern, was mir gut gefallen hat. Seine Bewegungen wirkten immer natürlich und verdeutlichten seine gigantische Statur. Bei einigen Hintergrundeffekten bemerkt man das geringe Budget von 15 Millionen Dollar, Godzilla selbst und seine Zerstörungswut sehen aber immer eindrucksvoll aus.
Wenn Godzilla aufs Festland geht, die Musik startet, die sich am Ursprungssoundtrack von Ifukube Akira orientiert, und er anfängt, seinen berühmten Schrei zu krakeelen, dann bekomme ich direkt Gänsehaut. Wenn er mitten in der Stadt anfängt, seinen berühmten Atomic Breath aufzuladen, dann bin ich wie gefesselt im Kinositz. Lässt er den Laser dann raus und vernichtet eine gesamte Stadt in einer eindrucksvollen Explosion, dann bin ich einfach sprachlos.
Nicht nur die Zerstörungskraft und die Metapher lassen mich diesen Film so sehr lieben, sondern auch die Hoffnung. Denn so unbesiegbar Godzilla scheint, so unbesiegbar ist auch die Hoffnung der Menschen, die sich trotz aller Gegebenheiten gegen diese Naturgewalt wehren.
Godzilla-typisch ist die Verteidigungsmaßnahme absurd. Durch die japanische Schauspielart, es trotzdem ernst zu nehmen, wirkt es dennoch wie die dämlich genialste Idee aller Zeiten. Und auch das Finale des Films zeigt trotzdem noch Menschlichkeit und entlässt mich aus dem Kinosaal mit einem guten Gefühl.
Leider lief der Film nur limitiert in deutschen Kinos, manche kleinere Kinos könnten den Film noch spielen. Sollte er weiter so erfolgreich sein, kann es auch sein, dass der Film eine erweiterte Kinoauswertung bekommt.
Wer aber die Möglichkeit hat den Film im Kino zusehen, der sollte die Chance ergreifen, denn für mich gab es in den letzten Jahren kaum ein Kinoerlebnis, was sich so gelohnt hat wie Godzilla Minus One.
Ein weiterer beeindruckenden Sci-Fi-Film aus diesem Jahr ist The Creator: