Inmitten der wachsenden Spannungen um Destiny 2 gibt ein aktueller Bericht von IGN einen beunruhigenden Einblick in die momentane Situation bei Bungie. Sollte das kommende DLC „Die Finale Form“ scheitern, befürchten die Mitarbeiter, dass es zu weiteren Entlassungen kommen könnte und Sony diese Gelegenheit nutzen wird, um auch die Unabhängigkeit von Bungie zu beenden.
Das hat der Bericht aufgedeckt: Rebekah Valentine von IGN hat mit einigen aktuellen Mitarbeitern bei Bungie gesprochen und dadurch besorgniserregende Zustände aufgedeckt. Im vergangenen Monat soll die Atmosphäre beim Entwickler von Destiny sogar „seelenzerstörend“ und von einer bedrückenden Stimmung geprägt gewesen sein.
Die Situation nach den Entlassungen und Berichten über sinkende Spielerzahlen und Einnahmen in Destiny 2 sei noch schlimmer, als allgemein bekannt ist.
Auch die Moral im Studio sei angesichts dessen, was die Mitarbeiter-Quellen als „Gleichgültigkeit des Managements“ beschreiben, stark gesunken.
Dazu kommen Einstellungsstopps sowie massive Kürzungen von Reisebudgets, die Abschaffung von Urlaubs- und Studioleistungsprämien oder die Beendigung anderer Mitarbeiterprogramme und -vorteile, weil Bungie weitreichende Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt hat.
Besonders beunruhigend ist jedoch die Befürchtung, dass ein Misserfolg des DLCs „Die Finale Form“ Sony schon bald die Gelegenheit geben könnte, auch die Unabhängigkeit von Bungie zu beenden.
Dieses DLC von Destiny 2 wird nicht nur über das Schicksal der Hüter entscheiden:
Autoplay
„Die Finale Form“ entscheidet über Bungies Zukunft
Kein gutes Jahr für Bungie: In den letzten Jahren haben viele Spieler Destiny 2, den FPS-Loot-Shooter von Bungie, geliebt. Doch seit Anfang 2023 gab es Hinweise auf einen Rückgang des früheren Hypes.
Seit dem DLC „Lightfall“ passt vieles nicht mehr. Die Spieler sind zunehmend unzufrieden. Einerseits wegen der unfertig wirkenden und schlecht erzählten Story von Lightfall, andererseits wegen des aktuellen Zustands des Spiels.
Im November 2023 haben Führungskräfte dann die Mitarbeiter bei einem Treffen darüber informiert, dass der Umsatz des laufenden Jahres um 45 % unter den erwarteten Ergebnissen liegt.
In der Folge wurden 8 % der Mitarbeiter „wegen starkem Rückgang der Beliebtheit“ gekündigt und die Veröffentlichung des kommenden DLCs „Die Finale Form“ von Februar auf Juni 2024 verschoben, um noch einmal daran arbeiten zu können.
Nach den Entlassungen bei Bungie und der Verschiebung des DLCs haben die Hüter zudem verärgert ihre Vorbestellungen storniert, was das Studio in eine noch schwierigere Lage gebracht hat.
Inzwischen gibt es keinen Raum mehr für weitere Fehler.
Laut Mitarbeitern hätte es nicht dazu kommen müssen
Nach Insiderinformationen von Peter Schreier von Bloomberg sowie Paul Tassi von Forbes wurde das Management wiederholt von Mitarbeitern darauf hingewiesen, dass die Zufriedenheit der Spieler auf einem historischen Tiefpunkt liegt. Man hätte mehrfach darum gebeten, Änderungen vornehmen zu dürfen, um die Spieler zurückzugewinnen. Viele Vorschläge seien jedoch abgelehnt worden.
So äußerten sich zwei Quelle gegenüber IGN:
Ich bin wütend. Ich bin verärgert. Das ist nicht das, wofür ich hierhergekommen bin. Es fühlt sich so an, als würden viele Vorgesetzte nicht auf die Daten hören und sagen: ‘Wir müssen nur unsere Fans zurückgewinnen, sie mögen uns immer noch.’ Nein. Das tun sie nicht… Wir haben einige unserer sachkundigsten, geliebten Leute verloren, die seit mehr als 20 Jahren hier waren. Jeden Tag betrete ich das Büro mit der Angst, dass ich oder meine Freunde als Nächstes dran sind. Niemand ist sicher.
Wir wissen, dass Die Finale Form erfolgreich sein muss. Und die Stimmung im Studio ist, dass, wenn das nicht der Fall ist, wir definitiv mit weiteren Entlassungen rechnen müssen.
Bungie „fällt auseinander“: Nach den Entlassungen kam es laut den IGN-Quellen zu einem massiven Stimmungsverfall innerhalb des Studios.
Die Unzufriedenheit und Trauer der Mitarbeiter sollen zudem in den Tagen und Wochen nach den Entlassungen auf unerwartet viel Gleichgültigkeit oder sogar Feindseligkeit seitens des Managements gestoßen sein.
Im letzten Monat soll die Stimmung im Studio sogar „seelenzerstörend“ gewesen sein.
Hier erwähnten die Quellen auch, dass im Vorfeld der Entlassungen bereits mehr als 10 % der internen Qualitätssicherungsabteilung (QA) von Bungie zwischen Anfang Oktober und Anfang November entlassen worden seien oder das Unternehmen verlassen hätten. Einschließlich der offiziell gemeldeten Entlassungen und der damit verbundenen Abgänge.
Dazu gibt es Berichte von ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der QA-Abteilung bei Bungie, dass das Team im letzten Jahr eine höhere Arbeitsbelastung und Verantwortung erfahren hat und gegen sie zunehmend Maßnahmen für vermeintlich geringfügige Verstöße ergriffen wurden.
Viele Bungie-Mitarbeiter, mit denen IGN gesprochen hat, seien auch von der Sony Übernahme im Jahr 2022 schockiert gewesen. Sie hätte nicht zum unabhängigen Trend des Studios gepasst. Und jetzt habe man den Eindruck, als würde Bungie auseinanderfallen.
Und es sieht laut IGN auch nicht so aus, als gäbe es vom Bungie-Management derzeit bedeutende Anstrengungen, um die Arbeitsumgebung aktuell wieder zu verbessern.
Wie lange kann Bungie noch unabhängig bleiben? Das ist derzeit ungewiss. Bei der Übernahme durch Sony im Juli 2022 war es Bungie noch wichtig, sich seine Freiheit zu bewahren.
Man blieb damals eine völlig unabhängige Tochtergesellschaft von Sony. Allerdings nahm Sony Plätze im Vorstand des Unternehmens ein, auch wenn Pete Parsons weiter als Stichentscheider fungiert.
Zum gegenwärtigen Vorstand von Bungie gehören nicht nur Bungie-Mitbegründer Jason Jones, Bungie-CTO Luis Villegas und Bungie-CEO Pete Parson, sondern auch PlayStation Studio-Chef Hermen Hulst und Sony Senior VP Eric Lempel.
Insgesamt ist der Vorstand zwischen Vertretern von Sony und Bungie aufgeteilt.
Das Management besteht weiterhin darauf, dass die Fans das Unternehmen immer noch lieben, auch wenn die Arbeitsmoral der Mitarbeiter deutlich gesunken ist.
Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von Bungie berichteten anonym gegenüber IGN über eine Abteilungsbesprechung, die kurz nach den Entlassungen stattfand. Dort machten die Führungskräfte deutlich, dass die gemeinsame Macht möglicherweise nicht von Dauer sein wird.
Mehrere Quellen scheinen daraufhin gegenüber Rebekah Valentine bestätigt zu haben, dass Sony tatsächlich das Recht hat, den aktuellen Vorstand aufzulösen und die volle Kontrolle zu übernehmen, falls Bungie seine finanziellen Ziele verfehlt.
Der Entwickler ist zwar bereits jetzt ein hundertprozentiges Sony-Studio. Doch falls sich die Situation nicht verbessert, könnte Bungies finanzieller Misserfolg dazu führen, dass Sony dann doch die vollständige Kontrolle übernehmen kann.
Welchen Eindruck habt ihr von der aktuellen Situation bei Bungie und den Berichten der Mitarbeiter? Würdet ihr es gutheißen, wenn Sony die volle Kontrolle über Bungie übernimmt? Teilt eure Meinung zu diesem Thema gerne in den Kommentaren mit.
Momentan läuft es auch im PvP nicht gut, sodass die Spieler auch hier Alarm schlagen: Destiny 2 wird seit den Entlassungen von Cheatern überrannt, machen das PvP „grenzwertig unspielbar“