Innerhalb der Star Citizen-Community herrscht aktuell ein großer Konflikt. PvP-Chaoten eskalierten bei einem Test und trieben friedliebende Mitspieler in den Wahnsinn. Die Entdeckung neuer Inhalte und das Melden von Bugs war kaum möglich.
Mit der diesjährigen CitizenCon lieferte Entwickler CIG viele interessante Einblicke in den aktuellen Zustand des Weltraum-MMOs Star Citizen. Darüber hinaus wurde die Einzelspieler-Kampagne Squadron 42 als „feature complete“ bezeichnet.
Während sich Solo-Abenteurer jetzt umso mehr auf ein Story getriebenes Spiel freuen, das sie für sich alleine entdecken können, läuft nach Ansicht der Community in der Mehrspieler-Variante von Star Citizen gerade etwas richtig aus dem Ruder.
Die Rede ist von Pyro, dem nächsten System mit mehreren Planeten und Monden. Eigens dafür haben die Entwickler einen Tech-Preview-Test abgehalten, um von den teilnehmenden Spielern Feedback zu neuen Inhalten und gefundenen Bugs zu bekommen.
Allerdings wurden fleißige Spieler daran von sogenannten Griefern gehindert. Diese PvP-Piraten haben auf dem Preview-Server jeden ins Visier genommen, der ihnen vor die Flinte kam. Auf diese Weise wurde vielen Spieler, die bei diesem Test eigentlich nur Gutes im Sinn hatten, der Spielspaß genommen. Die Leidtragenden sind dabei alle Spieler von Star Citizen, auch die Griefer selbst.
Fehlen freiwillige Tester auf den Server der Preview-Versionen, leidet darunter die Qualität kommender Updates. Breitet sich das toxische Verhalten innerhalb der Community weiter aus, verlassen Spieler das Star Citizen Universum und neue potenzielle Weltraumpiloten werden abgeschreckt. Davon hat niemand etwas. Weder die PvE- und PvP-Spieler, noch die Griefer selbst.
PvP-Spieler außer Kontrolle, Star Citizen wird zum „Wilden Westen“
Was ist passiert? Ausgewählte Spieler von Star Citizen hatten die Möglichkeit, sich einen Preview-Build des Space-MMOs anzuschauen. In dieser frühen Version mit neuen Inhalten konnten Weltraumpiloten das kommende Pyro-Sternensystem unter die Lupe nehmen. Der Fokus lag dabei auf Erkundung und dem Finden von Bugs, die man an die Entwickler melden konnte.
An die Entdeckung der neuen Planeten und Monde war aber nicht zu denken. Auch die Bug-Suche erwies sich als schwieriges Unterfangen. Denn beides wurde durch Griefer mit unfairen PvP-Gefechten massiv gestört.
Ein Griefer will anderen den Spaß verderben. Das Wort grief heißt übersetzt Kummer. Ein Griefer ist also jemand, der anderen Kummer bereiten möchte.
Wieso eskalierte das PvP-Gameplay? Die Spielwelt verzichtete bei diesem Test auf waffenfreie Zonen. Genau das Nutzen Griefer schamlos aus und verdarben anderen Mitspielern den Spaß. Bereiche, die Spieler durchqueren müssen, um beispielsweise zu ihrem Raumschiff zu gelangen, wurden regelrecht überwacht.
Sobald ein ahnungsloser Charakter zu sehen war, wurde das Feuer auf ihn eröffnet. Da es gleichzeitig keine Bestrafungen für solche Straftaten gab, hatten Griefer keine Konsequenzen zu fürchten.
Teils wurden Spieler aufs Korn genommen, die gerade erst die Spielwelt betreten hatten. Andere konnten noch in ihr Raumschiff steigen, wurden dann aber von Griefern vom Himmel geholt, als sie versuchten den Weltraum zu erreichen.
Eine Station im neuen Pyro-Sternensystem
Wie reagierte die Community darauf? Spieler, die solche Situationen mehrmals erleben mussten, beendeten gefrustet das Spiel. Auf Reddit und Spectrum, dem offiziellen Star Citizen Forum, ließen Spieler ihrer Wut und ihrem Frust über eskalierende PvP-Spieler freien Lauf. In unzähligen Beiträgen und Kommentaren finden sich Beschwerden über das toxische Verhalten der Griefer.
Aber auch die Gegenseite in Form der Griefer meldete sich zu Wort. Das Ergebnis waren Debatten darüber, wer eigentlich im Recht sei. Die PvP-Piraten argumentierten unter anderem damit, dass in Star Citizen ein gewisses Risiko bestehen muss. Nur die immer wiederkehrenden Gameplay-Schleifen im PvE wären nicht ausreichend.
Hier einige Stimmen zum Konflikt:
Menschen, die derzeit nichts anderes tun, als alles zu töten? Das ist einfach nur dumm. Vor allem, weil ich wetten würde, dass das genau die Leute sind, die ständig über Bugs jammern. (Usual-Application916 via Reddit)
Als ehemaliger begeisterter Spieler, der auf die 40 zugeht, habe ich nicht mehr die Zeit, Energie oder Geduld, mich mit solch jugendlichem Bullshit auseinanderzusetzen. (NKato via Reddit)
Ja. Gehen Sie zurück nach Stanton für eine zivilisierte, höfliche Gesellschaft. Pryo ist ein gesetzloses Höllenloch und sollte als solches anerkannt werden. (False_Profit_ via Reddit)
Solange es genug Leute gibt, die tatsächlich nach Fehlern suchen und diese melden, bin ich damit zufrieden, den PvP-Spielern ihren Spaß zu überlassen. […] Ständige Gefahr kann das Spiel in gewisser Weise bereichern. (Spectral_Disorder via Reddit)
Forderungen der Community und die Reaktion der Entwickler
Was wird nun gefordert? Die Mehrheit der Beiträge und Kommentare spricht sich für ein geordnetes PvP-Erlebnis aus. Für die Community von Star Citizen gehört PvP zum Spiel dazu. Es nimmt für die meisten Spieler aber nur einen kleinen Teil in der ansonsten PvE-dominierten Spielwelt ein.
PvP-Missionen und gegenseitige Spielergefechte auf Augenhöhe sind für sie kein Problem und sogar erwünscht. Selbst die Entwickler forderten euch schon einmal dazu auf, sie im Spiel zu jagen.
Einigen geht das nicht zu weit. Sie fordern ein striktes Verbot bzw. eine technische Umsetzung, damit PvP in Testumgebungen generell nicht möglich ist. Für sie sollte der Fokus rein auf der Erkundung neuer Inhalte und der Fehlersuche mit Meldung an die Entwickler liegen.
Griefer verteidigen ihr Verhalten mit der laschen Herangehensweise der Entwickler zu diesem Thema. CIG schreibt dazu auf der eigenen Website „Was im Vers als kriminelle Aktivität angesehen wird, ist noch in Arbeit, aber in den meisten Fällen wird Ihnen Ihr moralischer Kompass gute Dienste leisten.“ (via support.robertsspaceindustries.com)
Da die drei Systeme zur Kriminalitätsbewertung eines Spielers nur auf dem Live-Server greifen, fühlen sich Griefer derzeit in Sicherheit. Die lokalen Rechts-, Kriminalitäts- und Reputationssysteme fehlten schlicht in der Preview-Version für Pyro. Das ist aber nicht das einzige Problem, das Star Citizen gerade in die Kritik bringt.
Was sagt CIG dazu? Die Entwickler sind sich der Problematik bewusst. CIG arbeitet bereits an einer Lösung. Über die drei genannten Systeme sollen später die NPCs im Spiel entsprechend auf Spieler reagieren, die zu viel kriminelle Energie an den Tag legen.
Entweder sie hindern ehrenlose Weltraumpiloten mit Waffengewalt daran, ihr Territorium zu betreten oder machen ihnen es zumindest sehr schwer, einen Fuß in die von NPCs bevölkerten Stationen zu setzen.
CIG sagte zuletzt in einem Video aber auch, dass die PvP-Aktionen anderer Spieler zum gesetzlosen Setting im Pyro-System dazugehören. Was hierbei fehlt, ist eine klare Abgrenzung zum Griefing. Wo fängt PvP an, wo hört es auf? Und viel wichtiger, ab wann ist toxisches Verhalten im Spiel eine Form von Griefing? Bis dahin sind sich die Spieler weitestgehend selbst überlassen.
Bei Minute 14:30 spricht ein Entwickler über PvP im Pyro-System
Wie sähen die Folgen ohne konkrete Regeln und Systeme aus? Die Entwickler sollten sich nicht allzu lange Zeit mit einer Lösung lassen. Im ersten Moment führt Griefing in Preview-Versionen zu weniger bereitwilligen Testern. Wer lässt sich schon gerne mehrmals wehrlos ins digitale Jenseits befördern?
Die Folge wären zunächst weniger ausführlich getestete Updates und Inhalte mit geringerer Qualität. Stellt CIG keine klareren Regeln auf, könnten aktive Spieler Star Citizen den Rücken kehren. Zieht das toxische Verhalten von Griefern größere Kreise, könnte sich das negativ auf die Registrierung neuer Spieler auswirken. Chris Roberts und Co. sind für die weitere Entwicklung auf frisches Geld angewiesen.
Das Entwickler-Studio hinter Star Citizen sammelt kontinuierlich große Geldsummen ein, wie die Finanzierungsstatistik zeigt. (via robertsspaceindustries.com)
Dennoch sind auch Neueinsteiger dabei ein nicht zu unterschätzender finanzieller Faktor. Ein Scheitern des Spiels wünscht sie niemand, der aktiv an der Entwicklung teilnimmt. Dies wäre auch nicht im Interesse der Griefer. Auf welcher Seite der Geschichte steht ihr?