Ich hab den vielleicht besten Gaming-Handheld getestet – Ist der Lenovo Legion Go wirklich besser als das Steam Deck?

Mit dem Lenovo Legion Go gibt es den vermutlich spannendsten Gaming-Handheld, der 2023 auf den Markt gekommen ist. MeinMMO-Redakteur Benedikt Schlotmann hat den Lenovo Legion Go ausprobiert und verrät im Test, was das Modell taugt.

Neben Ayaneo, Valve und ASUS gibt es mit Lenovo einen weiteren Hersteller, der mit einem Gaming-Handheld um die Gunst der Spieler buhlen möchte. Mit 799 Euro ist der Legion Go nicht gerade günstig und liegt deutlich oberhalb des Steam Decks, verspricht dafür mehr Performance und ein besseres Display.

Ich habe den Lenovo Legion Go ausführlich getestet und erkläre euch, für wen sich das Modell eignet und warum das Steam Deck nach diesem Test auch weiterhin mein Favorit bleiben wird.

Design

Einrichtung

Betriebssystem und Software

Der Lenovo Legion Go im Praxistest – Wie spielt es sich damit?

Die Stärken vom Legion Go im Detail

Die Schwächen vom Legion Go im Detail

Fazit

Lenovo Legion GoSteam Deck OLEDProzessorAMD Ryzen Z1 ExtremeAMD Zen 2 APUGPUAMD Radeon 780M (30 Watt)RDNA 2 (4 – 15 Watt)Arbeitsspeicher16 GB LPDDR516 GB LPDDR5Display8,8 Zoll LCD-Display, 144 Hz7,4 Zoll HDR OLED, 90 HzAuflösungQHD+ (2560×1600)1280 × 800Speicherplatz512 GB512 GB oder 1 TBGewicht854 Gramm640 GrammPreis799,- (512 GB)569,- (512 GB), 679,- (1 TB)Steam Deck OLED vs Lenovo Legion Go.

Design

Wie ist der Lenovo Legion aufgebaut? Der Lenovo Legion Go setzt auf ein ähnliches Erscheinungsbild wie bereits das Steam Deck und der Rog Ally von ASUS. Der Legion Go ist etwas größer als das Steam Deck, insbesondere das Display nimmt deutlich mehr Platz ein.

Der Legion Go kopiert bei der Anordnung der Tasten das asymmetrische Design des Xbox-Controllers: Der rechte Thumbstick ist näher am Bildschirm orientiert, der linke Stick liegt näher am Rand des Modells. Das Touchfeld ist etwas kleiner als beim Steam Deck. Die Lautsprecherboxen sind beim Legion Go auf der Rückseite platziert, während sie beim Steam Deck frontal verbaut sind.

Lenovo Legion Go (oben) und Steam Deck (unten) im Vergleich: Das Steam Deck ist etwas kleiner und vor allem leichter. Die Tasten sind auch angenehmer angeordnet.

Im Gegensatz zum Steam Deck lassen sich die Controller an den Seiten abnehmen. Damit könnt ihr mit dem Handheld wie mit der Switch zocken. Die Controller des Legion Go rasten aber nicht so hörbar und befriedigend ein wie bei der Switch. Dadurch bin ich mir nie 100 % sicher, ob die Controller wirklich sauber eingerastet sind.

Lenovo Legion Go (oben) und Steam Deck (unten) die Rückseite im Vergleich: Die Tasten beim Steam Deck sind unten positioniert, das macht mobiles Gaming angenehmer.

Einrichtung

Auf welche Software setzt der Handheld? Der vermutlich wichtigste Unterschied zum Steam Deck ist das Betriebssystem. Denn im Vergleich zum Steam Deck, wo SteamOS als Betriebssystem genutzt wird, kommt beim Legion Go ein normales Windows 11 zum Einsatz. Dadurch könnt ihr so ziemlich jedes Programm ohne Aufwand auf dem Legion Go installieren. Auf dem Steam Deck muss man den Umweg über Proton gehen.

Wie ist die Einrichtung? Microsoft will mich bei der Einrichtung aggressiv dazu bringen, Abos für diverse Programme (One Drive, Office 365) abzuschließen und ohne Registrierung oder Login mit Konto kann man das Gerät nicht nutzen. Deaktiviere ich das WLAN, bekomme ich einen Fehler angezeigt. Insgesamt bin ich mit der Einrichtung locker 30 Minuten beschäftigt, bevor ich dann den „Desktop“ sehe.

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von Benedikt Schlotmann

Betriebssystem und Software

Wie ist die Software? Mein erster Eindruck ist ziemlich positiv. Windows 11 läuft überraschend flüssig und Software lässt sich ohne Probleme zügig installieren. Lenovo hat einen eigenen Launcher, den „Lenovo Legion Space“ installiert, über welchen sich Spiele und Programme elegant starten lassen. Wollt ihr Software installieren, müsst ihr das jedoch weiterhin direkt über Steam, Epic oder die Setup-Datei machen. „Lenovo Legion Space“ ersetzt nicht euren Desktop.

Sobald ihr jedoch eure Programme und Spiele installiert habt und euch eingeloggt habt, könnt ihr eure Spiele auch bequem über den „Lenovo Legion Space“ starten.

Auf dem Lenovo Legion Go könnt ihr so ziemlich jede Software installieren. “Lenovo Space” ist praktisch, aber installieren müsst ihr direkt über Windows und Setup-Datei.

Lenovo packt jedoch auch aggressiv eigene Werbung in seine Software-Suite, welche sich auch nicht völlig deaktivieren lässt. Immerhin: Im Launcher selbst sehe ich nur meine Spiele und keine Werbung mehr für den Game Pass oder andere Sonderaktionen, die es exklusiv für Besitzer eines Legion Go’s geben soll.

Insgesamt lässt sich Windows problemlos bedienen, Windows 11 ist aber weiterhin nicht touch-optimiert. Entsprechend hakelig fühlt es sich an, mit den dicken Fingern das richtige Menü zu treffen. Da fühlt sich SteamOS einfach intuitiver und genauer an.

Der Lenovo Legion Go im Praxistest – Wie spielt es sich damit?

Welche Spiele habe ich getestet? Zum einen habe ich die Everspace 2 Demo getestet. Hier kann man in die ersten Spielstunden hineingucken und hat ein flottes Shooter-Erlebnis. Zum anderen habe ich das Koop-Spiel Atlas Fallen ausprobiert.

Wie fühlt sich Gaming an? Offiziell bekommt ihr mit dem Legion Go ein 8,8-Zoll großes Display mit QHD+-Auflösung (2.560 x 1.600) und 144 Hz. Moderne Triple-A-Titel machen damit aber keinen Spaß. Die Performance bricht regelmäßig stark ein und liegt im Schnitt bei 30 FPS. Mit der geworbenen Auflösung von 2560×1.600 läuft kein moderner Titel richtig flüssig.

Die Kämpfe in Atlas Fallen gegen verschiedene Sandmonster fühlen sich auch auf dem Legion Go herrlich flott an. Hier kommt das Display hervorragend zur Geltung. Die Lüfter sind dauerhaft hörbar, dafür bleiben die Temperaturen aber angenehm und die Rückseite des Handhelds wird nicht zur Herdplatte. Bei sehr schnellen Bewegungen bricht die Performance jedoch durchaus ein. Die Sticks fühlen sich dank Anti-Friction-Ringen richtig gut an.

Anders sieht es bei Everspace 2 aus: Die Steuerung des Raumschiffs mit den Controllern fühlt sich ziemlich träge und wenig genau an. Das liegt vor allem an der Deadzone der beiden Sticks, denn die ist viel zu stark eingestellt. Das berichtet auch mein Kollege Linh von GameStar Tech in seinem Test. Hier kann man über Steam zwar entgegensteuern, bei Spielen ohne einstellbarer Deadzone sieht das jedoch anders aus.

Auch der Gyrosensor ist eher mäßig umgesetzt. Da greife ich dann doch lieber zu meinem Xbox-Controller, der sich problemlos über Bluetooth mit dem Legion Go verbinden lässt.

Deutlich besser sieht es jedoch aus, wenn man die Auflösung auf Full-HD begrenzt, dann liegen die FPS-Werte teilweise deutlich über dem Steam Deck. Das Display gefällt mir auch deutlich besser als das Display des LCD-Modells vom Steam Deck. Hier bietet der Legion auch drei Voreinstellungen für die Auflösung an:

2560×1600

1920×1200

1280×800 

Gaming mit Monitor: Ja, der Legion Go lässt sich über einen Adapter über den USB-C-Anschluss auch an einen Monitor anschließen. Im besten Fall schließt ihr das Gerät an einen Full-HD-Monitor an. Sehr große Auflösungen, etwa UWQHD in meinem Beispiel, funktionieren zwar auch, produzieren aber seltsame Fehler. Einmal wurde etwa beim Anschluss das ausgegebene Bild auf dem Kopf dargestellt und ich konnte es nicht umstellen.

Auf einem Full-HD-Monitor lief es dafür umso besser. Bei großen Monitoren (24 Zoll und mehr) steigt aber auch die Last auf den Handheld, was man an der Lautstärke und der Temperatur spürt.

Der Lenovo Legion Go an einem 32-Zoll-Monitor mit UWQHD-Auflösung. Das funktioniert problemlos, der Handheld wird jedoch laut beim Gaming.

Die Stärken vom Legion Go im Detail: Display, Verarbeitung und Performance

Das Display: Das Display ist fantastisch und die Farben satt und kräftig. Im direkten Vergleich wirkt das OLED-Display meiner Switch jedoch immer noch tiefer und farbenfroher. Vor allem neben dem LCD-Display des Steam Decks ist das verbaute Modul im Legion Go einfach besser. Bei der OLED-Version hat das Steam Deck wieder die Nase vorn.

Verarbeitung: Der Legion Go fühlt sich richtig wertig an. Ja, das Modell besteht nur aus Hartplastik, liegt aber wuchtig und stabil in der Hand. Der Standfuß auf der Rückseite macht ebenfalls einen guten Eindruck und ist kein Vergleich zu dem billigen Standfuß, den Nintendo bei seiner ersten Switch verbaut hatte. 

Obendrein liegt ein sehr stabiles Hardcase im Lieferumfang. Praktisch: Im Hardcase ist eine Öffnung für das Ladekabel integriert, sodass ihr das Gerät auch im “verpackten” Zustand laden könnt. Dadurch ist das Case jedoch nicht wasserdicht oder vollständig gegen äußere Einflüsse geschützt.

Einmal den Lenovo Legion Go (unten) und die Nintendo Switch OLED (oben) im Vergleich. Die Switch ist deutlich kleiner, wiegt dafür aber auch nur halb so viel (854 g vs. 400 g)

Gute Performance: Im Inneren des Handhelds steckt der AMD Ryzen Z1 Extreme mit integriertem Grafikchip. Und dieser Kombi-Chip (APU) bietet eine sehr gute Leistung. Mit reduzierter Auflösung lassen sich damit auch moderne Spiele problemlos spielen, die 144 Hz werden aber so gut wie nie ausgereizt, höchstens in anspruchslosen Indie-Games. Moderne Spiele wie etwa Atlas Fallen erreichen in Full-HD durchaus 70 – 80 FPS. Bei mittleren Details und eigenen Feineinstellungen bleiben die Temperaturen in einem angemessenen Rahmen.

In der vollen Auflösung von 2560×1600 sackt die Performance bei mittleren Einstellungen bereits auf 30 bis 40 FPS und gerne auch darunter.

Einfaches Upgrade möglich: Das Lenovo Legion Go lässt sich ziemlich problemlos mit einer größeren SSD aufrüsten. Auf der Rückseite müsst ihr nur die 4 Schrauben entfernen und gelangt so bereits an das Innere. Beim Einbau muss man nur darauf achten, dass man keine Kabel beschädigt.

Die Schwächen vom Legion Go im Detail: Lautstärke, Akku und Ergonomie

Ergonomie: In meinen Augen ist die Ergonomie ein Schwachpunkt des Geräts. Und das liegt nicht nur am Gewicht. Zum Vergleich (in absteigender Reihenfolge):

Der Lenovo Legion Go wiegt 854 Gramm.

Das Steam Deck ist mit 669 Gramm etwas leichter.

Die Nintendo Switch wiegt rund 400 Gramm und ist damit der leichteste Handheld im Vergleich.

Ich habe ziemlich große Hände (19 cm), dennoch finde ich den Legion Go auf Dauer unangenehm zu halten. Beim Steam Deck sind alle Knöpfe und Buttons am oberen Rand positioniert, beim Legion Go liegen die Buttons und Thumbsticks stärker verteilt. Das finde ich nach einer knappen Stunde Spielzeit bereits sehr unangenehm. Vor allem, wenn ich mobil unterwegs bin und in der Straßenbahn oder im Regionalzug sitze, bevorzuge ich weiterhin das Steam Deck oder meine Switch.

Auch die Rücktasten liegen beim Steam Deck weiter unten und damit besser platziert, sodass ich am Steam Deck diese problemlos mit kleinem und Ringfinger verwenden kann. Beim Legion Go wird das schnell zum Glücksspiel, ob ich die Tasten erwische.

Controller lassen sich abnehmen und zu einer “Maus” umfunktionieren. Das ist praktisch, aber nicht sonderlich bequem.

Laute Lüfter: Bereits ohne Last hört man ein unangenehmes, metallisches Fiepen von den Lüftern. Das ist im Leerlauf, wenn ich nebenbei nur ein neues Spiel installiere oder das Update durchlaufen lasse, ziemlich nervig.

Unter Last verschwindet das Geräusch, dafür sind die Lüfter dann deutlich hörbar. Ich finde aber nie so extrem laut wie beim Steam Deck. Mit guten Kopfhörern oder In-Ears nehme ich das Rauschen der Lüfter kaum noch wahr.

Der Controller der Nintendo Switch (links) und vom Lenovo Legion Go: Die Controller vom Legion sind deutlich wuchtiger.

Schwache Akkulaufzeit: Der Legion Go hat das gleiche Problem wie das Steam Deck und der Rog Ally: Die Akkulaufzeit fällt ziemlich knapp aus. Je nach Spiel ist bereits nach 90 Minuten Schluss. Daher lohnt es sich fast immer, das Ladekabel oder eine dicke Powerbank in Reichweite zu haben. Sehr anspruchsvolle Spiele belasten dabei den Akku deutlich mehr, als wenn ihr nur ein paar Indie-Spiele zockt.

Controller-Eingaben und Touch in Windows: Es ist weiterhin nervig, dass sich Windows nicht vernünftig mit einem Controller steuern lässt. Obendrein ist das System nicht Touch-optimiert. Navigiere ich mich nur mit dicken Fingern durch die Menüs, erwische ich regelmäßig die falschen Optionen. Im besten Fall schließt ihr für erste Einrichtungen oder Installationen eine Maus an, das erspart euch zu Beginn viele Nerven.

Kein VRR: Die Abkürzung VRR steht für “Variable Refresh Rate” und optimiert die Bilddarstellung von Spielen. Lenovo hat sich aus mir unbekannten Gründen gegen VRR entschieden. Das ist schade, denn der Rog Ally unterstützt VRR, das Steam Deck wiederum nicht.

Nervige Fingerabdrücke: Das Design, das Display und die Controller sind stark anfällig für Fingerabdrücke. Bereits nach wenigen Handgriffen kann man jeden Fingerabdruck sehen. Dadurch wirkt der Legion Go recht schnell benutzt. Das stört zwar nicht die Performance, aber das Aussehen und mein persönliches Wohlbefinden. Gefühlt kann ich alle 5 Minuten über das Gerät wischen, um die nervigen Fingerabdrücke entfernen.

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Fazit: Das Steam Deck bleibt mein Favorit

Für wen ist der Handheld empfehlenswert? Ihr wollt alle eure Spiele, inklusive Epic, Ubisoft Connect und Co. auf einem Handheld installieren, dann ist der Lenovo Legion Go sicher die einfachste Möglichkeit. Auf dem Steam Deck geht das zwar ebenfalls, ist aber mit größeren Hürden (Proton) verbunden. Insbesondere, wenn ihr noch keinen Handheld besitzt, könnte Lenovos Legion Go eine echte Option sein.

Für wen ist der Handheld ungeeignet? Ihr besitzt bereits einen Gaming-Handheld wie das Steam Deck oder den Rog Ally, dann lohnt sich der Legion Go nur bedingt für euch. Speziell dann, wenn ihr euch das OLED-Modell vom Steam Deck gekauft habt.

Vor allem an großen Monitoren und Fernsehern kommt der Legion Go zügig an seine Grenzen, wenn ihr die Auflösung nicht stark reduzieren möchtet. Hier investiert ihr die 800 Euro besser in einen vernünftigen Gaming-PC, auch wenn ihr diesen nicht in euren Rucksack packen könnt.

Weitere Gaming-Handhelds: Alle interessanten Gaming-Handhelds, die ihr aktuell kaufen könnt und die empfehlenswert sind, findet ihr in folgender Liste direkt auf MeinMMO:

Die 7 besten Gaming-Handhelds 2023, die ihr kennen solltet

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