Larian Studios hat derart viel Zeit und Liebe zum Detail in Baldur’s Gate 3 einfließen lassen, dass aus dem Spiel ein wahres Kunstwerk geworden ist. Auch MeinMMO-Redakteurin Sophia Weiß genießt noch jede Spielsekunde. Doch einen NPC hätte sie in ihrem guten Run gerne schon in Akt 1 den Bösen geopfert.
Ich habe zum Release angefangen zu spielen und bin immer noch in meinem ersten Durchlauf. Zwar habe ich noch keine 200 Stunden angehäuft, wie MeinMMO-Chefredakteurin Leya Jankowski, aber für meine Verhältnisse sind über 160 Stunden auch schon viel.
Mittlerweile habe ich aber Akt 3 erreicht und auch einige der Nebenquests mehr oder weniger erfolgreich beendet. Dabei hat sich ein NPC für mich ganz besonders hervorgetan: Rolan, der missmutige Magierlehrling aus dem Smaragdhain. So gern ich ihn noch in Akt 1 im Goblin-Lager abgeliefert hätte, so zufrieden bin ich mit seiner Charakterentwicklung.
Achtung – Spoiler: Im Folgenden erwarten euch Spoiler zu Rolans möglicher Geschichte von Akt 1 bis Akt 3 und den Charakteren, die mit dieser verbunden sind.
Autoplay
Rolan – nerv mich nicht!
Wenn ihr Rolan das erste Mal trefft, steht er in einer Ecke des Smaragdhains. Er diskutiert mit seinen beiden Geschwistern Cal und Lia, ob sie bleiben und den Druiden im Kampf gegen die Goblins helfen sollen.
Rolan ist absolut dagegen: Er holt jedes Argument raus, das er für wirksam hält, um seine Familie zur Weiterreise nach Baldurs Tor zu bewegen. Dabei wirkt er durchgehend arrogant. Er wischt auch jedes Argument zum Bleiben vom Tisch und ist sichtlich genervt.
Was will Rolan in Baldurs Tor? Magierlehrling werden. Für einen Magier, dessen Ruf gar nicht so gut ist – zumindest laut Gale. Und diese Anstellung sei so viel wichtiger als der Smaragdhain. Oder vielleicht ist ihm auch einfach die Sicherheit seiner Familie wichtig. Man weiß es zu diesem Zeitpunkt nicht.
Als Spieler habe ich seine Geschwister zum Bleiben überzeugen können. Da Rolan seine Familie nicht zurücklassen will, bleibt er somit auch. Wenn auch laut grummelnd und fluchend. Auf der Tieflingsparty nach erfolgreichem Sieg über die Goblins, unterhält er alle immerhin mit seinen Zaubertricks.
Mir ging er hier insgesamt einfach nur auf die Nerven: Was für ein Windbeutel, dachte ich mir.
Hat Rolan Akt 1 überlebt, findet ihr ihn in Akt 2 im Gasthaus Zum Letzten Licht. Dort ertränkt er seine Sorgen in Alkohol: Cal und Lia wurden von den Anhängern der Absoluten gefangen genommen. Weil ich die zwei ja zum Helfen überredet habe, pöbelt er meinen Charakter entsprechend an.
Wütend und betrunken stürmt er in die ewige Nacht hinaus, um seine beiden Geschwister selbst zu retten. Hier hätte ich ihn fast verloren und es hätte mir nicht um ihn leid getan: Der Idiot versucht, sich in die Türme des Mondaufgangs einzuschleichen und wird von einer Horde Schattenmonster festgesetzt.
Wartet man zu lange – ein bis zwei lange Rasten nämlich – ist er so gut wie tot.
Ich hatte das Glück, rechtzeitig über ihn zu stolpern. Nicht, weil ich das geplant hatte, sondern weil ich ihn schlicht beim Erkunden entdeckte. Und dann hilft man natürlich. Genauso, wie ich später auch die Gnome und Rolans Geschwister aus dem Gefängnis in den Türmen befreit habe.
Erst jetzt fängt die harte Schale an, Risse zu bekommen: Rolan ist enorm erleichtert über die Rückkehr seines Bruders und seiner Schwester. Vielleicht – aber auch nur vielleicht – hat er einfach Angst, es nicht heil mit der ganzen Familie in die vermutete Sicherheit von Baldurs Tor zu schaffen.
Aber sie schaffen es. Rolan wird sogar … freundlich. Und er bekommt die angebotene Lehrlingsstelle bei Lorroakan. Leider wird er prompt zum Angestellten im Zauberladen des Magiers degradiert.
Noch dazu kommt, dass sein neuer Meister Rolan regelmäßig misshandelt. Für Rolan am schlimmsten ist aber, dass seine beiden Geschwister nicht mit ihm im Magierturm leben dürfen. Lorroakan hat sie einfach rausgeworfen.
Dieser Magier ist übrigens ein ganz eigenes Kaliber für sich: Er möchte das Nachtlied fangen und es wie Ketheric Thorm als Quelle der Unsterblichkeit nutzen. Das Nachtlied, Dame Aylin, findet das nicht lustig und fordert Lorroakan heraus.
Und hier zeigt sich das wahre Holz, aus dem Rolan geschnitzt ist: Als Lorroakan ihn dazu auffordert, mit ihm gemeinsam gegen mich und Dame Aylin zu kämpfen, schlägt er sich prompt auf meine Seite. Dass er seine hart verdiente Ausbildung einfach in den Wind schlägt, um das Richtige zu tun, hat mich ungemein gefreut.
Nach einem harten Kampf liegt Lorroakan geschlagen am Boden und Rolan bedankt sich bei mir. Er ist sogar richtig nett. Er macht sich kurzerhand selbst zum neuen Meister des Turms und schwört sogar seine Loyalität für alles was kommt.
Rolan ist schon ein tragischer Charakter. Erst am Ende seiner Quest kann ich auf die Anfänge zurückschauen und verstehen, warum er ist, wie er ist: Wie so viele hat er Angst um die Seinen und möchte schlicht allem potenziellen Ärger aus dem Weg gehen.
Doch dass er sich schlussendlich so inbrünstig zu meinem Charakter bekennt und vermutlich in der Endschlacht an meiner Seite stehen wird, hat mich dann doch positiv überrascht. Rolan ist einer von den Guten, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheinen mag.
Hut ab, Larian
Eigentlich sollte mich Rolans tolle Entwicklung nicht überraschen. Larian hat geklotzt und nicht gekleckert: Baldur’s Gate 3 ist ein Juwel unter den Spielen und selbst jede noch so kleine Rolle ist gut durchdacht und geschrieben. Aber dass sie aus diesem miesepetrigen Holzkopf aus Akt 1 dann doch noch einen sympathischen Kerl machen könnten, hätte ich nicht gedacht.
Natürlich ist mir klar, dass Rolan in meinem Run viel Glück hatte. Ich hätte die Goblins den Hain überrennen lassen können oder ihm in den Schattenlanden am Schattenfluch sterben lassen können. Aber er hat nicht nur überlebt, sondern hat sich mitunter aufgrund meiner Handlungen und Entscheidungen zu einem wertvollen und verlässlichen Verbündeten entwickelt.
Ich bin richtig froh, dass ich ihn soweit mitgerettet habe. Hut ab, Larian!
Dann bin ich jetzt mal gespannt, was mich noch so erwartet. Irgendwo in Baldurs Tor ist bestimmt auch Zevlor noch unterwegs, Mizora will mein Camp einfach nicht verlassen und Orin hat eine Geisel genommen. Gut, das jetzt erst einmal ein paar freie Tage anstehen. Ich hab noch viel zu tun – vielleicht werde ich noch vor dem Jahreswechsel fertig. Und mal sehen, wie es dann mit meiner Romance zuende geht – über die habe ich übrigens auch schon geschrieben: Um die größte Witzfigur von Baldur’s Gate 3 zu daten, habe ich zwei der heißesten Begleiter verschmäht