In der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester tauche ich am liebsten in ein fiktives Universum ab. Neben Filmen und Serien, die ich während des Jahres verpasst habe, widme ich mich bevorzugt einem liebgewonnenen Spielklassiker.
Es war einmal im Jahr 2010. Da verliebte sich mein jüngeres Ich in ein Spiel, das bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Zumindest für mich. Die Rede ist von The Elder Scrolls IV: Oblivion. Damals war das Spiel bereits vier Jahre alt, konnte mich aber sofort für sich begeistern. Schuld daran waren in erster Linie die riesige Open World und die vielen Möglichkeiten, meinen Charakter individuell zu gestalten.
Ich spielte wie so oft in Rollenspielen einen Dunkelelfen, rüstete ihn im ersten Spieldurchlauf eher zweckmäßig mit Schwert und Schild aus, den Feuerzauber stets auf der Quickslot-Taste. Im Unterschied zum Nachfolger Skyrim besetzten Zauber in Oblivion nämlich keine der beiden Hände. Und so stolperte ich ahnungslos in mein erstes Elder-Scrolls-Abenteuer. Die schiere Größe der Welt erschlug mich genauso, wie sie mich faszinierte. Beinahe jeden Ort, den ich aus der Ferne entdeckte, konnte ich auch erreichen. Für einen vierzehnjährigen Gamer war das damals eine Offenbarung.
Die düstere Welt von Oblivion ist seit geraumer Zeit auch Teil von The Elder Scrolls Online.
Die Geschichte rund um das Erscheinen diabolischer Oblivion-Tore konnte mich schon damals nicht richtig fesseln. Anstatt die Spielwelt Cyrodiil zu retten, ging ich lieber querfeldein zu den Pilzen. Was ich dort fand, überraschte mich. Einmal waren es schnöde Banditen, die sich hinter einer Biegung auf die Lauer gelegt hatten, ein anderes Mal aber sinistre Auftraggeber samt komplexer Nebenquestreihen.
Hier könnt ihr den Trailer zu The Elder Scrolls IV: Oblivion sehen:
Bis heute faszinieren mich die Nebenquests
Erst beim erneuten Spielen stellte ich fest, dass die Nebenquests für mich das Highlight sind. Sie sind schuld daran, dass ich Oblivion seit meinem ersten Durchgang immer wieder gestartet habe. Bis heute rotiert die DVD-Rom-Scheibe pünktlich nach Weihnachten im Laufwerk meines PCs.
Oblivion kann mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Nebenquestreihen aufwarten. Da wären etwa die Magier- und Kämpfergilde, auf die man beim Erkunden der Spielwelt früher oder später stößt. Auch die Arena inmitten der Kaiserstadt findet man leicht. In ihr prügelte ich mich mit anderen Gladiatoren bis an Spitze der Rangliste.
Dann gibt es aber noch die gewissen anderen Nebenquests. Einmal bin ich in ein Haus eingebrochen, habe einige wertvolle Gegenstände verbotenerweise an mich genommen und wurde beim Verlassen des Tatorts von den kaiserlichen Soldaten erwischt. Blöd gelaufen, dachte ich, und ließ mich ins Gefängnis werfen. Als ich wieder herauskam, begegnete mir kurze Zeit später einem NPC. Er drückte mir eine Nachricht in die Hände, die mich an einen nächtlichen Treffpunkt führte. Dort erwartete mich bereits ein seltsam gekleideter Mann. Er stellte sich als Mitglied der Diebesgilde vor, und schickte mich auf meine erste Mission.
Ähnlich verlief es mit der mörderischen Dunklen Bruderschaft. Diese Vereinigung aus Auftragsmördern trat nach meinem ersten Mord im Spiel an mich heran. Sowohl die Diebesgilde als auch die Dunkle Bruderschaft gehören mit ihren Quests für mich zum Besten, was ich bis heute in einem Rollenspiel erlebt habe. Sie bieten höchst kreative und abwechslungsreiche Missionen und motivieren mich mit Rangaufstiegen und regelmäßigen Questbelohnungen dazu, immer weiterzumachen.
Jedes Jahr kehre ich nach Cyrodiil zurück
Ich kenne die meisten Questreihen des Spiels in- und auswendig. Trotzdem werde ich nicht müde, jedes Jahr nach Weihnachten einen neuen Spielstand zu starten. Wenn das Intro beginnt, die Musik anschwillt und der Sprecher die berühmten Worte „Dies sind die letzten Tage des dritten Zeitalters. Und die letzten Stunden… meines Lebens“ sagt, bekomme ich Gänsehaut. Spätestens nach dem Prolog, der ganz klassisch durch dunkle Keller und Höhlen führt, trete ich nach draußen in die offene Spielwelt und habe das Gefühl, heimgekehrt zu sein.
Die Landschaften, Städte und ihre Bewohner kenne ich von meinen letzten Besuchen. Ihre Geschichten sind die gleichen geblieben, während ich selbst wieder ein Jahr älter geworden bin. Dass sich im Spiel nichts verändert, ist ein beruhigender Gedanke. In der Zeit zwischen den Jahren, wo Sentimentalität keine Seltenheit ist, bietet sich Oblivion als Fluchtmöglichkeit an. Also streife ich wieder umher, grüße die altbekannten Figuren und kümmere mich um ihre Probleme.
Wirklich planen werde ich auch den nächsten Spielstand nicht. Ich werde einfach wieder loslaufen, die bekannten Pfade erneut entlang gehen, vielleicht eine Pause am Wegesrand einlegen und die erstaunlich gut gealterte Grafik genießen. Durchspielen werde ich die Hauptquest vermutlich wieder nicht. Das habe ich noch nie. Stört mich auch nicht, denn Oblivion bietet genug bessere Quests, um mich weit über Silvester hinaus zu beschäftigen.
Den Nachfolger Skyrim habe ich im Übrigen ebenfalls ausführlich gespielt. So richtig fesseln konnte mich das Spiel aber nie. Vielleicht war es der jungfräuliche erste Eindruck, der mich an den vierten Teil der Elder-Scrolls-Reihe band. Und vielleicht war dieser erste Eindruck so stark, prägend und nachhaltig, dass ich, ohne zu zögern, jedes Jahr nach Cyrodill zurückkehre.
Habt ihr Oblivion gespielt? Oder habt ihr ein anderes Spiel, das euch gut über die Feiertage bringt, so wie etwa meinen Kollegen beim Warten auf das Essen?