Ich hab einen Film meines liebsten Regisseurs gemieden, weil ich dachte, es sei ein Frauenfilm – Ich lag falsch

Der Regisseur Edgar Wright ist für einige besondere Filme der letzten Jahre bekannt, wie Shaun of the Dead, Hot Fuzz oder Baby Driver. Dennoch fiel es MeinMMO-Autor Schuhmann schwer, sich an seinen jüngsten Film heranzuwagen: „Last Night in Soho“. Jetzt hat er es doch getan und bereut es nicht.

Warum gefällt mir Edgar Wright so sehr? Wright hat einen besonderen Stil, seine Filme zu machen. Bekannt wurde er durch die „Cornetto-Trilogie“, zusammen mit Simon Pegg und Nick Frost. Das sind klassische „Buddy“-Filme, mit Action und Comedy: Filme wie Hot Fuzz oder Shaun of the Dead fangen relativ normal an und arten dann in wüste Action-Orgien aus, mit skurrilen Figuren, dummen Sprüchen und vielen versteckten und hintersinnigen Gags. Je öfter man sie sieht, desto lustiger und besser werden die Filme.

In Wrights Filmen geht es entweder darum, dass Männer sich standhaft weigern, erwachsen zu werden oder darum, wie Fiktion und Filme unseren Alltag geprägt haben. Das sind Themen, die bei mir schon immer landen.

Aber Wright hat bewiesen, dass er es voll drauf hat, wenn er was anderes macht:

Mit Scott Pligrm vs. the World hat er eine schräge Comic-Welt geschaffen, in der Videospiel-Gesetze gelten – einen Kult-Hit

mit Baby Driver hat er einen klassischen Action-Reißer toller Qualität abgeliefert – vielleicht einen der besten Thriller der letzten Jahre

Last Night in Soho klang so gar nicht nach Wright

Warum schreckte mich der neue Film ab? 2021 erschien der neueste Film von Edgar Wright, Last Night in Soho, und ich hab mich lange dagegen gesträubt, mir den anzusehen, weil es so gar nicht nach Wright klang.

Im Film geht es um eine junge Frau, die aus dem Dorf nach London zieht, um Mode zu studieren, die sich dann aber in Wachträumen im glitzernden London der 60er-Jahre verliert: Wir reden von Glitzer, Glamour, Nachtleben. Wir reden von Frauen, die in Spiegel schauen, und plötzlich ein anderes Gesicht sehen. Wir reden von Männern in Anzügen, die Frauen in Kleidern durch den Ballsaal wirbeln.

Kein Simon Pegg, keine Verfolgungsjagden in heißen Wagen, keine dummen Sprüche – sondern Nostalgie, Selbstfindung und Mode. Da war ich raus.

Warum hab ich ihn dann doch gesehen? Na ja, Last Night in Soho gab’s eben bei Amazon Prime und wenn man die 9 € mal bezahlt und den Dienst eh schon hat, kann man ja mal reinschauen, um das Maximale aus dem Geld rauszuholen.

Und tatsächlich war der Film dann anders, als ich nach dem Trailer und ersten Beschreibungen angenommen habe: Denn die Sinnsuche und das London der 60er wachsen sich rasch zu einem Psycho-Thriller wie Black Swan aus. Mit Matt Smith (aus House of Dragon) gibt’s einen charismatisch-zwielichtigen Typen und schnell hat einen dann doch der besondere Stil von Edgar Wright gefangen und man will wissen, was zum Geier da eigentlich los ist.

Denn hinter jedem Schnitt, hinter jeder Sequenz ist etwas versteckt, das mehr ist, als es auf den ersten Blick den Anschein macht.

Im Kino war der Film ein ziemlicher Flop, weil wahrscheinlich viele Fans von Edgar Wright so dachten, wie ich. Aber nach den fast 2 Stunden und einem packenden Film war ich ganz zufrieden mit mir, dass ich mir den vermeintlichen Frauenfilm angeschaut habe. Denn der Film, der so schüchtern und verträumt beginnt, wird rasch verdammt spannend und böse.

Last Night in Solo kann man über Amazon Prime auf Deutsch sehen.

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