Mit Soulmask ist ein neues Spiel auf Steam erschienen, das offenbar zugleich in die Fußstapfen von Conan Exiles, Valheim und RUST treten will. Um Spieler zu überzeugen, bietet es gleich 40 Stunden spielbare Inhalte vor dem Kauf. MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus hat es ausprobiert und weiß jetzt, warum die Entwickler so großzügig sind.
Eigentlich stand Soulmask nicht wirklich auf meiner Liste für dieses Jahr. Wir bekommen 2024 schon haufenweise neue Survival-Games, von denen ich jetzt schon weiß, dass sie grandios werden.
Dann hat Soulmask einfach eine 40-Stunden-Demo auf Steam veröffentlicht, ohne wirklich irgendjemanden darauf vorzubereiten. Da habe ich das erste Mal von dem Spiel gehört und war verblüfft, was sie alles leisten wollen:
Eine große Sandbox-Welt – Okay, das ist mittlerweile Standard bei modernen Survival-Games
Große Server für dutzende Spieler, laut Steam-Page sogar ein echtes MMO
Ein eigener Stamm, also quasi Sklaven wie aus Conan Exiles nur noch viel komplexer, mit Aufgaben und Rollen
Ein fast soulsartiges Kampf-System mit 8 Waffen und 58 (!) Kampf-Skills
Dazu die namensgebende Maske, die mit irgendwelche mystischen Fähigkeiten daherkommt
Alles in allem sehr ambitioniert, vielleicht etwas zu sehr. Aber mich hat’s dann doch zu sehr gejuckt und ich musste es ausprobieren. Nach den ersten Stunden bin ich mir nun noch immer nicht sicher, ob Soulmask halten kann, was es verspricht.
Autoplay
Eine riesige Welt für den eigenen Stamm!
Erst einmal bringt Soulmask tatsächlich die Grundlage, auf der alles irgendwie aufbaut: eine gigantische Map. Ich war hier teilweise eine Viertel- oder halbe Stunde unterwegs, nur um irgendwas zu suchen und war immer noch mitten im Dschungel. Zum Glück gibt es anpassbare Map-Marker, sonst wäre ich dort verloren gewesen, selbst mit gutem Orientierungssinn.
Trotzdem ist der Start… zäh. Soulmask ist eben immer noch ein Survival-Spiel, wie so ziemlich jedes andere in den letzten 5 Jahren. Ich starte fast nackt, habe irgendwelche Aufträge, die mich durch die Features führen und verbringe die ersten 2 Stunden erst mal damit, Stöcke, Steine und Gras zu sammeln.
Dann wird’s aber spannend. Die Maske, die bei der Charakter-Erstellung an die Figur gepappt wird, hat magische Kräfte. Mit der kann ich meine Kampf- und Sammel-Skills verbessern und sogar die ansässigen Menschen… äh… überreden, sich meinem Stamm anzuschließen.
Die erste Basis wird schnell zu klein, weil die Produktionsketten zügig ziemlich lang werden. Allein für eine Waffe der zweiten Stufe brauche ich Leder, das zuvor durch drei verschiedene Crafting-Stationen muss. Dazu habe ich ein paar interessante Features entdeckt:
Viehzucht und Reiten
Ausgiebiges Kochen mit Buffs wie in Valheim, für das ich aber sogar töpfenr können muss – Ohne Schale keine Suppe!
Verschiedene Seltenheiten beim Craften für besseres Gear
Bosskämpfe und Erkundung von Ruinen und Dungeons, um neue Skills freizuschalten
Genau hier zeigt sich aber schon das erste, vielleicht einzige, dafür aber wirklich große Problem an Soulmask. Alles ist so unfassbar groß …
Die Maske lässt sich anpassen. DIe Brüste… auch. Dazu später mehr.
Der Skilltree ist umfassend, aber nicht überwältigend.
Wie immer: erst mal Steine klopfen.
Dornensträucher sind ein nettes Detail: machen Schaden, bringen aber keinen Loot.
Das Wildleben hat mich überrascht, Tapire und Capybaras zu Hauf.
Warum auch immer hat Soulmask eine Jagd-Übersicht wie aus The Hunter.
In Lagern gibt’s oft Kisten mit tollem Loot.
Ob „abschrecken“ hier die richtige Übersetzung ist?
Das „überzeugte“ neue Stammesmitglied auf seinem Weg ins Lager. Ganz selbständig natürlich.
Eine riesige Welt? Für den eigenen Stamm?
Für die genannte Waffe allein brauche ich eine Werkbank, die ich erst mal craften muss. Ohne die Jagd aufs Leder zu berücksichtigen, habe ich allein für die Produktion der Materialien und der Werkbank selbst etwa 10 Minuten investieren müssen. Noch einmal etwa halb so viel für das Craften der Waffe selbst.
Die Zeit hätte ich nur auf 3 Arten verkürzen können:
ich nutze meine Stammesmitglieder, um die Crafting-Stationen zu verwalten
ich gebe Aufgaben an andere Spieler ab, wenn ich im Clan spiele
oder ich raube andere Spieler aus, die schon hergestellt haben, was ich brauche
Die letzte Option war für mich nicht drin. Zum einen zocke ich solo, zum anderen war ich auf einem PvE-Server. Andere Spieler piesacken geht also nicht. Full Loot gibt’s aber trotzdem, heißt: Ich verliere ALLES, wenn ich durch NPCs sterbe und jeder kann sich die Beute dann krallen.
Die beiden anderen Möglichkeiten haben ebenfalls nicht funktioniert. Die Stammesmitglieder haben eine ordentliche KI und lagern hergestelltes Zeug eigenständig ein. Aber ihnen einen Auftrag zu geben dauert etwa genauso lang, wie ihn einfach selbst zu erledigen. Die sind vor allem als Wachen oder für Dauer-Aufträge nützlich, sonst eher bedingt.
Mitspieler hatte ich dagegen gar nicht, auch wenn die Welt voll war mit Leuten. Das ist aber ein weiteres Problem, denn wo immer ich bauen wollte, war schon jemand und blockierte damit den Platz für meine Lagerfeuer. Die brauche ich aber für Schutz und Crafting. Das mag nun an der Demo liegen, aber selbst im hintersten Eck der Map hat irgendwer eine verdammte Villa aus Gras gebaut.
Man merkt hier, dass das Spiel definitiv auf Multiplayer ausgelegt ist. Aufgaben sollen verteilt und sogar Gebiete der Map mit dem eigenen Stamm verteidigt werden. Allein ist zäh, mit einem privaten Server, den es später geben mag, aber vielleicht ganz cool.
Craften dauert ewig, selbst mit Hilfe.
Und plötzlich: Riesenhaus. Klein bauen geht offenbar nicht.
Nicht einmal das Wasser ist sicher vor bauwütigen Spielern.
Ob das die beste Position für ein Feuer ist?
Soulmask hat sehr schöne Augenblicke.
Sogar das Wasser sieht wundervoll aus.
Das Spiel hat WIRKLICH schöne Augenblicke.
Die Demo hat technische Probleme – Warnt aber auch davor
Die „hässlichen“ Seiten der Demo waren Bugs und vor allem Verbindungsprobleme. Eigentlich ist das Kampf-System ziemlich cool und noch ausgereifter als das von Conan Exiles mit interessanten Waffen und Spielstilen.
Die Kämpfe klappen aber halt nur, wenn man auch zuhauen und parieren kann, wenn der Gegner reagiert. Ich habe mich aber teilweise rucklig bewegt, Gegner sich teleportiert und nur einmal ist mir durch Zufall eine Parade gelungen, die dann zu einem (ziemlich coolen) Finisher geführt hat.
Soulmask hat einen asiatischen Anstrich und das zeigt sich im Guten wie im Schlechten. Die weiblichen Proportionen etwa sind deutlich über dem Maß und auch der Physik offenbar nicht so unterworfen, wie sie sollten.
Die positive Seite: Die Welt ist unfassbar hübsch. Wenn die Sonnenstrahlen durchs Blätterdach fallen und den Wald in ein warmes Orange tauchen, ist die Wackelpudding-Oberweite schnell vergessen.
Soulmask soll nach aktuellem Stand nur für den PC erscheinen. Ihr findet das Spiel hier auf Steam.
40 Stunden Demo sind nicht wirklich genug
Trotz allem habe ich das Gefühl, dass ich mit den 40 Stunden nicht sonderlich weit komme. Die Erfahrung ist zudem auf Stufe 30 begrenzt, was … großzügig ist. Es wird eine Weile dauern, bis ich da bin. Vermutlich so 15 bis 20 Stunden.
Aber wenn ich mir allein schon ansehe, wie lange die Produktionsketten für Waffen aus Knochen sind, will ich nicht wissen, wie lange ich an einem Paar Schwerter aus Eisen arbeiten soll. Da geht dann vermutlich ein ganzer Abend drauf, wenn ich das Erz vorher noch farmen muss.
Soulmask hat enorm viel zu bieten. Vielleicht zu viel. Das Spiel macht Spaß, nimmt sich viele Features, die bisher schon gut funktioniert haben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es womöglich klüger gewesen wäre, das Haupt-Feature der Maske etwas weiter auszubauen und dafür auf das Factorio-artige Crafting zu verzichten.
Trotzdem denke ich, dass Soulmask ein solides Spiel ist. Es ist nicht deutlich besser, auf keinen Fall aber schlechter als die gängigen Hits wie Conan Exiles und Valheim. Nur eben anders. Wer einmal etwas Abwechslung braucht, macht hier sicher nichts falsch. Einzig die aktuelle Konkurrenz könnte ein Problem sein: Palworld schlägt enorm ein und sogar ein neues Survival-Game aus Deutschland ist richtig stark.