In CS:GO und jetzt in Counter-Strike 2 gibt es einen regen Handel mit Skins auf Steam. Der hässliche Bruder des legalen Skin-Handels sind aber Glücksspiel-Seiten, die offen werben und Influencer für Werbung buchen. Ein YouTuber wollte dabei nicht mitmachen und spürt die Konsequenzen.
Was ist „Skin Gambling?“
Die Skins sind ein riesiges Geschäft in Counter-Strike 2 für Valve: Der Steam-Betreiber verkauft Lootboxen, aus denen kosmetische Items herausspringen, die dann gehandelt werden. Diese Items lassen sich über den Marktplatz auf Steam auch verkaufen und kaufen.
Beim „Skin Gambling“ handelt es sich um Online-Casinos, bei denen man Skins wetten, verlieren und gewinnen kann. Die Skins in CS:GO werden in diesen Casinos eingesetzt, wie Chips oder Geld in einem normalen Casino.
Lange Zeit ging Valve gegen dieses Skin-Gambling vor, der berüchtigte Faze-Clan operierte damals von Antigua aus – mittlerweile hat sich das aber geändert und „Skin Gambling“ ist immer mehr im Mainstream angekommen. Die Seiten sehen immer professioneller aus, erreichen hohe Besuchszahlen.
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Schwierige Casino-Seiten kaufen sich Werbung bei vielen großen Streamern
Wie ist „Skin Gambling“ heute? Wie der britische Guardian weiß, treten die Anbieter solcher Casinos heute viel offener auf, als früher. Die Unternehmen säßen formal in Ländern wie Zypern, Singapur oder Belize, seien aber in Großbritannien aktiv, ohne eine gültige Lizenz der Regulierungsbehörden zu besitzen.
Daher ist auch nicht gesichert, dass hier zuverlässige Glücksspiel-Mechanismen in Kraft sind oder dass der Jugendschutz gewahrt bleibt.
Um ihr Geschäft zu bewerben, buchen sie häufig bei Streamern. Wie der Guardian meldet, sind mehr als 200 der 300 größten Streamer zu CS:GO von der Gambling-Industrie gesponsort.
YouTuber lehnt unmoralisches Angebot über 260.000 € für wenig Arbeit ab
Wer wehrte sich? Der Guardian stellt die Geschichte von Jeff vor, einem YouTuber mit etwa 750.000 Abos, der sich auf CS:GO konzentriert.
Er sagt, ihm wurden von der Firma KeyDrop 280.000 $, also gut 260.000 €, dafür geboten, zwei Monate lang für die Firma zu werben. Es hätte gereicht, einige 30-sekündige Clips während seiner Videos zu zeigen.
Doch bei Jeff war die Firma an den falschen geraten. Er entschied sich gegen das Geld und wollte ein Zeichen setzen:
„Ich wollte zeigen, wie unreguliertes Glücksspiel die Hirne junger Menschen verrotten lässt.“
Statt das Geld zu nehmen, veröffentlichte er auf seinem YouTube-Kanal eine mehrteilige Dokumentation mit dem Titel „Die dunkle Realität hinter CS:GO (Illegales Glücksspiel, Lügen und Sucht), die in den 6 Monaten, seit sie erscheinen ist, auf dem ersten Teil mittlerweile 356.000 Aufrufe erzielt hat.
„Ich weiß, wo du wohnst“
Das geschah ihm: Wie der Guardian schreibt, galt Jeff damit als eine Art Nestbeschmutzer und Whistle Blower. Zwar seien die Reaktionen von normalen Nutzern positiv gewesen, aber er habe auch Drohungen bekommen und es sei versucht worden, ihn einzuschüchtern.
Eine anonyme Person habe ihm geschrieben: „Ich weiß, wo du wohnst.“
Was sagen die Beteiligten? Der Guardian hat verschiedene Firmen angeschrieben. Drei Casinos äußerten sich offiziell dazu. Es hieß etwa, man verfolge eine strenge „Erst ab 18“-Geschäftspolitik oder erklärte, es gäbe Auflagen von Steam wie einen 7-Tage-Lock auf Skins. Eine Firma sagte sogar, sie würden gar kein Glücksspiel betreiben.
Das Casino, das Jeff den Deal anbot, antwortete auf die Anfrage der Journalisten aber nicht – ebenso wenig wie Steam selbst.
Einen Teil der Verantwortung sucht man bei den Regierungen, aber auch bei Valve. Denn die Betreiber der mächtigen PC-Plattform Steam verdienen mit den Skins in CS:GO derart viel Geld, dass die Motivation, einzuschreiten, eher gering scheint.
Zwar sind Mikrotransaktionen unter Gamern normalerweise verpönt, aber da Valve (Half Life 2, CS:GO, DOTA 2) einen so guten Ruf genießt und die Mikrotransaktionen rein kosmetisch sind, scheinen die Lootboxen bei CS:GO für viele okay zu sein, während sie in anderen Spielen wie Star Wars Battlefront 2 als unerhört galten.
Das Thema „Skin Gambling“ ist mittlerweile so im hellen Teil des Graubereichs angekommen, dass selbst große E-Sport-Organisation offen für Glücksspiel werben, aber dagegen wehrt man sich dann doch.