„Yet Another Fantasy Title“ von Indie-Entwickler Atomic Wolf setzt auf eine unterhaltsame Mischung aus Fantasy und Humor. Wer was für das Genre übrig hat, sollte sich die Demo in der Steam Next Week anschauen, findet MeinMMO-Autor Max Handwerk.
Was ist in diesem Spiel los? Eine von Magie erfüllte Fantasy-Welt, ein alter Magier auf der Suche nach einem prophezeiten Helden und ein grausamer Drache, der das Reich bedroht: Ja, „Yet Another Fantasy Title“ hat im Grunde alles, was eine typische Fantasy-Geschichte ausmacht. Doch das hier ist keine typische Fantasy-Geschichte.
Der alte Magier namens Grindalf etwa hat offensichtlich das ein oder andere Mal zu tief ins Glas geschaut, als er sich auf den Weg machte, um den prophezeiten Helden „Sir Geoffrey“ mithilfe eines epischen Feuerwerks zu verkünden. Ungünstigerweise war seine Reise umsonst, denn den Prophezeiten hat es bereits dahingerafft.
„Es“ seid in dem Fall „ihr“: Eure Hauptfigur ist ein sympathischer, aber grundsätzlich genervt wirkender Schuft, der zu Anfang der Handlung auf den Auserwählten trifft. Sir Geoffrey reitet standesgemäß auf einem Einhorn und in strahlender Rüstung ein, ihr hingegen schleicht gerade in einem Drachenkostüm durch den Wald, da ihr euch verkleidet aus einer Bredouille zurückziehen musstet.
Es wird eine kurze Begegnung, denn der Auserwählte scheint zwar heldenhaft, aber nicht besonders helle zu sein. In dem Glauben, den bösartigen Drachen gefunden zu haben, greift er euch an – und fällt in einem glanzlosen Duell, das ungefähr zwei Sekunden dauert.
Das kommt für Grindalf natürlich überaus ungelegen. Kurzerhand schmiedet er den Plan, dass eure Hauptfigur nun wohl die frei gewordene Stelle ausfüllen muss. Somit habt ihr den Salat und macht euch auf, das Reich zu retten.
Autoplay
Was ist Yet Another Fantasy Title für ein Spiel?
Wie spielt sich das Spiel? Bei „Yet Another Fantasy Title“ handelt es sich um ein Action-RPG aus der Vogelperspektive. Euer Held ist anfangs nur mit den nackten Fäusten bewaffnet und muss sich daher erstmal durch eine kleine, aber einfache Schleichpassage mogeln.
Kurz darauf bekommt ihr eure ersten Waffen: Ihr sackt ein Schwert von abgelenkten Wachen ein und habt so das Handwerkszeug, es mit euren Feinden aufzunehmen. Und von hier an wächst euer Arsenal recht schnell:
Ihr bekämpft Banditen und holt euch von ihnen Waffen wie Speere oder Äxte
Ihr erlernt euren ersten Blitzzauber und wenig später den Feuerball
Kurz darauf könnt ihr weitere Schriftrollen für unterschiedlichste Zauber vom örtlichen Händler holen
Zudem erhaltet ihr recht schnell ein Pferd, mit dem ihr rasant über die liebevoll gestaltete Karte jagen könnt. Und das ist auch nötig, denn die örtliche Polizei ist ziemlich fix unterwegs, wenn ihr ein Verbrechen begeht. Dann schalten die Pferde wortwörtlich Blaulicht ein und jagen euch je nach Fahndungslevel ziemlich gnadenlos, bis ihr eurem Pferd bei „Pimp my Horse“ einen neuen Anstrich verpasst – GTA-Profis kennen das System.
Doch nicht nur bei GTA leiht sich „YAFT“ die ein oder andere Idee. Das erste Gebiet, das in der Demo spielbar ist, ist ganz offensichtlich an die Welt aus der Herr der Ringe angelehnt: Häuser ähneln Hobbit-Höhlen und auch die erste Szene des Spiels auf einem Fluss erinnert doch deutlich an die Argonath-Säulen. „Grindalf“ ist ebenfalls eine offensichtliche Gandalf-Parodie, inklusive Feuerwerk-Wagen.
Im Rahmen der Demo bekommt man schon einen guten Eindruck, was man vom Spiel erwarten kann. Rein spielerisch ist das Prinzip unterhaltsam: Die Kämpfe wirken anfangs gar nicht so leicht, denn die Gegner sind nicht dumm und schauen, wie sie euch umstellen oder aus der Deckung kitzeln können. Doch hat man das Prinzip erstmal raus, kriegt man sie mithilfe von Speer und Magie recht schnell klein und zerlegt innerhalb kürzester Zeit ganze Banditen-Camps. Das Kampfprinzip ist direkt und einfach.
Eine Ausnahme waren für mich die sogenannten „Ententempel“. Das scheinen besonders schwierige Herausforderungen zu sein, wo man sich einer Art Entenkult stellen muss, um starken Loot zu bekommen. Die waren aber so mächtig, dass ich erstmal nicht an ihnen vorbeikam. Es wird also, zumindest anfangs, nicht zu leicht.
Die Highlights im Rahmen der Demo waren für mich:
Der Humor: Das ganze Fantasy-Genre wird ziemlich gekonnt veralbert, aber auf eine charmante Art und Weise. Die Stimmung wirkt ein bisschen wie bei Tiny Tina’s Wonderlands. Unser Held etwa hat eigentlich gar keine Lust, sich auf so eine epische Reise zu begeben und würde lieber als „Rogue Mage“ Chaos mit den erlernten Zaubern stiften.
Die Welt und Atmosphäre: Man merkt dem Spiel an, dass die Leute dahinter Fantasy eigentlich lieben, auch wenn sie das Thema veralbern. Die farbenfrohe Welt ist schön anzusehen und der Soundtrack ist ein echtes Highlight.
Ganz vorne stehen aber die Dialoge zwischen Figuren wie dem pyromanischen Halbling, der alles Mögliche in die Luft jagen will, der korrupten Wache, die euch eben noch jagt, aber dann Tipps gibt, wie ihr sie bestechen könnt, und natürlich dem Zauberer, der vermutlich auch einfach lieber zu Hause sitzen würde. Wer was zu lachen haben will, ist hier richtig.
Die Verfolgungsjagden: Mit dem Pferd vor der Wache zu flüchten oder, andersrum, irgendwelchen Schurken nachzujagen, hat mir in der Demo tierisch Spaß gemacht. Man muss sich schnell durch die Wälder winden und gleichzeitig aufpassen, nicht die armen Bewohner der Ortschaften über den Haufen zu galoppieren. Das hat überraschend viel Laune gemacht und war für mich ein echtes Highlight.
Wo sind Probleme? Etwas schade fand ich, dass die Welt kaum auf das reagiert, was man so tut – sieht man einmal davon ab, dass man beispielsweise angegriffen wird, wenn man aus Versehen Passanten abfackelt. Wenn aber ein ganzes Banditenlager Stress mit einem sucht, während man durch die Straßen wandert, interessiert das da im Grunde keine Seele.
Auch ansprechen kann man die vielen Figuren leider nicht. Zumindest im Rahmen der Demo fühlte sich das Spiel an, als würde man in der Regel nur von Quest zu Quest reiten, anstatt die Welt zu erkunden oder mit ihr zu interagieren. Da könnte die Gefahr liegen, dass das Spiel zu eintönig wird, wenn man es langfristig spielen möchte.
Abzuwarten bleibt, ob der Humor und das insgesamt recht einfach gehaltene Gameplay das Spiel über die komplette Zeit tragen können. Der Gameplay-Trailer zeigt etwa Dinge wie Kämpfe gegen den Drachen oder ein panzerartiges Gefährt, mit dem man durch die Gegend pflügt. Davon ist in der Demo aber noch nichts zu sehen und lässt sich so schwierig bewerten.
Lohnt sich das? Zumindest einen Blick in die Demo kann man als Fantasy-Fan auf jeden Fall riskieren. Das Spiel nimmt sich selbst nicht ernst, ist unterhaltsam und wenn man etwas für Parodien übrig hat, ist man hier richtig. Wer beispielsweise Spiele wie „Magicka“ oder auch „Tiny Tina’s Wonderlands“ bekommt hier einen ähnlichen Ansatz, was die Stimmung angeht.
„Yet Another Fantasy Title“ spielt man alleine, doch das Fantasy-Genre wird auch in Multiplayer-Games gerne verwendet. Eine Liste der besten MMOs und MMORPGs 2024 findet ihr hier.