Letzte Woche startete das ARPG Last Epoch in den Full Release. Auf Steam hagelte es negative Bewertungen aufgrund der Serverschwierigkeiten. Der deutsche Twitch-Streamer Maurice Weber äußerte sich nun zu der Problematik. MeinMMO-Autorin Linda Baumgartl gibt ihre Einschätzung ab.
Um wen geht es? Maurice Weber begann als Redakteur bei der GameStar und ist mittlerweile Twitch-Streamer mit seinem eigenen Kanal.
Neben Strategiespielen ist er vor allem für seine Liebe zur Diablo-Reihe bekannt. Und auch dem neuen ARPG Last Epoch kann er viel abgewinnen.
GameStar, GamePro und MeinMMO sind Teil von Webedia.
Welche Probleme gab es? Nach fast 5 Jahren im Early-Access startete Last Epoch letzte Woche, am 21. Februar, in den Full Release. Dabei hatte der Titel des Indie-Entwicklerstudios Eleventh Hour Games vor allem große Serverprobleme.
Spieler hatten mit langen Ladezeiten beim Wechsel der Gebiete zu kämpfen, verloren dabei teils die Verbindung oder konnten sich online überhaupt nicht anmelden.
Seitdem arbeiten die Entwickler an den Schwierigkeiten, konnten die Probleme aber noch nicht vollständig beseitigen.
Hier seht ihr den Launch-Trailer zum neuen Action-RPG:
Autoplay
„Leute. Hört auf.“
Auf X äußerte sich Maurice nun zu den aktuell stark kritisierten Serverproblemen bei Last Epoch. Dabei ergreift er entschieden Partei für das ursprünglich als Fanprojekt gestartete Spiel und appelliert an jeden, dem „Review-Bombing-Wahn“ ein Ende zu setzen.
Leute. Hört auf. Last Epoch ist eins der besten Spiele der letzten Jahre, es kommt von einem kleinen Team und war viel erfolgreicher als gedacht und es HAT SOGAR EINEN OFFLINE-MODUS. Dieser Review-Bombing-Wahn ist komplett außer Kontrolle geraten.
– Maurice Weber (via X)
Gerade der Begriff „Review Bombing“ erntet in den Kommentaren jedoch viel Kritik.
„Das ist doch kein Review-Bombing, wenn ich mir ein Spiel kaufe, was mit einem Online-Modus wirbt und ich Tage lang nicht reinkomme, dann ist das ein negatives Erlebnis für mich und dementsprechend auch eine negative Bewertung“, schreibt zum Beispiel Nutzer Maihopawango.
Doch was ist eigentlich Review-Bombing? Sogenanntes Review-Bombing beschreibt das sinnbildliche Bombardieren eine Produkts mit negativen, selten auch positiven Bewertungen.
Mögliche Ziele sind vor allem Filme, aber auch Videospiele.
Sinn und Zweck ist es meist, den Umsatz des betreffenden Produkts zu beeinträchtigen, also eine Art Boykott auszuüben.
Dabei werden Rezensionen häufig schon verfasst, bevor das Produkt überhaupt veröffentlicht wurde.
Typisch ist auch das Erstellen mehrerer Accounts, um die Zahl der Bewertungen künstlich zu erhöhen.
Bei Last Epoch handelt es sich um ein Produkt, das offiziell veröffentlicht wurde und ein reales Problem aufweist, das die Nutzbarkeit beeinträchtigt. Wer online spielen möchte, kann dies häufig nicht tun.
Viele der negativen Steam-Reviews begründen ihre Bewertung mit eben diesen Serverproblemen und scheinen tatsächlich von Spielern zu stammen, die ihre Erfahrungen mit dem Spiel teilen.
So gesehen handelt es sich bei den negativen Rezensionen von Last Epoch auf Steam also nicht um klassisches Review-Bombing.
Berechtigte Kritik – von beiden Seiten?
Das ist meine Sicht: Egal, ob man den Fall Last Epoch nun als Review-Bombing einordnen möchte oder nicht – ich verstehe grundsätzlich, was Maurice mit seiner Aussage meint.
Nur aufgrund von (hoffentlich) temporären Problemen erhält das Spiel eine Vielzahl an negativen Bewertungen, die die Qualität des eigentlichen Spiels nicht widerspiegeln.
Es ist fraglich, ob tatsächlich jeder Ersteller einer negativen Review seine Bewertung anpassen wird, sollte das Spiel seine Serverprobleme beheben können.
Hinzu kommt, dass es sich um den ersten Release eines kleinen Entwicklerstudios handelt, das den explosiven Anstieg der Spielerzahlen so wohl nicht erwartet haben.
Last Epoch hat zum Release 6-mal mehr Spieler als im Early Access
Wie sind die Spielerzahlen eigentlich? Schon am Release-Tag knackte Last Epoch die Marke von 150.000 aktiven Spielern (via SteamDB). Am Sonntag, dem 25. Februar, stieg diese Zahl noch einmal auf über 250.000. Zum Vergleich: Die höchste Spieleranzahl während der Early-Access-Phase lag gerade einmal bei knapp über 40.000, und pendelte im Schnitt im unteren Vierstelligen-Bereich.
Ob Eleventh Hour Games nun mit diesem Erfolg hätte rechnen müssen, kann man sicherlich diskutieren. Meiner persönlichen Empfindung nach kann man dem Team hier ruhig noch ein paar Tage zur Behebung des Problems geben.
Tatsächlich konnte ich auch am Sonntag schon eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Release-Tag feststellen. Am Abend der Veröffentlichung war das Spiel bei mir online unspielbar. Am gestrigen Nachmittag und Abend konnte ich fast problemlos spielen. Es geht also schon mal in die richtige Richtung.
Übrigens: An jeden, der zur Zeit der Serverprobleme eine Version von Last Epoch besaß, verschenkt der Entwickler einen kosmetischen Gegenstand als Entschuldigung für die Probleme. Dabei handelt es sich um einen herbstlichen Umhang, den ihr automatisch erhaltet.
Die Gegenseite? Auf der anderen Seite finde ich es aber auch vollkommen legitim, eine negative Bewertung zu schreiben, wenn man technische Probleme mit einem Spiel hat. Ich finde das sogar wichtig, da so andere Spieler vor einer potenziellen Enttäuschung gewarnt werden können. Dabei sollte man nur auf das richtige Maß achten.
Definitiv nicht okay sind diverse Beschimpfungen gegenüber den Entwicklern, wie sie leider teils auftauchen.
Auch übertriebene und unnötig wiederholte Beschwerden sind einfach nicht zielführend. Der Entwickler weiß Bescheid und arbeitet an dem Problem. Wer wirklich unzufrieden ist, sollte das Spiel auf Steam problemlos zurückgeben können, wenn 2 Stunden Spielzeit noch nicht überschritten wurden.
Bewegt man sich in einem sachlichen und fairen Rahmen, sollte es aber auf jeden Fall jedem selbst überlassen sein, wie man ein Spiel bewerten möchte.
Wenn ihr keinen besonderen Wert auf ein Online-Spielerlebnis legt, könnt ihr auch auf den Offline-Modus von Last Epoch zurückgreifen, der zum Release der 1.0 Version erschien. Hier könnt ihr das Spiel schon jetzt ohne Probleme genießen. Welche Features noch neu hinzugekommen sind, erfahrt ihr hier: Die neue Konkurrenz für Diablo 4 verlässt nach 5 Jahren den Early Access, bringt 2 neue Unterklassen zum Release