In der Erweiterung zu meinem Lieblings-Spiel auf Steam hat der Typhus all meine Inzestbabys erwischt

Im Strategie-Epos „Crusader Kings 3“ ging vor einer Woche die neue Erweiterung online. MeinMMO-Autor Schuhmann hat schon mehr als 110 Stunden mit „Legends of the Dead“ auf Steam verbracht und hat einiges zu erzählen.

Warum hab ich schon wieder so viel Crusader Kings 3 gespielt? Crusader Kings 3 ist mein Lieblings-Spiel auf Steam und ich hab damit, schon vor der neuen Erweiterung, 1.200 Stunden verbracht.

Ich hatte jetzt die Möglichkeit, bereits vor dem Release von „Legends of the Dead“ den neuen Patch zu spielen und habe das ausgekostet: Erst 2 Wochen nur den Patch ohne DLC; dann eine Woche lang den Patch mit aktiviertem DLC.

In den letzten 2 Wochen habe ich 100 Stunden mit dem Strategiespiel verbracht und immer wieder versucht, als kleiner Jarl von Rogaland die Herrschaft über England und Skandinavien als Piratenkönig an mich zu reißen.

Auch wenn das Spiel nach 10 Stunden leicht ausufert, man bei einer gewissen Größe des Reichs rasch die Übersicht verliert und der Kontakt zu seiner Familie loser wird, sind die ersten 10 Spielstunden in Crusader Kings 3 für mich doch immer wieder toll und spannend. Gerade mit der neuen Erweiterung.

Paradox macht Angst vorm Schwarzen Tod

Was ist das Feature, mit dem die Erweiterung wirbt? Paradox wirbt für den DLC vor allem mit dem „Schwarzen Tod“, der übelsten Seuche des Mittelalters.

Die tritt aber erst so spät im Spiel auf, etwa 1350 herum, dass ich damit nie in Kontakt trat und wohl auch nie in Kontakt kommen werde: Ich beginne eigentlich immer im Jahr 866 ab und bin, glaube ich, nie weiter als bis ins Jahr 1200 gekommen, weil das Spiel irgendwann ausufert und es keine Herausforderung gibt, weiterzuspielen, wenn man einen Großteil von Europa mit Krieg überzogen hat und auf jedem Thron von Dublin bis Istanbul ein eigener Nachkomme sitzt.

Der „Schwarze Tod“, von dem Paradox ständig redet und mit dem er den Leuten Angst macht, wird mich also nie treffen.

Die Seuchen machen Crusader Kings 3 gefährlicher und fieser

Welches Feature habe ich denn gespürt? Die Seuchen. Denn auch 500 Jahre vorm Schwarzen Tod, greifen Seuchen um sich. Die unterscheiden sich schon stark von ihren Auswirkungen auf die Spieler.

Ein „Walisischer Husten“ irgendwo in fernen Teilen des Reiches wird man kaum merken, aber wenn die eigene Hauptstadt vom Typhus erwischt wird, und der halbe Hof röchelt und um Luft ringt, sterben gerade etwas betagtere Ratsmitglieder und Familienangehörige wie die Fliegen.

Das kann frustrierend sein, wenn man handverlesen jeden Posten im Rat und der Burg mit exzellenten Mitarbeitern besetzt hat, die langsam in die Jahre kommen und der Typhus dann die halbe Belegschaft innerhalb von wenigen Spielminuten auslöscht.

Ich kam stellenweise kaum damit nach, Posten als Leibwächter oder im Hof zu besetzen, so schnell fielen die Leute tot um.

Auch vermeintlich harmlose Seuchen wie die Masern merkt man im Spiel, wenn das halbe Adelsgeschlecht plötzlich das Augenlicht verliert und der auserkorene Nachfolger auf den Thron plötzlich mit Augenbinde und dem Beinamen „Der Blinde“ auftaucht.

Die Seuchen sind in jedem Fall ein ernstzunehmendes neues Spiel-Element und man ist stark dazu verleitet, mit Gebäuden und Volkseigenschaften wie „Water Rituals“ dagegen vorzugehen.

Der Herzog im Norden Dänemarks ist so von Inzucht gezeichnet, dass man ihm den Namen “Der Frosch” gab.

Ein fieser Inzest-Bug kann ganze Äste des Stammbaums treffen

Was hat sich noch geändert? Ich weiß nicht, ob der Patch das geändert hat oder etwas anderes, aber mittlerweile nimmt Crusader Kings 3 „Inzucht“ viel ernster als früher.

Immer wieder wird mir, wenn ich Cousins oder Geschwister verheirate, klar gesagt, da bestünde eine 48%-ige oder gar 98%-ige Wahrscheinlichkeit auf ein Inzucht-Baby und die meinen das ernst.

Als ich mal etwas sorglos meinen Sohn mit meiner Tochter verheiratete (in meiner eigenen Religion ist sowas möglich), musste ich entsetzt zuschauen, als in der nächsten Generation meine liebe Schwester-Ehefrau dann reihenweise Inzest-Babys bekam – und die kommen mit einem hohen Malus, nicht nur für die Werte, sondern auch für die Gesundheit.

Als dann in London, meiner Hauptstadt, der Typhus ausbrach, starben in kurzer Reihenfolge gleich 7 der kleinen Inzest-Babys – hier merkte man den Gesundheitsmalus dann doch stark.

In meiner Erinnerung war Crusader Kings 3 beim Thema Inzest noch nie so streng. Wenn man sonst ein bisschen zu eng im eigenen Gen-Pool blieb, um den Kwisatz Haderach zu züchten, kam vielleicht mal ein Lispler oder ein Nachkomme mit krummen Rücken heraus, aber doch nicht gleich sieben Inzest-Babys in Folge.

Ich hab das dann im Rahmen des Artikels noch mal recherchiert und tatsächlich war es nicht geplant, dass es so hohe Chancen auf „Inzest-Babys“ gab, sondern eine Chance von 96 % ist offenbar nur ein Bug (via paradox).

Als ich es für den Artikel noch mal getestet habe, konnte ich die eigene Tochter heiraten und hatte „nur noch“ eine geringe Chance von etwa 5 % auf ein Inzest-Baby. Also, kann die Operation Blutvater wie geplant weiterlaufen.

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Das ist mir beim DLC noch aufgefallen: Große Reiche sind deutlich stabiler als früher: Gerade die Söhne von Ragnar, bekannt aus der TV-Serie Vikings: Björn Eisenseite (Schweden) und Ivar der Knochenlose (Schottland) können sich in vielen Durchgängen immer wieder zu mächtigen Imperien aufschwingen.

Es bleibt jetzt selten so, dass „kleinere Grafschaten und Herzogtümer“ lange unabhängig bleiben: Die Blobs der großen Nationen bilden sich rasch und nachhaltig. Gerade Björn Eisenseite macht aus seinem Uppsala schnell Schweden und reißt die Macht in Skandinavien an sich.

Außerdem hab ich in manchen Durchgängen ein gewaltiges römisches Reich im Westen von Europa gesehen, da wo sonst Westfranken war. Das kenne ich so sonst nicht.

Ein massives Reich im Westen der Karte.

Legenden sind nett, aber eher technisch

Wie sind die Legenden? Das andere große Feature des DLCs, die „Legenden“ in Crusader Kings 3, fühlen sich wie ein Gimmick an:

In der Theorie funktionieren die wie eine Sonderbelohnung für besonders coole Heldentaten wie einen Kreuzzug vereiteln, die Blutlinie heilig machen oder sich zum Piratenkönig aufschwingen

In der Praxis ist es ein weiteres System, das so mitläuft und um das man sich nicht so richtig kümmert.

Auch wenn es einige spannende Trigger gibt, was eine Legende auslöst, sind die Belohnungen eher profan: Es gibt am Ende immer ein mächtiges, aber teures Buch-Artefakt, von dem man aber sowieso nur 2 gleichzeitig nutzen kann, und ein teures Spezialgebäude, für das man nur schwer die fast 1.000 Gold aufbringen kann.

Insgesamt ist das ein technisches Feature, das gerade bei den Belohnungen mehr Abwechslung verdient hätte.

Neue Erweiterung belebt Crusader Kings 3 und macht es härter

Das ist mein Eindruck: Der DLC ist für 20 € gut und reichhaltig. Er belebt Crusader Kings 3 wieder neu. Die Seuchen machen das Spiel deutlich chaotischer, frustrierender und schwerer. Auch die „großen Reiche“, die am liebsten Allianzen mit anderen großen Reichen schließen, erklären gerne mal einen Krieg, bei dem man alle Ressourcen aufbringen muss, um den Angriff zu überstehen.

Nach einem eher ruhigen Jahr 2023 ist das Spiel wieder auf deutlich spannenderen Weg. Ich jedenfalls kann mich an Crusader Kings 3 kaum statt spielen.

Auch wenn ich dem verdammten Björn Ironside gern die Pest an den Hals wünsche – und das nicht erst 1350.

Mehr zum Crusader Kings 3: Ich begann als einsamer Wikinger – 400 Jahre später hab ich halb Europa, 12.300 Nachkommen und ein Problem

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