Die neue Netflix-Serie „3 Body Problem“ ist die Verfilmung eines chinesischen Romans. Die Macher der Serie hatten die Aufgabe, eine besonders schwierige Szene aus dem Roman filmisch umzusetzen: In der „Boots-Szene“ wird ein Schiff, das den Panama-Kanal entlangfährt, von Nanofasern zerschnitten. Alle an Bord zerteilt es mit dem Schiff, Tausende von Menschen. Die Entwickler stellten sich die Szene wie einen Kuchen auf einem Servierwagen vor.
Das ist die Boot-Szene: Wir haben auf MeinMMO bereits am 25. März über die Boot-Szene gesprochen, die uns an die Eröffnungs-Szene des Horrorfilms „Ghost Ship“ erinnert hat:
Es ist die zentrale Szene von Episode 5 und es ist wahrscheinlich die Szene, die den meisten Zuschauern von „3 Body Problem“ im Kopf bleiben wird. Es ist visuell und dramaturgisch eine beeindruckende Szene.
Ein Schiff fährt den Panama-Kanal entlang und wird durch straff gespannte, unsichtbare Nanofasern in ihre Teile zerlegt. Die Nanofasern stammen von der Wissenschaftlerin Auggie, einer der Hauptfiguren der Serie. Der finstere Regierungs-Mann Wade (Titelbild) leitet die Operation.
Die alles zerschneidende Wirkung der Nanofasern und wie sie sich langsam, aber unaufhaltsam durchs Boot und die Passagiere schneiden, ist beeindruckend dargestellt.
Autoplay
Erschreckender als im Buch
Das sagen die Macher: David Benioff, den man als Macher von Game of Thrones kennt, sagte Journalisten bei einem Gespräch über die Szene:
„Wir wollen es zeigen, wir wollten es nicht umgehen. Ich denke, wenn man etwas auf dem Bildschirm sieht, ist es erschreckender als im Buch. Man liest diese Beschreibungen, aber man sieht nicht das Blut. Man sieht nicht, wie Kinder wegrennen. Man sieht nicht, wie Kinder-Rucksäcke in zwei Hälften geteilt werden.“
Der Ölmilliardär ist kein fieser Bond-Schurke mit Schnurrbart, sondern sieht sich selbst auf der Seite des Guten.
Das, woran sich die meisten Leser erinnern
Der Executive Producer Alexander Woo erklärt, wie aufwändig es war, die Szene so hinzubekommen, wie sie dann in Episode 5 zu sehen ist. Die Filmschaffenden sahen es als ihre Aufgabe an, der Vorlage gerecht zu werden und mindestens das zu zeigen, was sich die Leser in ihren Gedanken ausgemalt hatten:
„Sogar in den Romanen, ist es sehr deutlich beschrieben. Es ist für die meisten Leser das, woran sie sich am meisten erinnern: Die Aufgabe war es, dass wir das, was sich die Leser vorgestellt haben, erreichen oder sogar übertreffen. Wir wollen ihnen alles geben, was die Szene impliziert: Allein die Logistik kostete uns wahrscheinlich mehr Stunden Blut und Schweiß pro Frame als jede andere Sequenz in der Show.“
Wo wurde das denn gefilmt? Am tatsächlichen Panama-Kanal wurde nicht gedreht. Nach dem Ever Given-Vorfall beim Suez-Kanal sei das unmöglich gewesen, sagen die Macher.
Letztlich drehte man in einer olympischen Ruder-Stätte außerhalb von London und machte die Szene in der Post-Produktion etwas tropischer.
Wie eine Torte auf einem Servierwagen
So stellten sich die Macher die Szene vor: Steffen Fangmeier, VFX-Supervisor, hat einen interessanten Vergleich für die Szene:
„Stell dir vor, du hast einen große Torte, die in all die verschiedene Schichten geschnitten wird, auf einem Servier-Wagen und du schiebst den Wagen. Wenn er die Wand trifft, das ist der Zeitpunkt, wenn die Schichten anfangen, auseinander zu fallen. Der Punkt des Widerstands stoppt das Vorwärts-Momentum und alle Teile merken plötzlich: „Oh, ich beweg’ mich immer noch nach vorne, weil ich nicht mehr wirklich mit irgendwas verbunden bin.“
Und so machten wir uns das bildlich klar: Die oberste Schicht geht zuerst und dadurch verschwindet Druck von den unteren Schichten und alles gerät ins Rutschen.“
Es ist hübsch, in Körper zu schneiden
Wie blutig sollte die Szene denn sein? Das war für die Macher ein wichtiges Thema. Fangmeier sagt:
Es ist hübsch, in Körper zu schneiden. Vielleicht direkt unter dem Kopf. Es wurde dann ein bisschen grausig, aber auch nicht zu sehr. Es war nicht zu deutlich. Wie Kill Bill 2. Ich erinnere mich noch an die Szene: Alle Arme werden abgeschnitten. Blutfontänen spritzen. Es wurde schon echt plastisch. Und das wollten wir definitiv nicht.
Die guten Jungs töten tausende Menschen
Was war den Entwicklern dramaturgisch wichtig? Die Macher sagen, ihnen war wichtig, die emotionalen Auswirkung zu zeigen, denn schließlich töten hier „die guten Jungs“ Tausende von Menschen. Daher war es auch bedeutsam, den Zuschauern zu zeigen, was da passiert: dass da Tausende in Stücke geschnitten werden.
Damit die Szene die dramaturgisch notwendige Wirkung hat, mussten die Auswirkungen auf die Hauptfiguren gezeigt werden:
„Es war wichtig, Auggies Reaktion zu sehen, was ihre Technik, die sie für das Gute entwickelt hat, jetzt getan hat. Wir mussten Raj sehen, der für etwas unterschrieben hat, ohne zu wissen, was es ist, und wir mussten Wade sehen, von dem ich denke, dass er ganz zufrieden mit dem war, was da passiert ist.“
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