In den USA hat eine Frau aus Arkansas eine Klage gegen die großen Konzerne hinter Spielen wie Roblox, GTA 5, Fortnite, Call of Duty und Minecraft eingereicht. Die Frau wirft den Firmen vor, mit „süchtig machenden Mechanismen“ ihren damals 12 Jahre alten Sohn zum Zocken verführt zu haben. Das Gaming habe sein Leben in den letzten 9 Jahren verpfuscht. Die Anwälte der Firmen berufen sich auf die Redefreiheit.
Was ist das Problem des Sohns?
Wie PC Gamer schreibt, ist der Sohn mittlerweile 21 Jahre alt und gibt im Monat etwa 325 € für Videospiele aus.
Er habe die Schule abgebrochen, bei ihm seien schwere Depression und Angststörungen diagnostiziert worden.
Der Mann leide, laut der Klage, unter Entzugserscheinungen wie Wut, Zorn und Ausbrüchen. Die Mutter habe sein Spielen nicht regulieren können, weil sie Angst vor diesen körperlichen Ausbrüchen hatte, heißt es.
Die Klage wirft etwa GTA 5 vor, dass es dort zu viel zu tun gäbe und es nie langweilig werde:
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Games sollen „chemisches Belohnungs-System“ im Hirn ausnutzen
Was wirft sie den Spiele-Firmen vor? Den Spiele-Designer wird vorgeworfen, verantwortlich dafür zu sein, „ein chemisches Belohnungs-System im Hirn des Nutzers auszunutzen“, gerade im Hirn von Minderjährigen.
Dadurch würde Suchtverhalten entstehen und das könne zusätzliche geistige Schäden verursachen:
Als Beispiel nennt die Klage etwa Belohnungen in Call of Duty, wie Waffen- und Waffenzusatz-Freischaltungen – das Freischalten bilde eine Konditionierung. Dazu komme das schnelle Spiel, die befriedigende Grafik und Sound.
Bei Minecraft führe das Multiplayer-Feature dazu, dass man süchtig danach werden, sich mit anderen zu verbinden. Die Klage warnt davor, dass Spieler mit ADHS „hyper-fokussiert“ auf das Bauen werden.
Grand Theft Auto 5 wiederum habe eine „Endlose Folge von Sachen, die man tun könne, was einen ständig fesselt und sicherstellt, dass man sich nie langweilt.“
Außerdem würden Nutzer nicht vor dem Sucht-Risiko der Spiele gewarnt werden.
Anwälte der Gaming-Firmen sehen Games als Ausdrucksform
Was sagen die Spielefirmen? Die Anwälte der Firmen berufen sich auf ein Urteil des Obersten Gerichtshof aus 2011, dass „Games ein Medium des Ausdrucks“ seien. Daher fallen sie unter das Statut der Redefreiheit.
Der Vorwurf, ein Spiel sei „zu unterhaltsam“ könne nicht rechtfertigen, das Recht auf freie Meinungsäußerung einzuschränken.
Aus Sicht der Gaming-Anwälte seien die Vorwürfe vage und ominös. Mit dubiosen Begriffen wie „Feedback Loop“ und „Monetiztation Scheme“ wolle die Klägerin nur ganz normale, kreative Features angreifen, mit denen Spiele besser und herausfordernder werden.
Firmen: Ihr könnt uns nicht verklagen, nur weil unsere Spiele zu unterhaltsam sind
Die Entwickler sagen:
„Die Kläger glauben, dass der Ausdruck über Games zu überzeugend ist – also zu unterhaltsam – aber das gibt ihnen nicht das Recht, die freie Rede einzuschränken oder den Übermittler der Botschaft zu belasten.“
Wie geht das jetzt weiter? Wenn’s nach den Gaming-Firmen geht, wird der Fall der Mutter aus Arkansas abgewiesen. Aktuell wartet man darauf, ob das Gericht die Klage abweist oder zulässt.
Die Gaming-Firmen haben zudem beantragt, dass der Fall in die Schlichtung geht, wenn die Klage doch zugelassen wird.
Kanzlei will besseren Schutz für Kinder erreichen
Das ist das größere Bild hinter Klage: Aktuell ist nicht nur die Klage der Frau aus Arkansa vor Gericht, sondern es sind insgesamt 6 ähnlich gelagerte Fälle, die von einer Anwaltskanzlei in Atlanta vertreten werden. Die Kanzlei Bullock Ward Mason hat sich auf Videospiel-Sucht spezialisiert.
Die Kanzlei sagt in einem Statement zu PC Gamer, die Sucht, die man bei Kindern und Jugendlichen sieht, sei ernst. Gaming übernehme deren ganzes Leben und wirke sich sehr negativ auf ihr Wohlbefinden aus.
Daher freue man sich darauf, die Industrie nun zu beleuchten und Videospiel-Firmen dafür verantwortlich zu machen, welchen Schaden sie anrichten. Man will Gesetzesänderungen anregen, die Kinder künftig schützen.
Der Versuch, juristisch gegen Gaming-Firmen vorzugehen, treibt häufig seltsame Blüten. Hier beruft man sich auf die Redefreiheit. EA verglich vor 2019 ihre Lootboxen mit Überraschungseiern:
EA nennt Lootboxen eine recht ethische Überraschungs-Mechanik