Path of Exile hat ein großes Problem: Es ist einfach zu alt – Das sagt der Chef dazu

Im Interview mit den Machern von Path of Exile kam MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus ein wenig ins Plaudern – mit interessantem Ergebnis. Die Chefs erklären, dass das als so super-komplex geltende PoE gar nicht so schwierig zu verstehen sei, nur einfach zu alt. Das gleiche Problem haben die meisten Service-Games, etwa das 20 Jahre alte MMORPG World of Warcraft.

Ich hatte kürzlich die Chance, mich mit Mark Roberts, Game Director von Path of Exile, und Jonathan Rogers, Creative Director von Path of Exile 2, zu unterhalten. Die eigentlichen Themen der Vorstellung waren:

die neue Erweiterung von Path of Exile, die vor allem für Neueinsteiger bestens geeignet ist

und die neue Klasse sowie die Verschiebung von Path of Exile 2.

Im darauf folgenden Gespräch mit den beiden habe ich aber ein wenig tiefer nachgeforscht. Ich liebe Action-RPGs, nur Path of Exile konnte mich nie fesseln. Es war mir immer zu komplex, einen Ticken zu hart, um es genießen zu können.

Diesen Eindruck habe ich mit den beiden geteilt und zu meiner Überraschung haben sie zugestimmt, zumindest teilweise.

Ich durfte bei der Präsentation unter anderem den Ranger in Aktion sehen, die neuste Klasse in PoE 2:

Path of Exile 2: Der Trailer zur neuen Klasse Ranger


Autoplay

Path of Exile ist nicht zu schwer, nur über die Jahre zu sehr gewachsen

Auf das Thema kamen wir durch den kürzlichen Erfolg von Last Epoch, das für viele Spieler als „besser als Diablo 4, leichter als Path of Exile“ gilt. Deshalb habe ich gefragt: „Habt ihr je darüber nachgedacht, einen Easy Mode für PoE zu machen, das Spiel gewisse Dinge selbst aussuchen zu lassen?“

Die Antwort von Rogers fiel überraschend ausführlich aus:

Darüber habe ich erst kürzlich mit Mark gesprochen. Die Diskussion war: Wenn Path of Exile heute erscheinen würde in seinem jetzigen Zustand, hätte es dann immer noch den gleichen [guten] Ruf? Wir meinten dann: Last Epoch wirkt teilweise deswegen so leicht, weil die Community noch nicht die Hölle herausoptimiert hat. […] Wenn du weißt, dass es Leute gibt, die eine Million DPS machen, dann fühlst du dich mit deinen 100.000 unterlegen – obwohl du wirklich einwandfrei durch den Content kommst. Dann fühlt es sich so an, als sei da ein Level an Komplexität, nur weil man aus irgendeinem Grund so sehr optimieren will [wie andere].

Der andere Teil ist, dass Path of Exile einfach schon so lange existiert. Viel Content ist verfügbar und dieser Content kann dafür genutzt werden, einen Build auf irgendeine Weise zu verbessern. Dieses Gefühl, mit allem interagieren zu müssen, um wirklich alles rauszuholen, das ist eigentlich gar nicht so. Du musst nicht alles machen, du kannst einfach das Spiel spielen und tun, auf was du Lust hast.

Ich denke, es ist deswegen keine Frage, ob man einen Easy Mode im Spiel haben will oder ob das Spiel dir Entscheidungen abnehmen soll. Die Sache ist eher, dass ein Spiel mit so viel Content sich komplex anfühlt […] und ich bin sicher, in 10 Jahren, wenn Last Epoch viele Erweiterungen hatte, werden die Leute nicht sagen, dass es ein leichtes Spiel wäre. Das ist einfach die Realität eines Spiels, das so lange da ist.

Jonathan Rogers

Path of Exile und World of Warcraft haben das gleiche Problem

Was Jonathan Rogers da erzählt, hat mich als langjährigen WoW-Spieler an mein Lieblings-MMORPG erinnert. Auch hier hat sich über die 20 Jahre, die es nun schon auf dem Markt ist, viel getan. Schon MeinMMO-Dämon Cortyn meint: WoW sei zu schwer für Neulinge.

Und nicht nur das, beim Versuch, frisch zu bleiben, hat Blizzard immer wieder an bestehenden Systemen geschraubt und sie erneuert. Für Veteranen sicherlich cool, für Neulinge aber irgendwann undurchschaubar. So sehr, dass sich Fans mittlerweile weniger Skills für alle Klassen wünschen.

Dabei ist es gerade für Neueinsteiger zusätzlich schwierig, ins Spiel zu kommen, wenn sie sich von alteingesessenen Spielern beraten lassen. Denn jeder, der WoW schon seit Jahren spielt, weiß natürlich, welcher Content der beste ist, was man ignorieren sollte oder welche Addons man installieren muss. Einfach das Spiel zu entdecken ist als Newbie kaum möglich.

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Meinen Eindruck teilen die Chefs von Path of Exile und plaudern aus ihren Erfahrungen mit dem Action-RPG. Mark Roberts antwortet mir: „Ganz genau so! Hier sind die 600 Addons, die du brauchst.“

Ab einem gewissen Punkt bräuchte ein Spiel schlicht eine Art Neustart. Rogers sagt dazu:

„Das ist einer der Gründe, warum Path of Exile 2 so toll ist. Wir haben ein gewisses Level an Zurücksetzung, bei der ich sicher bin, dass Leute es leichter finden werden als Path of Exile 1. Und während ich sicher bin, dass das zum Teil stimmt, denke ich nicht, dass es auf die Weise [leichter ist] wie die Leute behaupten werden.“

Jonathan Rogers

Nach einer Verschiebung wird Path of Exile frühstens gegen Ende des Jahres in die Beta gehen, dafür dann in Release-Qualität, wie der Chef verspricht. Bereits jetzt ist einiges an Gameplay bekannt, aber es fehlt noch an Politur. Bei einer Sache sind sich die Macher jedoch sicher: Path of Exile 2 verzichtet ganz bewusst auf die Erfolgs-Formel von Diablo 4 – Es soll nur zahlen, wer wirklich will

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