Entwickler von Baldur’s Gate 3 spricht über Massen-Entlassungen: „Das ist einfach nur krank“

Überall wird gefeuert und entlassen – doch nicht bei Larian. Genau der Entwickler übt nun harsche Kritik an anderen Firmen.

Wenn man auf die letzten Monate zurückschaut, dann gab es eigentlich jede Menge coole Spiele-Veröffentlichungen. Es ist eine ziemlich gute Zeit, um Videospiele als Hobby zu haben. Weniger gut sind die Zeiten aber wohl, wenn man Entwickler oder Entwicklerin bei den Firmen ist, die diese Spiele produzieren. Denn massenhafte Entlassungen sind immer wieder an der Tagesordnung.

Das müsste nicht so sein – meint zumindest einer der Entwickler von Larian, dem Team hinter Baldur’s Gate 3.

Was ist in den letzten Jahren vorgefallen? Egal zu welcher großen Spieleschmiede man aktuell schaut, fast überall gibt es riesige Entlassungswellen. Bei Activision Blizzard hatten wir mehrfach darüber berichtet, aber auch Unternehmen wie Xbox oder PlayStation haben zahlreiche Entwickler entlassen. Häufig wird dabei auch unterstellt, dass man Entlassungen ein wenig verschleiert, weil man Entwickler etwa durch Anpassungen der Regeln – etwa zu den Home-Office-Möglichkeiten – im Grunde dazu zwingt, das Unternehmen zu verlassen.

Im Gegensatz zu vielen Unternehmen an der Börse, liegt Larian großteils in der Hand eines Mannes.

Was wurde nun gesagt? In einem Interview mit Game File während der Game Developer Choice Awards, sprach der Director of Publising von Larian, Michael Douse, über seine aktuelle Meinung zur Industrie als solche. Larian ist der Entwickler von Baldur’s Gate 3 und in mehreren Punkten eine Besonderheit. Zum einen hat Larian mit Baldur’s Gate 3 einen (damals unerwarteten) Welterfolg gelandet, zum anderen ist Larian nicht am Aktienmarkt – das Unternehmen liegt ganz in der Hand von Swen Vincke.

Zu den aktuellen Entlassungswellen sagte Douse:

Keines dieser Unternehmen befindet sich in der Gefahr, dass sie bankrottgehen. Sie befinden sich nur in der Gefahr, die Aktionäre zu verschrecken. Und das ist in Ordnung. So arbeiten die eben. Die Funktion eines an der Börse gehandelten Unternehmens ist es, Wachstum für die Investoren zu erzeugen … Und nicht ein gutes Klima für die Mitarbeiter zu erschaffen.

Douse ist auch der Ansicht, dass die Unternehmen sich gerade gegenseitig bestätigen würden, um solche Entlassungswellen durchzusetzen:

Das ist vermeidbare Scheiße. Das ist wirklich alles, was es ist. Das ist der Grund, warum du gerade [eine Entlassungswelle] nach der anderen siehst. Weil die Firmen sich sagen: „Gut, endlich. Jetzt können wir das auch machen. Wir wollten das schon lange machen. Alle anderen machen das auch. Also warum nicht auch wir?“ Das ist wirklich etwas krank.

Das ist zwar sehr nüchtern betrachtet, entspricht zumeist aber der Wahrheit. Die Aktionäre, die in ein Unternehmen investieren, wollen Kursgewinne – und die lassen sich kurzfristig eben durch Entlassungen erzielen.

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Douse spricht auch darüber, warum Larian nicht am Aktienmarkt ist:

Um die Spiele zu erschaffen, die wir entwickeln wollen, würde es und mehr Geld geben, wenn wir an die Börse gehen, aber das wäre anti-ethisch dem Qualitäts-Teil gegenüber, den wir einhalten wollen. Es würde unsere Spiele nicht besser machen. Es würde uns nur hetzen.

Dabei ist Douse auch der Meinung, dass es für Videospiele-Entwickler gerade eine ziemlich gute Zeit sei, denn er sagt:

Wir sollten demütig auf die aktuelle Zeitperiode schauen. Es fühlt sich nicht so an, als würden wir als Industrie mit Demut erfüllt sein.

Auf der einen Seite hat Larian natürlich leicht reden, eben weil sie nicht an der Börse vertreten sind. Auf der anderen Seite ist aber auch genau das der Grund, warum sie dem Anschein nach in dieser soliden Position sind, sich eben nicht von Mitarbeitern trennen zu müssen, nur weil der Rest der Welt das gerade macht.

Baldur’s Gate 3 und deren Entwickler sammeln aber ohnehin überall Pluspunkte – zuletzt sogar bei einer Bibliothek.

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