Ein Spieler verbrachte auf Steam mehr als 3.200 Stunden mit dem Strategie-Spiel Hearts of Iron IV, aber empfehlen würde er es nicht. Die spöttische Antwort eines Entwicklers löst eine Diskussion aus.
Um welches Spiel geht es? Hearts of Iron IV ist ein Spiel der schwedischen Strategie-Genies von Paradox. Spieler erhalten die Kontrolle über eine Nation und müssen diese durch den Zweiten Weltkrieg führen. Seit dem Release im Juni 2016 sind 3 kostenlose sowie 4 kostenpflichtige Erweiterungen ins Spiel gekommen, die alle einen Fokus auf unterschiedliche beteiligte Regionen bieten.
Es gibt also genug Inhalte, um die Spieler eine Weile beschäftigt zu halten. Auf Steam ist Hearts of Iron IV mit 91 % Empfehlungen aus über 200.000 Rezensionen „sehr positiv“. Ein Spieler mit mehr als 3.200 Stunden gab dem Strategie-Spiel nun aber einen Daumen nach unten und zog so die Aufmerksamkeit der Entwickler auf sich (via Vida Extra).
Mit ihrem neuen Spiel Millennia wollte Paradox eigentlich Civilization Konkurrenz machen, doch auch hier hat man mit negativen Reviews zu kämpfen.
Autoplay
Von nackten Soldaten im sibirischen Winter und Flugzeugen
Was sagt der Spieler? Der Steam-Nutzer „Pluto“ geht in seiner Bewertung auf verschiedene Aspekte des Spiels ein, die ihm missfallen. Dabei betont er, dass Hearts of Iron IV kein schlechtes Spiel sei, er kritisiert jedoch die Vorgehensweise von Paradox.
So würden lieber neue Inhalte hinzugefügt, statt Bugs zu beseitigen, meint Pluto. Er stört sich außerdem an der teilweise fragwürdigen Logik des Spiels: So können nackte Soldaten bei –50 °C überleben und Ausrüstung zur Flugabwehr funktioniert nur gegen ganz bestimmte Flugzeuge (via Steam).
Die Bewertung stammt vom 7. März 2024 und wurde am 4. April aktualisiert. Insgesamt hat Pluto mittlerweile mehr als 3.275 Stunden im Spiel.
Die ganze, sehr ausführliche, Review könnt ihr hier auf Deutsch nachlesen:
Nach 3.263 Stunden habe ich mich endlich dazu entschlossen, meine Rezension abzuschicken. Ich habe gewartet, bis der letzte unnötige DLC (Trial of Allegiance) herauskam, um zu sehen, ob es den Entwicklern mehr darum geht, Geld aus dem kaputten Spiel herauszupressen, oder ob sie sich eher darum kümmern, die Kernmechaniken zu reparieren und etwas Logik in das Spiel zu bringen. Die derzeitige Firmenpolitik besteht darin, mehr Dinge hinzuzufügen, die mehr Bugs und Probleme ins Spiel bringen, statt sicherzustellen, dass das Spiel wie vorgesehen funktioniert.
Zunächst einmal hätte ich nicht 3.000+ Stunden in diesem Spiel, wenn es wirklich so schlecht wäre. Das Spiel ist sehr unterhaltsam und macht Spaß, solange man sich nicht schert um historische Immersion, Realismus und darum, wie die Logik des Spiels funktioniert. Willst du sehen, wie ausgehungerte nackte Soldaten bei -50°C ewig überleben, während nur die Ausrüstung in die Stratosphere geht? Spiel Hearts of Iron IV! Willst du auf deine Kosten einen Flughafen für den Feind bauen? Kein Problem, es ist möglich und wirklich dumm. Möchtest du sehenn, wie deine Soldaten die gegnerischen Flugzeuge abschießen? Nun, aus irgendeinem Grund können sie das mit ihren zahlreichen Maschinengewehren nicht, obwohl uns die Geschichte lehrt, dass sie das getan haben. Du brauchst eine sehr spezifische Ausrüstung, die nur bestimmte Flugzeugtypen abschießt! Du möchtest ein besseres Kampfflugzeug bauen und sehen, wie es deine Divisionen im Bodenkampf unterstützt oder die feindliche Logistik stört? Nun, das kann es nicht, aber einige andere Flugzeugtypen können es, obwohl sie die gleiche Ausrüstung und Fähigkeit wie ein Kampfflugzeug haben. Generäle sind unsterblich und abstrakt. Ich könnte noch lange so weitermachen.
„Worauf wollte ich damit hinaus? Wisst ihr, aus Gründen des Balancing“ ist das Spiel sehr binär und begrenzt. Das Spiel verlangt vom Spieler, dass er eine Sache erforscht/baut, z.B. die Erforschung von Luftabwehrwaffen, um dann nur bestimmte Flugzeugtypen abzuschießen. Um andere Flugzeugtypen zu zerstören, muss der Spieler Luftabwehrgebäude bauen, welche die anderen zerstören, aber die, die die anderen zerstören, können nicht die zuerst genannten zerstören und umgekehrt. In beiden Fällen handelt es sich um Luftabwehr, aber ihre Fähigkeiten können nicht dynamischer zur Verfügung gestellt werden. Der Zweite Weltkrieg hat nicht auf diese Weise funktioniert und die Situation auf dem Schlachtfeld war viel dynamischer und universeller.
Von 8 im Forum gemeldeten Bugs wurde in den letzten Jahren nicht ein einziger behoben; einige wären in 2 Minuten erledigt. Ich bin nicht der Einzige, der blindlings Probleme im Paradox-Forum meldet, die dann in Vergessenheit geraten. Die KI ist in einigen Teilen des Spiels schwach und inkompetent. Sie nutzt nicht einmal einige Funktionen, die von den Entwicklern geschaffen wurden. Denk nicht mal daran, dass die KI einen Militätattaché schickt, um Lizenzen bittet oder dringend bennötigte Ausrüstung anfordert, die KI macht das nicht.
Heutzutage ist das Spiel nur noch durch Mods beliebt, und ich glaube, dass es derzeit kein besseres Spiel wie Hearts of Iron IV gibt. Das unmodifizierte Vanilla-Spiel ist für erfahrene Spieler extrem langweilig, simpel und nur für diejenigen, die sich für Achievements interessieren. Wenn es keine Mods gäbe, würde dieses Spiel nicht lange so beliebt bleiben.
Wenn du strategische Sandbox-Spiele magst, die von Ereignissen des Zweiten Weltkriegs inspiriert sind, und dir die Logik nicht so wichtig ist, dann nur zu. Wenn du ein Detailfan, ein Geschichts-Enthusiast oder ein Fan von Logik und Realismus bist, dann wirst du dieses Spiel nur schwer verstehen können.
Entwickler-Antwort spaltet Community
Wie reagiert der Entwickler? Unter der Review gibt es eine Entwickler-Antwort von einem Paradox-Mitarbeiter. Sie lautet: „Es tut mir leid, zu hören, dass deine 3.263 Stunden mit Hearts of Iron 4 eine Enttäuschung waren. Wir werden uns bemühen, deine 3.264. Stunde so erfüllend wie möglich zu gestalten.“
Diese flapsige Antwort erhielt recht gemischte Reaktionen von der Community:
Die eine Seite kritisiert den Entwickler: Die Antwort sei kindisch und unprofessionell, der Spieler habe eine ausführliche Bewertung geschrieben und valide Kritikpunkte geäußert.
Andere sind auf der Seite des Entwicklers: Nach so vielen Stunden im Spiel eine negative Bewertung zu schreiben, sei albern. Als würde man jeden Tag in ein Restaurant gehen, um sich dann über das Essen zu beschweren. Der Spieler könnte nach so vielen Stunden aber auch einfach „ausgebrannt“ sein und eine Pause von Hearts of Iron IV brauchen.
Der Entwickler, der auf Steam den Namen “Arheo” nutzt, gab am 5. April nochmal ein Update zu der Situation. Darin heißt es, er und Pluto hätten sich schon vor Wochen in Privatnachrichten ausgetauscht. Der Spieler hätte ein Recht auf seine Meinung, man solle ihn in Ruhe lassen.
Wenn ihr euch selbst ein Bild von Hearts of Iron IV machen wollt, könnte ihr das noch bis zum 8. April 2024 um 19:00 kostenlos tun – solange läuft die „Free Weekend“-Aktion. Während dieser Zeit ist das Spiel zudem um 80 % reduziert, von 49,99 € auf 9,99 €.
Nicht zum ersten Mal erregt die Spielzeit von jemandem die Aufmerksamkeit der Devs: „Sie hat 16.395 Stunden gespielt“ – Mutter spielt Strategiespiel auf Steam so lange, dass es sogar die Entwickler verblüfft
Der Beitrag Gamer schreibt negativen Review nach 3.263 Stunden in einem Spiel auf Steam – Bekommt Antwort vom Entwickler erschien zuerst auf Mein-MMO.de.