Beim „Swatting“ wird Unschuldigen die Polizei auf den Hals gehetzt, indem eine Notfallsituation vorgegaukelt wird. In Deutschland soll eine Gruppe für das Swatting von 132 Twitch-Streamern verantwortlich sein, in einem Zeitraum von etwa zwei Jahren. Einige traf es sogar mehrfach. Das berichten der SPIEGEL und das ARD-Magazin Kontraste.
Woher stammen die Informationen? Die Recherchen kommen aus einem Artikel von Spiegel und dem ARD-Magazin Kontraste. Die Folge des Magazins wird heute Abend, am 11.4., um 21:55 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Bei der Recherche erlangten die Journalisten Zugriff auf einen Datensatz mit 75.000 internen Chatnachrichten und Tonaufnahmen. Sie erstrecken sich über einen Zeitraum von 6 Jahren.
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Bei der Hafenrundfahrt von 30 Polizisten umstellt
Wen hat es etwa getroffen? In einem Artikel der Tagesschau zur Recherche heißt es: Die 31-jährige, deutsche Streamerin „quitelola“ (Titelbild) machte eine Rundfahrt durch den Hamburger Hafen mit, an deren Ende ein Großaufgebot der Polizei auf sie wartete.
Sie sagt:
„Es ist natürlich ein komisches Gefühl, wenn man an eine Wand gestellt wird und um einen herum 20 bis 30 Polizisten.“
Offenbar hatten Unbekannte der Polizei gemeldet, sie plane einen Messerangriff auf den Schiffsführer.
Welche Ausmaße soll das haben? Die Recherche sagt, im untersuchten Zeitraum, vom Februar 2022 an, seien insgesamt 132 Twitch-Streamer von der Gruppe geswattet worden, manche sogar mehrfach. Insgesamt hätten die Täter 1048 Streamer im Visier.
Im Beitrag wird unter anderem gezeigt, wie leicht die Täter an Daten kommen. So ist ein Anruf bei einem Polizeirevier im Schwarzwald zu hören, wo sich der Täter als “Oskar Schöttle, hier” meldet und behauptet, er sei ein Polizist aus Potsdam und müsse die Identität einer Frau feststellen. Im Schwarzwald half man gerne.
Was das zuständige Polizeipräsidium im Rückblick als “unzulässige Datenübermittlung” sieht, die Sicherheitsvorgaben seien hier nicht befolgt worden.
Wer macht das? Es geht um eine Gruppe, die sich selbst „NWO“ (New World Order) nennt.
“Hab mich gefühlt wie ein König”
Warum machen die das? Den Tätern geht es offenbar darum, in Machtphantasien zu schwelgen. Sie streben es an, dass sie das Swatting live auf Twitch verfolgen können.
Ein Mitglieder der NWO sagt:
„Das ist ja nichts anderes, als würde man jetzt den Fernseher anschalten, und „Auf Streife“ schauen.”
In Mitschnitten heißt es:
„Ich hatte den Spaß meines Lebens. Hab 2 Tage nur Leute geswattet. Hab mich gefühlt, wie ein König.“
Swatting ist kein „Scherz“. In den USA ist bei einem Swatting im Dezember 2018, bei dem die Polizei zu einer falschen Adresse geschickt wurde, ein völlig unschuldiger Mann, der gar nicht das eigentliche Ziel des Swatting was, ums Leben gekommen. Polizisten hatten ihn erschossen, nachdem ein Anrufer eine bewaffnete Geiselnahme vorgetäuscht hat.
Polizist erschießt Unschuldigen nach Swatting – Was passierte danach?