Ein 15-Jähriger wollte sich nur einen Spaß erlauben und seine Mitschüler ärgern. Dafür schrieb er einen Computervirus, der sich heimlich verbreitete. Am Ende infizierte Elk Cloner unzählige Systeme.
Computerviren sind heutzutage darauf ausgelegt, möglichst großen Schaden auf infizierten Systemen anzurichten. Ein Teil der verbreiteten Schadsoftware spioniert Benutzer heimlich aus und sammelt unentdeckt persönlichen Daten und Passwörter, ähnlich wie eine KI, die euch beim Tippen zuhört.
Ihren Anfang haben Computerviren vor über 40 Jahren genommen. Zu dieser Zeit erschuf ein Schüler einen der ersten digitalen Schädlinge. Er hatte dabei keine bösen Absichten, wie die heutigen Vertreter. Er wollte sich daraus einen Spaß machen, um Leute in seinem Umfeld zu ärgern.
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Elk Cloner: Ein Computervirus, der nur ärgern wollte
Was ist das für ein Virus? Elk Cloner wurde 1982 von Rich Skrenta programmiert. Opfer des Computervirus waren die damals bei Nutzern sehr beliebten Apple II-Computer, die als Betriebssystem Apple DOS 3.3 verwendeten und von Steve Wozniak, einem der 3 Gründer von Apple entworfen wurden.
Als Bootvirus wurde er noch vor dem Start des eigentlichen Betriebssystems aktiv, indem er sich im Systemspeicher festsetzte. Dafür musste der Computer von einer infizierten Diskette gestartet werden. Wurde später eine virenfreie Diskette eingelegt, speicherte sich Elk Cloner im Bootsektor ab.
Wie kam es zu Elk Cloner? Mit 15 Jahren war Rich Skrenta dafür bekannt, kleine Spiele zu schreiben. Diese waren bei Mitschülern und Freunden beliebter, als beispielsweise Donkey von Bill Gates höchstpersönlich. Regelmäßig wurde ihm die Frage gestellt, ob er etwas Neues programmiert hätte.
Davon genervt, entschied sich der Schüler ein Programm zu erschaffen, dass sich heimlich weiterverbreitete. Der Virus blieb so lange unentdeckt, bis er den Nutzer eines Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt aus Spaß erschrecken sollte.
Was tat der Virus? Im Grunde war Elk Cloner harmlos. Die Apple II-Computer infizierten sich ausschließlich über 5,25“-Disketten, auf denen sich der Bootvirus versteckte. Auf einem verseuchten Rechner wurden dann weitere Disketten infiziert, um sich zu vermehren.
Unwissentlich infizierte Disketten wurde weitergegeben und Elk Cloner konnte auf diese Weise in immer mehr Systeme eindringen. Nachdem ein Nutzer zum 50. Mal seit dem Virenbefall eine Diskette eingelegt hatte, wurde der Bootvirus sichtbar aktiv.
Der aktuelle Bildschirminhalt wurde schwarz und stattdessen zeigt der Computer ein albernes Gedicht von Rich Skrenta an, dass den betroffenen User erschrecken sollte.
Elk Cloner:
Das Programm mit einer Persönlichkeit.
Es wird auf alle deine Disketten gelangen.
Es wird deine Chips infiltrieren.
Ja, es ist Cloner!
Es wird wie Klebstoff an dir pappen.
Es wird auch den Arbeitsspeicher modifizieren.
Schick den Cloner!
Wie ging es mit Skrenta weiter? Mehr passierte glücklicherweise nicht. Es wurden keine Daten gelöscht oder beschädigt. Nach einem Neustart war der Spuk vorerst beendet.
Apple veröffentliche daraufhin eins der ersten Antivirenprogramme, um Elk Cloner auf infizierten Geräten zu entfernen. Wäre der Schüler ein paar Jahre älter gewesen, hätte ihn Steve Jobs vielleicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen.
Nach all den Jahren bereut Skrenta seinen „Schüler-Streich“. Auch heute ist er vor allem für Elk Cloner und weniger für seine anderen Arbeiten bekannt. Dazu schrieb er auf seinem inzwischen nicht mehr verfügbaren Blog skrenta.com:
Unglaublich. Ich habe so viel Zeug für den Apple II programmiert: Adventure-Spiele, Compiler, ein Betriebssystem. Und der dümmste Hack, den ich je geschrieben habe, hat am meisten Interesse erzeugt, bis heute.
Viren sind heute viel zu verbreitet. Man kriegt den Geist nicht in die Flasche zurück. Der einzige Trost, den ich finde, ist der, dass der Geist ohnehin herausgekommen wäre. Aber es ist ein großer Spaß, der erste zu sein, der ihn herausgelassen hat.
Diese Geschichte zeigt, wie sich einer der ersten Computerviren, damals noch ohne Internetzugang, verbreiten konnte. Vor 14 Jahren hat ein deutscher Künstler ein Projekt gestartet, dass im Grunde ein Offline-Netzwerk darstellt. Aber auch seine Dead Drops sind nicht vor Viren und anderen Schadprogrammen sicher: In Deutschland gibt es über 400 USB-Sticks, die aus Wänden herausragen – Was ist das „Dead Drops“-Projekt?