Granblue Fantasy: Relink – im Test (PS5)

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Spiel:Granblue Fantasy RelinkPublisher:CygamesDeveloper:CygamesGenre:Action-RollenspielGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5USK:12Erschienen in:3 / 2024

Als Granblue Fantasy: Relink im September 2016 enthüllt wurde, schlugen Fanherzen höher: Ein waschechtes Konsolen-Action-RPG zur (gerade in Japan) beliebten Marke, verantwortet von den Action-Spezialisten ­PlatinumGames – was könnte da schiefgehen? Eine ganze ­Menge, wie sich zeigen sollte. Was nämlich folgte, war eine abenteuerliche und vor allem schleppende Entwicklungszeit. Der für 2018 angedachte Start fiel bald ins Wasser und PlatinumGames zog sich zurück, sodass Cygames kurzerhand selbst die Zügel in die Hand nahm. Und dann warf die Coronapandemie das Projekt noch einmal schwungvoll aus der Bahn. So blieb Fans in den letzten Jahren lange nur die Hoffnung, dass der Titel überhaupt mal das Licht der Welt erblickt, aber der lange Atem hat sich ausgezahlt: Nun steht Granblue Fantasy: Relink tatsächlich in den Videospiel­regalen und hat die beschwerliche ­Odyssee dorthin gut überstanden.

In Relink ist das Wolkenmeer des Zegagrande-Luftraums Euer Spielplatz. Ihr schlüpft in die ­Rolle der Himmelsfahrer Gran oder Djeeta und segelt unbeschwert durch die Lüfte, auf der Suche nach dem nächsten großen Abenteuer. Das lässt nicht lang auf sich warten, mit an Bord ist nämlich Lyria, die über die Kraft verfügt, mächtige Astralbestien zu befehligen. Eine wertvolle Fähigkeit – findet auch ein mysteriöser Kult und entführt das junge Mädchen kurzerhand. Gemeinsam mit Eurer Crew macht Ihr Euch also auf, den Schurken das Handwerk zu legen und Lyria zu retten – der Startschuss für ein spektakuläres Abenteuer, bei dem bald J-RPG-typisch das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht.

Als Action-Rollenspiel lässt Euch Relink vor allem eines im großen Stile machen: Monster und andere Schergen vermöbeln mit einem leicht zugänglichen Echtzeit-Kampfsystem. Euch stehen ein einfacher und charakterspezifischer Angriff zur Verfügung, auf Knopfdruck setzt Ihr klassisch zum zeitigen Block oder Ausweichsprung an. Haltet Ihr R1 gedrückt, wählt Ihr zudem individuell festgelegte Spezialfertigkeiten, die von mächtigen Angriffen bis Heil- und Stärkungszaubern reichen. Seid Ihr dem Genre nicht völlig fremd, habt Ihr das alles schon mal gesehen, entsprechend ernüchternd präsentieren sich die ersten Stunden. Die sind aber zum Glück nicht repräsentativ für das Gesamterlebnis. Im Gegenteil: Spätestens wenn Ihr Eure ersten optionalen Charak­tere freischaltet, entfaltet sich das Potenzial von Relink. Während die Kernsysteme bestehen bleiben, verfügt so ziemlich jede Figur über einen individuellen Kampf- und damit Spielstil – es ist für jeden etwas dabei. Gerade im weiteren Verlauf merkt man Relink die Finesse seines Kampfsystems und die vielen Kniffe der üppigen Kämpferriege an, die mit etwas Übung tolle Combo-Möglichkeiten eröffnen. Das lässt dann auch den Einfluss von PlatinumGames erahnen, zumal Yasuyuki Kaji Regie führte: Der arbeitete zuvor bereits an ­Platinum-Schwergewichten wie Metal Gear Rising: ­Revengeance, Bayonetta 2 oder auch NieR: Automata.

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Haben sich Eure Lieblinge herauskristallisiert, stellt Ihr eine Truppe aus vier Kämpfern zusammen, mit denen Ihr Euch ins Abenteuer stürzt. Im Rahmen der Handlung steuert Ihr diverse mehr oder minder weitläufige Schauplätze an, in denen Ihr kleinen, großen und zuweilen auch gewaltigen Feinden einheizt. Insbesondere die herausragend in Szene gesetzten Bosskämpfe gegen Astralbestien begeistern mit eindrucksvollem Spektakel der Marke ”Reizüberflutung”, ohne an spielerischem Anspruch einzubüßen. In den teils knackigen Konfrontationen werden auch weitere Mechaniken im Kampf wichtig. Ihr nutzt etwa Link-Angriffe, um an die Attacken Eurer Verbündeten anzudocken, oder verkettet Spezial­angriffe zu einem verheerenden ”Chain Burst”. Dabei solltet Ihr immer den Zustand Eures Feindes im Blick behalten – ist er gebrochen, steckt er besonders viel Schaden ein. Befindet er sich allerdings im ”Overdrive”, sucht Ihr besser das Weite.

Die Handlung fällt recht vorhersehbar aus – ein Umstand, den die audiovisuelle Präsenta­tion aber wettmacht. Relink hält eine ganze Handvoll toller Momente und Sequenzen bereit, die selbst Genreveteranen staunen lassen dürften. Übrigens sind ­Serienvorkenntnisse nicht zwingend notwendig – als Neulinge müsst Ihr aber einige Verbindungen zwischen Charakteren als gegeben hinnehmen.

Nach Beendigung der Story geht es erst so richtig los. Dann stürzt Ihr Euch in zahllose Quests, die Ihr wahlweise solo oder im Online-Koop-Modus angeht. Hier verdrescht Ihr Gegnerhorden, messt Euch mit Bossen oder verteidigt Basen. Weitere Nebenziele wie ein zeitiger Abschluss schrauben Eure Endwertung und damit Belohnungen weiter hoch. Eure erkämpften Ressourcen fließen dann beim nahe gelegenen Schmied in die Verbesserung von Waffen, außerdem erweitert Ihr Eure Fertigkeiten und Attribute genretypisch via Talentbaum. Im Zusammenspiel mit der Quest-Struktur drängt sich der wohlige Vergleich zu Monster Hunter auf – Freunde der Capcom-Monsterhatz könnten hier durchaus auf ihre Kosten kommen. Generell fesselt der rotierende Spiel­ablauf ganz nach dem Motto: ”Eine ­Runde geht noch!”

Technisch macht das Abenteuer zudem eine rundum tolle Figur. Relink begeistert mit einer detailverliebten Anime-Optik, die den Stil der Vorlage souverän ins bewegte Spiel übersetzt. Hier strahlen nicht nur die Charakterdesigns von Hideo Minaba, auch die vielfältigen Schauplätze locken mit malerischen Bildern. Auf auditiver Ebene verwöhnt vor allem der gelungene Soundtrack von Tsutomu Narita und Final Fantasy-Veteran Nobuo Uematsu die Ohren – Gänsehaut-Garantie inklusive. Außerdem läuft der ­Titel mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde auf einer PlayStation 5. Das setzt den flotten Keilereien die Krone auf.

Meinung

Kevin Pinhao meint: Da ist es also – und das lange Warten hat sich gelohnt. Granblue Fantasy: Relink ist ein kompetentes Action-Rollenspiel mit fesselndem Spielprinzip, komplexem Kampfsys­tem, ­spektakulärem Story-Modus und ­belohnenden Post-Game-Inhalten. ­Gerade die Quest-Struktur im Stile von Capcoms beliebter Monsterhatz verspricht im Zusammenspiel mit dem Online-Koop-Modus langfristigen Spaß, nachdem die Credits bereits über den Bildschirm geflimmert sind. Bleibt ­lediglich zu hoffen, dass der Titel nicht von der aktuellen Menge an J-RPG-Platzhirschen überschattet wird. Trotz kleinerer Makel wie dem schleppenden Start und einer überschaubaren Gegnervarianz ist Granblue Fantasy: Relink eine Action-RPG-Perle, die sich nicht vor den großen Vertretern des Genres zu verstecken braucht.

Wertung

12+ Charaktere mit individuellen Kampfstilen
zusätzliche kostenfreie DLC-Figuren und -Raids sollen im Frühjahr folgen

Fesselndes und toll inszeniertes Action-Rollenspiel mit gelungenem Kampfsystem, das langfristigen Koop-Spaß verspricht.

Singleplayer86MultiplayerGrafikSound

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