Final Fantay XII – im Klassik-Test (PS2)

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Spiel:Final Fantasy XIIPublisher:Square EnixDeveloper:Square EnixGenre:RollenspielGetestet für:PS2Erhältlich für:PS2USK:12Erschienen in:4 / 2007

Der letzte große PS2-Titel von Square Enix hat‘s endlich in unsere Breiten geschafft: Ab sofort sprechen Vaan, Penelo, Fran, Balthier & Co auch Deutsch. Oder besser: Sie schreiben es – denn Square-typisch hat man die Tonspur englisch belassen. Wie bei Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs müsst Ihr Euch mit deutschen Untertiteln begnügen und dazu dem nicht ­selten überraschend anspruchsvollen Singsang der amerikanischen Sprecher lauschen. Eine Kombination also, die sich besonders dann beißt, wenn Ihr über mehr als ein nur ordentliches Schulenglisch verfügt, denn allzu oft mutet die an sich ordentliche Eindeutschung reichlich frei an. Im Vergleich zu den US-Texten wirkt unser Final Fantasy XII oft manches Mal platt – und nicht zuletzt die über weite Strecken unstimmige Mixtur aus lateinischer Neubenennung der Zauber, unpassenden deutschen Begriffen und deplatziertem Fachjargon steigert den Genuss der interaktiven Lektüre nicht gerade.

So macht man aus ’Hunt‘ nicht etwa ’Jagd‘ oder eine ­(zumindest inhaltlich korrekte) ’Mission‘ – nein, hier zu Lande wählt man die ebenfalls englische und dem Online-Rollenspiel entliehene Vokabel ’Mob‘. Die bezeichnet in ihrem Ursprungs-Genre aber nicht etwa die Hetzjagd nach einem spezifischen Endgegner, sondern feindliches Getier im Allgemeinen. Nur ein Beispiel für eine ganze Reihe kleinerer wie größerer Übersetzungsverfehlungen, an der sich aber nur die ganz Peniblen stoßen werden. Immerhin bleiben uns flapsige bis peinliche Gossensprachen-Ausrutscher der Protagonisten diesmal erspart: Zwar verfehlt man hin und wieder Tonart bzw. Kontext der Vorlage, aber unterm Strich bietet uns Square Enix lesbares und erfreulich fehlerfreies Deutsch. Auch in Sachen PAL-Anpassung zeigen sich die japanischen Rollenspiel-Experten lernfähig: Mehr als dezente schwarze Balken am oberen bzw. unteren Bildrand muss der von dürftigen Umsetzungen geplagte Square-Fan nicht ­ertragen – auch sind Held Vaan und seine Kollegen annähernd so flott zu Fuß wie im 60Hz-Original.

Und schließlich nehmen diesmal nicht nur eingefleischte Serien-Freunde die kleinen PAL-Fußangeln in Kauf: Besonders jene, die den oft behäbigen Runden-Schlachten der Vorgänger nichts abgewinnen konnten, freuen sich über die annähernde Rundum-Überholung des altehrwürdigen Fernost-Schwergewichts, das sich auf einmal ungewohnt beschwingt und nahezu westlich spielt.

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Wenn sich Eure bis zu drei Mann bzw. Mädels starke Truppe ­gegen hungrige Hyänen, Mega-­Monstren und geifernde Glibberwesen in die Schlacht wirft, drängt sich der ­Vergleich zu US-Entwicklungen à la Knights of the Old Republic geradezu auf, denn auch hier wird in Echtzeit gekeilt. Zum ersten Mal in der Final Fantasy-Historie beobachtet Ihr Eure Avatare dabei, wie sie bereits vor dem Kampf zwischen dem (mehr oder ­weniger) aggressiven Feindgetier herumstromern, um sich dann vor demselben Hintergrund in die Schlacht zu werfen. Will heißen: Diesmal reißt Euch kein Umgebungswechsel aus dem Spielgeschehen – der altbekannte Kampfbildschirm gehört endgültig der Vergangenheit an. An seine Stelle tritt eine Reihe übersichtlicher Miniatur-Menüs, die Ihr nur dann (auf Button-Druck) einblendet, wenn Ihr aktiv ins Gerangel eingreifen wollt.

Wer allerdings das geniale System zur KI-Programmierung ausschöpft, der wird seinen Charakteren nur selten solch manuelle Anleitung geben: Über eine Verkettung von unterschiedlichen ­Bedingungen und Aktions-Parametern programmiert Ihr jeden Helden so präzise, dass er auf beinahe jede Situation angemessen reagiert – und das völlig ohne Euer Zutun. Voraussetzung ist allerdings, dass Ihr zuvor fleißig passende Programm-Bestandteile gesammelt habt. Diese ’Gambits‘ liegen wie Heiltränke, Waffen und andere Gegenstände über die Spielwelt verteilt, sind aber auch in Spezialgeschäften erhältlich. Je spezieller und siegesverheißender das Gambit, desto seltener bzw. kostspieliger ist es. Auf diese Weise erzieht Square seine neuen Helden zu regelrechten Rollenspiel-Panzern und liefert das bislang kampflastigste Final Fantasy ab. Wer den Entwicklern ihre Neubesinnung nicht krumm nimmt und mit einer etwas wirr erzählten Geschichte leben kann, der genießt den besten Serienteil überhaupt: komfortabel, flott, innovationsreich – und ganz einfach in jeder Beziehung riesig.

Meinung

Robert Bannert meint: Nach anfänglicher Skepsis ob der vielen Änderungen und des eingangs etwas holprigen Kampfsystems hat mich das Final Fantasy XII-Fieber jetzt fest im Griff. Einzige Aussicht auf Heilung: gnadenloser ­Genuss von der ersten bis zur letzten spannenden Stunde und Leveln bis der Arzt kommt! Weil mir auch bei Rollenspielen ein stimmiges und flüssiges Spieldesign wichtiger ist als eine tolle Geschichte, kann ich mit der vorhersehbaren und von offensichtlichen ”Star Wars”-Anleihen durchsetzten Story gut leben – denn davon abgesehen hat Square Enix alles richtig gemacht. Besonders die flotten Scharmützel vor prachtvoller 3D-Kulisse haben es mir angetan: Schnellere und intelligentere Kämpfe ­bietet kein anderes Japan-Rollenspiel.

Wertung

das erste ”Final Fantasy” mit rundum erneuertem Kampfsystem
Eure Gruppe besteht aus je drei Spieler- charakteren und einem KI-Gast
neben vielen vorgerenderten Filmchen verzücken etliche mit der Spiele-Engine berechnete Sequenzen

Schönheits-OP gelungen, Patient kaum wiederzuerkennen: das bislang beste “Final Fantasy”.

Singleplayer93MultiplayerGrafikSound

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