Destiny, Division und Anthem waren mal die Zukunft des Gamings: Was ist nur passiert?

Von 2014 an waren MMO-Shooter wie Destiny oder The Division eines der großen Hype-Genres. Sie eroberten die Konsolen PlayStation und Xbox und eröffneten neue Dimensionen. Jede Firma wollte einen haben. Doch 2019 änderte sich das, als der „Iron Man“-Shooter von EA, Anthem, einen Absturz hinlegte. Jetzt wurde die Entwicklung vom neuen „The Division: Heartlands“ eingestellt. Was ist da los?

Das war der Beginn der MMO-Shooter: 2014 startete der legendäre Shooter-Entwickler Bungie mit ihrem neuen Projekte Destiny eine neue Idee. Besser gesagt. Man mixte drei bekannte Ideen zu einer neuen zusammen:

Man nimmt das Gameplay aus Shootern wie Halo

fügt den Loot von Diablo hinzu

und packt MMORPG-Mechaniken aus WoW wie Raids, Händler und Ruf-Fraktionen in den Mix

Dann bringt man das Ganze auf PlayStation und Xbox, wo es nichts Vergleichbares gab und die Spieler keine MMO-Mechaniken kannten. Denn erst PS4 und Xbox One waren wirklich zu Online-Spiel in diesem Ausmaß fähig. GTA 5 hatte ein Jahr vorher diese Konsolen-Revolution eingeläutet, aber Destiny hat es dann durchgezogen.

Zugegeben, so richtig neu war der Mix nicht. Schon vor Destiny hatte es mit Defiance und Planetfall Vorläufer gegeben, aber erst mit diesem Trailer startete der Hype so richtig:

Destiny – Become Legend Official Trailer


Autoplay

Destiny setzt mit 2 tollen Erweiterungen hohe Erwartungen

Das war die Hochphase der MMO-Shooter: Die Blütezeit lief mit einigen Höhen und Tiefen ungefähr bis 2018:

Die Highlights waren 2015, als Destiny die sehr gute Erweiterung „The Taken King“ erhielt

Und 2018, als bei Destiny 2 „The Forsaken“ erschien

Das Spannende an der Zeit war, dass die Erweiterungen einen Ausblick darauf gaben, wie toll das Genre noch werden würde. Es gab epische Kampagne, raffinierte Bosskämpfe und Raids.

Ubisofts The Division bewies mit spannenden DLCs, was für neue Elemente man in den Shooter einführen würde.

Bei Destiny wurde spekuliert: Spieler könnten doch Rennen auf ihren Sparrows fahren. Ein kleines Apartment im Turm haben oder in ihrem Raumschiff wohnen.

Viele hatten damals die Erwartung, die Disc von Destiny nie wieder aus der PlayStation oder Xbox herauszunehmen. Sie wollten das Game mit ihren Freunden am liebsten für immer spielen und ständig sollte es etwas Neues geben, immer neue, tolle Erweiterungen sollten erscheinen.

2019 sah die Shooter-Welt rosarot aus, dann zerbrach sie

Das war der Bruch: 2019 war letztlich das entscheidende Jahr für MMO-Shooter, im Guten, wie im schlechten Sinne.

In dem Jahr erschienen „Anthem“ von Electronic Arts und „The Division 2“ von Ubisoft. Zudem kündigte Destiny eine epochale Wende an: Man habe sich von Activision Blizzard gelöst und plane, jetzt das Spiel zu machen, das Spieler und die Entwickler selbst wollten.

Alle drei Projekte sahen auf den ersten Blick gut aus:

Anthem überzeugte mit einem starken Gameplay-Loop und einer tollen Grafik

The Division 2 startete mit einer fantastischen Kampagne, die Spieler an den Bildschirm fesselte

Destiny 2 konnte mit einem Stream damals echte Aufbruchstimmung erzeugen

Anthem zeigt die vier verschiedenen Kampfanzüge im Launch-Trailer

Destiny, Division, Anthem nehmen die schlimmstmögliche Wende

Aber was ging schief? Alle drei Projekte liefen dann in die exakt völlig falsche Richtung und nahmen den schlimmstmöglichen Verlauf:

Anthem bekam den „MMO“-Aspekt überhaupt nicht hin, hatte riesige Probleme mit Spielsystemen und Updates. Es zerschellte innerhalb weniger Monate bitter.

The Division 2 hatte nach der Kampagne einfach nichts zu bieten, war im PvP und bei den Erweiterungen deutlich schlechter als der Vorgänger, der mit der Zeit immer besser geworden war.

Bei Destiny 2 entpuppte sich das „Das Spiel, das wir immer machen wollten“ als Ausrede für „Wir haben nun ohne Activision weniger Ressourcen, können weniger coole neue Sachen machen, dafür grinden wir jetzt alle viel mehr“.

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Das war die Folge: Für Fans von MMO-Shootern folgten fünf bittere Jahre: Es erschienen zwar weitere Inhalte, aber die Anzahl an „Highlights“ war dann doch sehr beschränkt.

Alternativen zu den Spielen wurden nicht wirklich entwickelt. Einzelne Versuche von Publishern, irgendwie in die Destiny-Nische vorzudringen, verliefen im Sand.

Ja, man spielte mal ein paar Wochen Outriders oder Borderlands 3 – aber es war nicht dasselbe.

Ein Division 3 ist angekündigt, aber allzu viel Vertrauen scheint Ubisoft nicht in die Franchise zu setzen. Division-Entwickler Massive wurde erst an Avatar gesetzt. Ein Spiel, das kaum, wen interessiert hat. Zuletzt wurde ein Division-Ableger eingestellt.

Genre erweist sich als zu aufwendig und Alternativen sind leichter

Was ist das Problem? Das Loot-Shooter-Genre mit Destiny und The Division hatte schon immer ein Content-Problem: Die Spieler wollen ständig neue Inhalte: Kampagnen, Raids, neue Gegner, neue Mechaniken.

Diese Inhalte sind in der Erstellung aber aufwendig und können nicht so rasch nachgeliefert werden, wie Spieler das wollen. Zumal die Grundlagen für ein Spiel wie Destiny bereits im Jahr 2012 entstanden und offenbar technisch vollkommen veraltet sind.

Zudem erweisen sich die Spiele als fehleranfällig und erfordern einen ständigen Live-Service, der sich um Bugs, Exploits und Balancen kümmert. Das haben die Entwickler völlig unterschätzt.

Außerdem haben Loot-Shooter es in den zehn Jahren, die es sie nun gibt, nie wirklich geschafft, neue Ideen und Systeme zu etablieren, um das Genre voranzubringen. Hier fehlt es an Schaffenskraft und Ideen. Das sieht man daran, wie 2024 frenetisch gefeiert wird, dass nach sechs Jahren wirklich mal ein neuer Gegner in Destiny auftauchen soll.

Dazu kommt, dass in den letzten zehn Jahren immer wieder andere Shooter-Genres im Hype waren und der ursprüngliche „MMO-Shooter“-Trend erst von Hero-Shootern (Overwatch), dann von Battle-Royale-Shootern (Fortnite) und zuletzt von Extraction-Shootern („Escape from Tarkov“) flankiert wurde.

Diese Spiele scheint man oft leichter zu entwickeln und mit neuen Inhalten versorgen zu können. Fortnite entstand bekanntlich in wenigen Monaten.

Marathon Announce Trailer PS5 & PC

Auch die Entwickler von MMO-Shootern wollen nun was anderes machen

Das wiederum scheint dafür zu sorgen, dass selbst die wenigen Firmen, die Erfahrung mit MMO-Shootern haben, lieber aus dem Genre aussteigen wollen, statt weiter an der Formel zu arbeiten und es besser zu machen:

Bungie plant mit Marathon ebenfalls einen Extraction-Shooter.

Ubisoft hat The Division Heartlands eingestellt, um sich stärker auf xDefiant und Rainbow Six Siege zu konzentrieren.

Bei Destiny 2 erscheint mit „The Final Shape“ in wenigen Tagen eine neue Erweiterung. Ob das dem Genre noch mal einen Aufwind geben kann, scheint im Moment fraglich.

Insgesamt ist das eine sehr enttäuschende Entwicklung in den letzten fünf Jahren. Letztlich war der Knackpunkt schon vor einiger Zeit erreicht, als es Bungie bei Destiny einfach nicht gelang, den Masterplan von Activision umzusetzen, der uns eine große Zukunft bescheren sollte: Destiny 2 und der größenwahnsinnige Masterplan von Activision

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