Penny’s Big Breakaway – im Test (PS5 / Xbox Series X / Switch)

Seite 1

Spiel:Penny’s Big BreakawayPublisher:Private DivisionDeveloper:Evening StarGenre:Jump’n’RunGetestet für:PS5, Switch, XSXErhältlich für:PS5, Switch, XSXUSK:6Erschienen in:4 / 2024

Ein kleines Team um den Australier Christian Whitehead schneiderte Segas Maskottchen vor einigen Jahren mit Sonic Mania das ­beste Abenteuer seit 16-Bit-Zeiten auf den blauen Leib. Die Mischung aus Nostalgie und neuen Elementen, klassischem Pixel-Look und eindrucksvollen Grafikeffekten ist bis heute etwas ganz Besonderes und stellt ein Highlight in der Vita des Igels dar. Aber anstatt sich inhaltlich oder spielerisch auf den erworbenen Lorbeeren auszuruhen, geht die Entwicklertruppe jetzt ganz ­eigene Wege: Im frisch gegründeten, international agierenden Studio Evening Star hebt man mit Straßenkünstlerin Penny eine brandneue Heldin aus der Taufe und erobert dabei auch gleich die dritte Dimension – aber auf eine Art, die man bisher so noch nicht gesehen hat!

Eigentlich möchte Penny mit ihrem Jo-Jo namens ”Yo-Yo” nur Imperator Eddie eine ordentliche Show bieten, aber dann kommt alles anders: Eine seltsame Schnur erweckt das Spielgerät zum Leben und auf einmal steht Eddie ohne Kleider da! Das kann der nicht auf sich sitzen lassen, prompt hetzt er seine zwar nicht allzu kompetente, dafür aber ebenso eifrige wie zahlreiche Pinguin-Armee auf die arme Artistin. Die nimmt die Beine in die Hand und schon beginnt das Abenteuer, das sich über die verschiedenen Regionen des Macaron-Reichs erstreckt.

Pennys Fähigkeiten sind schnell verstanden: Die ­Heldin läuft und springt, lässt Yo-Yo schnalzen und nutzt ihn auch mal in bester Segway-Manier als Fortbewegungsmittel. Mit etwas Geschick verwendet sie Yo-Yo auch dazu, um mit seiner Hilfe flink über Abgründe und bewegliche Plattformen zu kommen. Und dann gibt es noch ein paar Manöver, für die Penny Objekte wie Hammer, Hamburger oder luftige Torten einsetzt – diese sind aber meist an bestimmte Orte und Situationen gebunden. Das klingt jetzt alles recht traditionell und altbekannt – und das wäre es auch, hätte Entwickler Evening Star hier nicht glatt das Prinzip 3D-Plattformer neu erfunden!

Anstatt auf vertraute Blaupausen gängiger Genrekollegen und etablierte technische Systeme wie Unity oder Unreal zu setzen, gehen die Macher zu den Wurzeln dreidimensionaler Jump’n’Runs zurück, inszenieren eine herrlich einzigartige 3D-Hüpferei und ­stellen für diese auch gleich noch eine komplett neue Engine auf die Beine.

Seite 2

Die größte Überraschung dabei: Ihr habt keinerlei Kontrolle über die Kamera! Das Spiel selbst entscheidet, welcher Blickwinkel das aktuelle Geschehen am bes­ten einfängt, mit dem rechten ­Analogstick bewegt Ihr Pennys Yo-Yo. Was bei manch einem anderen, weniger ehrgeizigen Team quasi eine Gurken-Garantie wäre, gelingt Evening Star hier auf ­beeindruckende Weise – Momente, in denen die Kamera mal suboptimal steht, sind definitiv die Ausnahme.

Auch in Sachen ­Präsentation geht der Titel ganz ­eigene Wege. Kräftige Farben und ­Hintergründe, die in einem durchaus an Nintendos The Legend of Zelda: Skyward Sword erinnernden Effekt aufpixeln, lassen Penny’s Big Breakaway wie die konsequente 3D-Inszenierung eines Pixel-Abenteuers aus der späten 16-Bit-Ära wirken. Und der rundum fantastische Soundtrack von Tee Lopes (der vorher etwa Shredder’s Revenge und den ”Mr. X”-DLC von Streets of Rage 4 vertonte) tut sein Übriges dazu, um Euch bei der Stange zu halten.

Dabei wechseln sich unterschiedlichste Aufgabenstellungen ab: Mal gilt es, in bester Sonic-Manier zu beschleunigen und die Gegebenheiten des Geländes zu nutzen. Mal löst Ihr – mitunter unter Zeitdruck – kleine Nebenaufgaben und schnalzt durch die Gegend und dann meistert Ihr wieder eine knifflige Hüpfherausforderung. Stürzt Ihr in bodenlose Tiefen, verliert Ihr dabei nur einen von vier Trefferpunkten und werdet schnell zum letzten Rücksetzpunkt zurückbefördert. Den könnt Ihr auch bei einem kompletten Lebensverlust wieder aufsuchen, das kostet dann aber einen guten Teil Eurer bisher verdienten Punkte: Neben dem Erreichen des Ziels gilt es nämlich, Münzen zu sammeln, Passanten zu helfen und pro Level drei versteckte Symbole zu finden. Knifflige Bossherausforderungen fehlen ebenfalls nicht, auch die kommen angenehm kreativ daher.

Einen frischen Ansatz verfolgt das Spiel auch in puncto Feinde. Bei denen handelt es sich um Eddies alberne Pinguin-Armee, die sofort auf Jagd geht, sobald sie die Heldin erblickt. Die Truppe stürmt heran und wenn sich fünf Pinguine an Pennys Kostüm klammern, haben Euch die Vögel erwischt. Ebenso solltet Ihr vermeiden, in aufgespannte Netze oder ­andere Fallen zu laufen – im Eifer des Gefechts ist das nicht immer ganz einfach! Zum Glück lassen sich die aufdringlichen Piepmatze mit Yo-Yo auf Distanz halten und auch wenn Euch schon ein paar Pinguine am Rockzipfel hängen, dürft Ihr die Burschen noch abschütteln – allzu übermütig solltet Ihr dabei aber nicht werden.

Meinung & Wertung

Thomas Nickel meint: In den ersten Levels sind weder Plattformen noch Pinguine Pennys größter Feind, es ist meine eigene Erfahrung mit 3D-Hüpfern. Erst nachdem ich die klassischen Genre-Erwartungen abgeschüttelt und Steuerung und Kamera­system verstanden habe, macht es Klick – aber dann auch richtig! Penny’s Big Breakaway ist eine der originellsten und frischesten Hüpfereien der letzten Jahre. Gut, nicht jeder Sprung sitzt perfekt, dafür sprüht aber jedes Areal nur so vor Ideen, immer wieder fühlen sich 16-Bit-Veteranen an den einen oder anderen 1990er-Jahre-Klassiker erinnert. Trotzdem bleiben Penny und Yo-Yo eigenständig, das Spiel verkommt nie zum Abklatsch. Am meisten erinnert das Abenteuer in seiner Herangehensweise tatsächlich an kultige Treasure-Spiele wie Dynamite Headdy: Genau wie die verlangt auch Penny’s Big Breakaway eine Auseinandersetzung mit den eigenwilligen Mechaniken und eine gewisse Einspielzeit. Und genau wie die Treasure-Klassiker möchte man Penny nicht mehr weglegen, wenn der Groschen erst einmal gefallen ist, und genau wie diese dürfte Penny’s Big Breakaway”ein Spiel sein, an das Ihr in Jahren noch gerne denkt. Einfach, weil sich die wilde Jo-Jo-Pinguin-Hatz nicht an gängige Genre-Konventionen hält und gerade deswegen so gut funktioniert.

Originelle und spielerisch anspruchsvolle 3D-Hüpferei, die sich nicht um Genrekonventionen schert.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *