Ein Exploit in WoW Remix: Mists of Pandaria hat für große Aufregung gesorgt. Doch wie schlimm ist das Problem wirklich?
Der Launch des neuen Spielmodus von World of Warcraft lief erstaunlich gut. Nachdem viele sich nur zögerlich in WoW Remix: Mists of Pandaria getraut haben, war das Feedback nach wenigen Stunden doch weitestgehend positiv. Es macht einfach Spaß, mit absurd starken Effekten durch eine Welt zu questen und dabei an absolut jeder Ecke Belohnungen zu bekommen. Egal ob man questet, Dungeons abschließt, stupide Mobs grindet oder die alten Szenarios besucht – alles gibt Bronze.
Bronze ist die universale Währung, die in Remix im Grunde alles bestimmt. Mit ihr könnt ihr nicht nur die zahllosen Belohnungen kaufen – Reittiere, Spielzeuge, Haustiere, Transmog-Sets – sondern auch eure Ausrüstung aufwerten.
Anstatt auf Stufe 70 immer bessere Ausrüstung zu finden, müsst ihr stattdessen Bronze nutzen, um das Itemlevel eurer Ausrüstung weiter zu erhöhen.
Das führt zu einem gewissen Konflikt: Will man lieber alle kosmetischen Belohnungen durch Bronze kaufen? Oder wertet man den eigenen Charakter weiter auf, damit er stärker ist und danach noch leichter Bronze farmen kann?
Zum Glück – oder leider – gab es einen Ort in Pandaria, der dieses Dilemma behoben hat. Die Frog-Farm auf der Zeitlosen Insel.
Autoplay
Was war die „Frog Farm“?
Wenn man in Verbindung mit Pandaria vom „Frog Farm“ oder „Frog Spawn“ spricht, dann redet man von einem Ort im Süden der Zeitlosen Insel. Dort gab es Elite-Gegner, die namensgebenden Frösche. Für Elite-Gegner haben sie vergleichsweise wenig Lebenspunkte und wenn man sie in rascher Frequenz tötet, dann „zwingt“ man das Spiel dazu, sie blitzschnell wieder spawnen zu lassen. Dieser „Hyperspawn“ sorgt dafür, dass man Dutzende Frösche pro Minute töten und plündern konnte.
Das führte dazu, dass im Grunde auf jedem Realm mehrere 4er-Gruppen von Spielern herumsprangen, die Frösche im Dauertakt töteten. Das bescherte ihnen vor allem drei Belohnungen:
Bronze
Fäden für den Artefakt-Umhang
Lesser Charm of Good Fortune („Geringes Amulett des Glücks“)
Während Bronze und Fäden von absolut allen Feinden in Remix in ähnlicher Frequenz gedroppt werden, war der tatsächlich lohnenswerte Aspekt hier die „Lesser Charm of Good Fortunes“ oder in der Community zumeist nur „Charms“ genannt.
Der Clou ist nämlich: Die Charms sind eine sekundäre Ressource in Remix, die das Endgame noch etwas lohnender machen sollen. Denn für jeweils 10 Charms könnt ihr bei einer Fraktion eurer Wahl etwas Ruf erhalten und dabei gleichzeitig eine Belohnungskiste und ein zufälliges Juwel erhalten.
Jedes Juwel entspricht dabei nochmal 10 Bronze, wenn man es zerlegt. Jede Belohnungskiste enthält zwischen 45 und 90 Bronze sowie einen weiteren Faden.
Da jeder Frosch zwischen 1 und 2 Charms droppte, hieß das im Umkehrschluss: Jeweils 5-10 Frösche gewähren eine zusätzliche Belohnungskiste.
Wenn man bedenkt, dass diese Gruppen bei perfekten Bedingungen in der Lage waren, rund 40 bis 50 Frösche pro Minute zu töten, heißt das:
Eine Stunde Frog Farm brachte rund 4.000 Charms, was 400 Kisten entspricht, was wiederum bis zu 40.000 Bronze bedeutet – und das ist noch recht konservativ gerechnet. Der maximale Ertrag wird deutlich darüber gelegen haben.
Dazu kommen all die Fäden aus den Kisten, die den Artefakt-Umhang weiter verbessert haben. Das hat aus schwachen Charakteren am Anfang des Farms innerhalb weniger Stunden Halbgötter gemacht, die sogar Raids und Weltbosse alleine bezwingen können.
Und das alles zusätzlich zu der Bronze und den Fäden, die ohnehin schon von den Fröschen droppten.
Degeneratives Gameplay muss entfernt werden
Blizzard hat den Exploit nach knapp zwei Tagen gefixt. Die Frösche zählen nun nicht mehr als Elite-Gegner und droppen daher keine Charms mehr. Zwar kann man sie noch immer solide farmen, aber die Ausbeute ist deutlich geringer.
Blizzard nannte so ein Verhalten in der Vergangenheit „degeneratives Gameplay“. Wenn es für eine Art von Belohnung viele Möglichkeiten gibt, aber eine Option objektiv mit Abstand die effizienteste ist, dann werden Spieler nur noch diese Methode sehen und sie maximal ausnutzen.
Der „Frog Farm“ ist das perfekte Beispiel für so ein degeneratives Gameplay. Denn alles auf Pandaria, jeder Raid, jede Quest, jeder Dungeon – absolut alles ist irrelevant im Vergleich zum funktionierenden Frog-Spawn.
Der Frog-Spawn war kein „guter Ort zum farmen“ – es war der einzige Ort, der komplett außer Konkurrenz lief, eben weil man hier den 10-fachen oder gar 20-fachen Ertrag aller anderen Spielinhalte in der gleichen Zeit verdienen konnte.
Diese Methode musste weg, damit Remix funktionieren kann als das, was es sein soll: Ein spaßiges Event, bei dem es im Grunde egal ist, was man spielt: Alles bringt Belohnungen, alles ist lohnenswert.
Jetzt sind im Grunde alle Seiten unzufrieden.
Die Frog-Farmer sind unzufrieden, dass Blizzard ihren Farm-Platz deaktiviert hat. Ihre superschnelle Methode, um sich alle Belohnungen zu erspielen, ist nicht mehr ertragreich. Sie hatten hier eine, aus ihrer Sicht, lukrative Variante gefunden, um möglichst rasch alles zu erhalten und extrem stark zu werden.
Auf der anderen Seite sind da jene Leute, die den Farm-Spot nicht ausgenutzt haben und sich nun fühlen, als hätte man ihnen etwas weggenommen. Entweder, weil sie in den ersten Tagen noch nicht am Frog-Spawn teilgenommen haben oder weil es für die Exploiter (bisher) keine Strafe gab.
Ich kann verstehen, dass einige Spielerinnen und Spieler jetzt ziemlich unglücklich sind. Es ist frustrierend zu sehen, dass eine kleine Gruppe von Exploitern mal wieder mit dem Grundsatz „Exploit early, exploit often“ belohnt werden. Denn wer den Exploit zu Beginn ausgenutzt hat, dürfte mehrere Hunderttausend, wenn nicht gar Millionen Bronze innerhalb der ersten beiden Tage verdient haben.
Allerdings muss man auch klar sagen, dass der tatsächliche Schaden äußerst gering ist.
Dass eine Handvoll Charaktere auf jedem Realm jetzt Halbgötter sind, die Dungeons und Raids im Alleingang bewältigen können oder bereits alle Belohnungen besitzen, das mag an manch einem nagen. Wer gerne zu „den Besten“ gehört, der ist nun weit abgeschlagen und auch wenn es andere lukrative Farm-Methoden gibt – nichts ist auch nur im Ansatz so gut wie der Frog-Spawn, den es nun nicht mehr gibt.
Hier ist ein Abstand zwischen den Exploitern und allen anderen entstanden, den nur ein manuelles Eingreifen von Blizzard – etwa ein Rollback oder das händische Entfernen aller Belohnungen der Exploiter – beheben kann.
Bestraft Blizzard die Exploiter?
Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass Blizzard das tun wird. Denn die Stärke, die von den Exploitern erreicht wurde, ist auch für alle anderen noch erreichbar. Klar haben die jetzt einen Vorsprung – aber dass man am Ende von Remix „komplett op“ ist, das ist gewollt und war schon im Vorfeld klar.
Ich gehe allerdings fest davon aus, dass der Bronze-Gewinn auf Stufe 70 nochmal angehoben wird, obwohl er bereits vor wenigen Stunden einen Buff bekam. Blizzard hat bereits angekündigt, dass man das Gameplay auf Stufe 70 noch „lohnenswerter“ machen will. Das kann man nutzen, um den Abstand zwischen den Exploitern und allen „Normalos“ zu verringern.
Doch wenn man ganz ehrlich ist, dann ist der tatsächliche Vorteil von allen, die exploitet haben: „Ein paar Leute haben jetzt alle Belohnungen schon und ich noch nicht.“
Wenn man es auf diesen Umstand herunterbricht, dann ist diese Problematik am Ende vor allem eines: Gar nicht so schlimm und es sollte die einzelnen Spielerinnen und Spieler nicht groß stören.
Denn die Exploiter, die bereits alles haben und im Grunde unbesiegbar sind, die werden wohl rasch den Spaß an Remix verlieren – immerhin gibt es für sie nichts mehr. Keine Belohnungen und besser als „Ich kann Raidbosse alleine besiegen“ werden die Charaktere auch nicht.
Und wenn ihr doch einen der mehr als offensichtlichen Exploiter sehen solltet: Nehmt sie einfach nicht mit in eure Gruppe und sie sind kein Problem.
In wenigen Tagen wird man ohnehin keinen Unterschied mehr zwischen jenen feststellen können, die den Frog Farm ausgenutzt haben und jenen, die einfach sehr viel und intensiv spielen. Wenn ich mir anschaue, wie stark meine Kriegerin über Pfingsten geworden ist, ohne dass ich einen Exploit genutzt habe, kann ich mir gut ausmalen, wie stark Leute sind, die vielleicht gerade Urlaub haben oder keinen anderen Verpflichtungen nachgehen.
Es ist nervig, dass es diesen Exploit gab, aber ich bin mir sicher, nachdem man eine Nacht nachgedacht hat, können die meisten von uns sagen: Ich steh darüber und habe Spaß an WoW Remix, denn die Exploiter haben mit meinem Spielspaß sehr wenig zu tun.
Der Beitrag WoW: Exploiter sind in Remix absolut übermächtig – Aber das ist kein Problem erschien zuerst auf Mein-MMO.de.