Rise of the Ronin – im Test (PS5)

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Spiel:Rise of the RoninPublisher:SonyDeveloper:Team NinjaGenre:Action-RollenspielGetestet für:PS5Erhältlich für:PS5USK:18Erschienen in:5 / 2024

Team Ninja hat in den letzten Jahren mit der Nioh-Reihe hervorragende, missionsbasierte Action-­Soulslikes abgeliefert und mit dem ähnlich gelagerten Wo Long: Fallen ­Dynasty 2023 etwas geschwächelt – weil sich die von Sekiro geborgte Parieren-Mechanik letztlich als übermächtig herausgestellt hat. Bei Rise of the Ronin versuchen sich die Entwickler nun an einem ähnlichen Konzept, allerdings mit Open World, einer Hauptstory mit Entscheidungsspielraum und – ja, Ihr lest richtig – wählbaren Schwierigkeitsstufen. Fans von Soulslike-Titeln mögen ­”Sakrileg!” ­rufen, aber die einstellbare Schwierigkeit ist nicht das Hauptproblem des Spiels.

Die Nioh-Serie ist wahrlich nicht bekannt für simple Spielmechaniken, aber Rise of the Ronin setzt noch mal einen drauf. Was Euch über das gesamte Spiel, insbesondere aber in den ersten Stunden, an Tutorials, Erklärungen, aufeinander aufbauenden oder sich beeinflussenden Systemen und Optionen geboten wird, ist schlicht überbordend.
Storytechnisch konkurrieren drei Fraktionen (Ronin, Anti-Shogunat, Pro-Shogunat) – mit Euren Entscheidungen für und in den Missionen bestimmt Ihr den Fortgang der Geschichte und die Beziehungen zu Dutzenden NPCs.

Spielmechanisch wird das ganz große Kampftechniken-Feuerwerk gezündet: zuschlagen, blocken, parieren, ausweichen, Todesstöße ansetzen, hinterrücks meucheln, mit Bogen, Gewehren und Feuerrohren schießen, Combos und Specials ausführen, springen, schwimmen, tauchen, Greifhaken einsetzen, Shuriken und Tongefäße werfen, Gegenstände schleudern, dabei auf Lebens- und ­Ausdauerleiste achten, zwischen den Koop-Partnern wechseln, Primär- und Sekundärwaffe durchschalten, je Waffen­gattung bis zu drei Waffenstile wählen (die je nach Gegner unterschiedlich durchschlagskräftig sind), auf Eurem Pferd reiten und kämpfen, mit einem Gleiter durch die Lüfte schweben… Bei Rise of the Ronin ist Controller-Akrobatik angesagt, auch durch diverse Doppelbelegungen von Tasten.

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Das Aufleveln Eurer selbst erstellten Spielfigur läuft auch nicht über schnöde Zahlenwerte. Vielmehr erhaltet Ihr generelle Fertigkeitenpunkte und in vier ­Kategorien aufgeteilte Talentpunkte. Damit steigert Ihr Eure Werte in Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz sowie Charisma und schaltet zudem Dutzende neue Skills wie das Lügen in Dialogen, einen Shuriken-Rundumwurf, vernich­tendere Headshots oder weniger Ausdauerverbrauch beim Blocken frei.

Darüber hinaus öffnet sich ab einem bestimmten Punkt eine Zeitreise-Option, mit der Ihr bereits absolvierte Gebiete weiter abgrasen und Missionen samt Entscheidungen erneut spielen könnt. Uff. All die Möglichkeiten und Systeme zu verinnerlichen, ist kein Spaziergang.

Wer bei Rise of the Ronin eine offene Welt à la Elden Ring erwartet, wird enttäuscht. Hier folgt Ihr nicht Eurer Entdeckernase und interessanten Landmarken, vielmehr klappert Ihr Questmarker und andere Einträge auf der Karte ab. Zwischendurch gibt es mal kurze Zufallsereignisse (rettet Bürger vor Banditen etc.), eine beträchtliche Zeit seid Ihr in Nebenquests aber mit Sammle-X-von-Y-Aufträgen beschäftigt und in den Hauptmissionen stehen häufig lineare Einsätze in abgegrenzten Arealen und mit abschließendem Bosskampf auf dem Plan. Das Ganze fühlt sich mehr nach Ghost of Tsushima trifft Assassin’s Creed als Nioh meets Elden Ring an. Die Welt an sich ist teilweise schön designt, mit aparter Lichtstimmung (Tag-Nacht-Zyklus) und wechselndem Wetter; an einigen Stellen sieht es jedoch nach PS4-Frühzeit aus. Immerhin sind die wichtigen Charaktere aufwendiger inszeniert und mit kompetenten deutschen Synchronstimmen versehen.

Technisch läuft Rise of the Ronin leider nicht rund: Im Leis­tungsmodus werden 60 fps angepeilt, aber selten durchgehend gehalten – gerade in der offenen Welt ruckelt es gerne mal. Das Qualitäts-Pendant bringt grafisch keine entscheidenden Verbesserungen, die anvisierten 30 fps schaden der schnellen Kampf­action allerdings merklich.

Meinung

Oliver Schultes meint: Eine interessante Open World mit clever eingebetteter Action und Story zu gestalten, ist ganz hohe Spielmacher­kunst. Rise of the Ronin schafft dies nicht und bietet nur das übliche Klappere-Questmarker-ab-Konzept. Wer sich daran nicht stört, kann mit der rasant choreografierten und spielmechanisch ausgefeilten Fernost-Action durchaus vergnügliche Stunden erleben. Auf der höchsten Schwierigkeitsstufe sind die Kämpfe gnadenlos, auf der niedrigsten auch für Gelegenheitszocker zu schaffen. Was mich an einigen Metzeleien jedoch stört, ist die fehlende Situationskontrolle: Wenn ich mit einem KI-Duo gegen eine Gruppe von Feinden antrete, wird mir munter in den Rücken geschlagen, Effekt­spielereien rauben mir die Übersicht und interaktive Gegenstände (explosive Fässer etwa) lassen sich partout nicht auf Widersacher schleudern. Manchmal fühlt sich das einfach nur krampfig an. Daher bin ich ganz froh, die Schwierigkeit anpassen zu können, um Frust aufgrund mangelnden Kampfdesigns zu vermeiden.

Steffen Heller meint: Team Ninja liefert ein Best-of seiner letzten Arbeiten mit einer weniger atmosphärischen Open World, als sie Ghost of Tsushima bietet. Wie üblich ist die Steuerung überladen und die Story wird eher holprig erzählt – aber diesmal immerhin mit deutscher Vertonung und auch für westliche Spieler nachvollziehbar. Wenn Ihr bereits die Kämpfe in Wo Long: Fallen Dynasty mochtet, Euch aber mehr Rollenspiel gewünscht habt, dann seid Ihr hier gut aufgehoben. Obwohl ich ein Open-World-Fan bin, war bei mir allerdings wie schon bei den Vorgängerprojekten nach etwa der Hälfte der Spielzeit die Luft raus.

Wertung

zu Beginn 3 Schwierigkeitsgrade wählbar
Qualitäts- und Leistungsmodus
umfangreicher Charakter-Editor
3 konkurrierende Fraktionen

Effektreiche Kämpfe und tiefgründige Spielmechaniken treffen auf mitunter öde Open World und fades Klappere-Questmarker-ab-Design.

Singleplayer72MultiplayerGrafikSound

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