Overlord – im Klassik-Test (360)

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Spiel:OverlordPublisher:CodemastersDeveloper:TriumphGenre:Action-AdventureGetestet für:360Erhältlich für:360USK:16Erschienen in:7 / 2007

Seid doch mal ehrlich: Welchen ”Herr der Ringe”-Charakter findet Ihr cooler? Den heulenden Hobbit Frodo oder Sauron, den ’dunklen Herrscher auf dunklem Thron’? Falls Ihr der eisengekrönten Stimmungskanone aus Mordor die Treue haltet, ist Overlord Euer Spiel. Denn hier gibt der Böse den Ton an. Nachdem Euch Eure Schergen im abbruchreifen dunklen Turm wiedererweckt haben, dürft Ihr über eine zuckersüß glasierte Märchen­idylle herfallen, in der sieben Helden des Lichts das Zepter schwingen.

Dass ’gut’ aber offensichtlich ein dehnbarer Begriff ist, begreift Ihr nach Eurer ersten Begegnung mit den Overlord-Versionen der klassischen Fantasy-Helden: Hobbits sind fette verfressene Sklaventreiber, Menschen hauptsächlich blöde Bauern und Zwerge grölende Panzerfahrer. Professor Tolkien würde sich im Grabe umdrehen, übersättigte Fantasy-Fans lachen sich kaputt.

Das Spielprinzip wirkt wie eine Mischung aus Pikmin und Bullfrogs PC-Klassiker Dungeon Keeper. Mit bis zu fünfzig braunen, roten, blauen und grünen Schergen marschiert Ihr plündernd und marodierend durch Schafweiden, Kürbisfelder oder elfen­verseuchte Wälder. Dabei gilt: Je mehr Lebenssaft Ihr vergießt, umso mehr kleine gemeine Helfer könnt Ihr herbeirufen. Mit Geld und gestohlenen Objekten baut Ihr nach und nach Euren Turm wieder auf und gewinnt so Eure dunklen Kräfte zurück. Je höher Euer Zuhause emporragt, umso mehr Schergen könnt Ihr kontrollieren, diverse Waffen und Zaubersprüche warten in Form von Turmverzierungen und Schmiede­öfen auf ihre Freischaltung.

Eure ausgedehnten Beutezüge finden in einer recht linearen Welt statt, die sich am Grafikstil von Fable orientiert. Obwohl Ihr z.B. vom Dorf Rauschingen (englisch: Spree) aus mehrere Gebiete betreten könnt, müsst Ihr die einzelnen Abschnitte in einer vorgegebenen Reihenfolge absolvieren. So könnt Ihr bestimmte Hindernisse nur mit den passend gefärbten Schergen aus dem Weg räumen. Gesteuert wird Euer fantastischer Amoklauf entweder indirekt, indem Ihr Euren Helfern Ziele zuweist, oder aktiv, wobei Ihr Eure Schar mit dem rechten Analog­stick dirigiert und via linkem den Lord lenkt. Eine frei drehbare ­Kamera gibt es nicht, was mitunter zu un­übersichtlichem Getümmel führt. Mordet Ihr außer Helden auch Zivilisten, nimmt die Overlord-Geschichte einen alternativen, noch böseren Verlauf.

Meinung

Max Wildgruber meint: Die Ruckelanfälle der Previewfassung hat Codemasters Gott sei Dank in den Griff bekommen. Was der stimmungsvollen und überaus witzigen Tolkien-Persiflage den Hit-Status verwehrt, ist in erster Linie die nur halbwegs funktionierende Steuerung: Zu oft werden Eure wehr- undwertlosen Pikmin-Gremlins abgemetzelt, weil Ihr einen Feind durch die träge Kameraführung übersehen habt. Unterstützt Ihr Eure Schergen im Kampf, fällt zudem die hampelige Nahkampf-Combo des Overlords negativ auf. Die linearen Spielareale habe ich allerdings gerne ­tyrannisiert, eine so komisch-anarchische Atmosphäre sah man zuletzt bei Conker’s Bad Fur Day, Bravo! Lob außerdem für die gelungene deutsche Sprachausgabe.

Wertung

schickt Eure fiesen Schergen auf Beutezug durchs Märchenreich
schwarzer Humor & Tolkien-Persiflage
recht linearer Aufbau
teils unübersichtliche Perspektive
Zivilistenmorde haben Konsequenzen

Erfrischend witziger ”Pikmin”-Verschnitt im Fantasy-Gewand mit zahllosen Schergen und Seitenhieben in Richtung Tolkien.

Singleplayer80MultiplayerGrafikSound

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