Command & Conquer 3: Tiberium Wars – im Klassik-Test (360)

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Spiel:Command & Conquer 3: Tiberium WarsPublisher:Electronic ArtsDeveloper:Electronic Arts Los AngelesGenre:StrategieGetestet für:360Erhältlich für:360USK:16Erschienen in:7 / 2007

Endlich wird sie wieder geschlagen: EAs futuristische Schlacht um das geheimnisvolle ­Mineral Tiberium geht in die dritte Runde. Wie gehabt, kabbeln sich das GDI-Regime und die terroristische Bruderschaft von Nod um die Ressource vermeintlich extraterrestrischen Ursprungs – und mit ihr um die Herrschaft über den ganzen Globus. Tatsächlich ist das Tiberium Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite der wichtigste Energie-Lieferant der waffenstarrenden Science-Fic­tion-Fraktionen – auf der anderen hat es die Menschheit erst in den Schlamassel gebracht, aus dem sie sich jetzt mit brutaler Gewalt wieder befreien will. Denn der kristalline, grüne Rohstoff ist hochgiftig: Wo das Tiberium auftaucht, verenden Mensch, Tier und Vegetation – entsprechend müssen Eure Einheiten bei der Energiegewinnung äußerst vorsichtig sein.

Im Klartext: Platziert außer den (voll automatisierten) Raffinerien sowie Kraftwerken keine Gebäude in unmittelbare Nähe der Kristalle – und lasst auch kein ungeschütztes Fußvolk drüberlatschen. Wenn Ihr diese Regel beachtet, ist Euch ein rascher Anstieg der Energieleiste gewiss. Und ohne die nötigen Ressourcen rührt sich im Genre Echtzeit-Strategie bekanntlich gar nix: Erst wenn Ihr genügend Saft habt, könnt Ihr richtig loslegen. Das heißt im Detail: Baracken für die Ausbildung der unterschiedlichen Truppen-Typen aus dem Boden stampfen, Montagekräne konstruieren und den Bau einer Fabrik in Auftrag geben, bei der mittelschweres bis schweres Kriegsgerät wie Buggys oder Panzer vom Fließband läuft. Ebenfalls nützlich: Institutionen, die Ausrüstung und Durchschlagskraft Eurer Einheiten verbessern. Aber wie im Rollenspiel gilt: Je länger Schützen, Granatwerfer, schwebende Zone-Troopers, Piloten & Co. überleben, desto kampfkräftiger werden sie.

Dass Eure Mannen so lange durchhalten, ist aber eher unwahrscheinlich: Denn ganz gleich auf welcher Seite Ihr spielt (habt Ihr die GDI-Kampagne gelöst, dürft Ihr auch für Nod und als Skrin die Gewehr- bzw. Geschützläufe glühen lassen) – der Gegner ist nicht nur gewaltig auf Zack, vor allem ist er blitzschnell. Selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad zieht Euer Widersacher gut befestigte Bollwerke und Fertigungsanlagen hoch, als hinge sein Leben davon ab. Zugegeben: Sein Leben hängt in der Tat davon ab – doch für Euch wird die Bauwut und Kampfeslust der virtuellen Feindesscharen schnell zur Tortur. Wo PC-Spieler Einheiten pixelgenau mit dem Mauszeiger wählen und mit Hilfe von Tastatur-Shortcuts eine komplette Kommando-Hierarchie festlegen, fallen die Konsolen-Kontrollen des High-Tech-Scharmützels genretypisch viel zu fummelig aus.

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Zwar hat Entwickler EA Los Angeles seit der Schlacht um Mittelerde 2 dazugelernt, aber in seinen Grundzügen bleibt uns der Tolkien’sche Steuer-Mechanismus auch in der fernen Zukunft erhalten: Wie beim Befehl über Elben, Ents, Zwerge, Orks und Trolle lasst Ihr Eure Leute auch hier mit Hilfe der rechten Schultertaste wissen, wo Not am Mann ist bzw. wo sie zuschlagen, bauen oder Stellung beziehen sollen. Haltet RT gedrückt, um Zugriff auf die Konstruktions-­Optionen eines zuvor selektierten Gebäudes oder die Fertigkeiten einer Einheit zu bekommen. Anschließend wechselt Ihr mit dem Digi-Kreuz zwischen den möglichen Aktionen hin und her. Auch Marsch- bzw. Angriffs-Order vergebt Ihr wie gewohnt: Zuerst die Einheit klicken, dann das Ziel – und schon marschieren, fahren, walzen sowie fliegen Eure Verbände ins Ziel. Ist Letzteres nicht irgendein beliebiger Punkt im wüsten, dschungelüberwucherten oder städtischen Terrain, sondern eine feindliche Einheit, verstehen Eure Getreuen den Befehl zum Ausrücken außerdem als Angriffsorder: Kaum haben sie die gegnerischen Soldaten oder die angewählte Befestigung des Widersachers erreicht, fallen sie mit allem über das Ziel her, was die Waffenkammern hergeben.

Ergänzende Kontroll-Organe für die Zusammenfassung von Kampfverbänden und die Menü-Ansteuerung derjenigen Objekte, die Ihr sonst zeitaufwändig über die Spiele-Grafik anwählt, sollen Euch den Feldherrn-Alltag erleichtern. Aber besonders in den ersten Spielstunden sorgen diese Steuerungs-Eselsbrücken eher für Verwirrung denn Entlastung. Auch das an sich komfortable Tutorial-Spiel hat so seine Macken: Die grundlegenden Spielmechanismen werden ebenso verständlich wie ausführlich erläutert, doch ein paar zusätzliche Trainings-Schlachten hätten dem reichlich kurz geratenen Kommandeurs-Crash-Kurs gut getan. Obendrein verwehrt man Euch überlebenswichtige Einblicke in die Feinheiten der modernen Kriegsführung, ohne die Ihr schon nach einer Hand voll Konfrontationen aufgeschmissen seid. Das Resultat: Viele Missionen müsst Ihr immer und immer wieder spielen, bevor Ihr die nötigen Spielmechanismen verinnerlicht und den blitzschnell agierenden Feind taktisch ausmanövriert habt. Ergo: Hier ist der Anspruch so hoch, dass der Spielspaß oft auf der Strecke bleibt.

Anders dagegen der Mehrspieler-Modus: Beim Xbox-Live-Scharmützel tretet Ihr gegen keine übermächtigen KI-gesteuerten Generäle an, sondern bekämpft Strategen aus Fleisch und Blut – Spieler, die anders als der Computer mit demselben Kontroll-Handicap zu kämpfen haben wie Ihr. Entsprechend gestaltet sich der Krieg im World Wide Web deutlich fairer als der mitunter frustrierende Einspieler-Feldzug.

Echtzeit-Feldherren mit einem ­Faible für packende Internet-Schlachten und Science-Fiction-Szenarien greifen also dankbar zu. Wem dagegen vor allem an einer fairen Offline-Kampagne liegt, der taktiert lieber ausgiebig Probe. Denn aller spielerischen Finessen zum Trotz stellt Command & Conquer 3 Eure Nerven auf eine unnötig harte Zerreißprobe.

Meinung

Robert Bannert meint: Ich gestehe, zur C&C– bzw. Warcraft-Frühzeit ein ausgesprochener PC-Stratege gewesen zu sein. Aber seitdem ich den von Hardware-Schwächeanfällen und überteuerten Aufrüst-Wellen gepeinigten PC zugunsten der Konsolen immer mehr verschmähte, verlor ich das Genre fast aus den Augen. Wer jetzt erwartet, ich müsste den Xbox-360-­Release von C&C3 deshalb mit Jubelschreien quittieren, liegt weit daneben: So sehr mich die jüngste Inkarnation der Serie auch lockt – die Steuerung vermiest mir den Spaß gründlich. Die Entwickler haben sich zwar recht erfolgreich um eine intuitive Pad-Belegung bemüht, aber dennoch ist’s nicht mehr als die Behelfslösung für ein Genre, das nicht umsonst fast ausschließlich PCs vorbehalten bleibt.

Wertung

starker Multiplayer-Teil: 1 bis 4 Generäle bekriegen sich via Xbox Live
die Tonspur der deutsch lokalisierten Sequenzen ist oft nicht lippensynchron
die detailreiche 3D-Grafik leidet unter zahlreichen Rucklern und Tearing

Technisch, erzählerisch und taktisch fulminantes Echtzeit-Epos, das an den ­genretypischen Kontroll-Schwächen krankt.

Singleplayer81MultiplayerGrafikSound

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