Mit der kommenden Erweiterung Dawntrail startet Final Fantasy XIV erstmals seit 1.0 in einen komplett neuen Story-Arc. Allerdings soll es keinen Neueinstieg zum Add-on geben. Producer und Director Naoki Yoshida hat mit MeinMMO über ein Skip-System gesprochen und eine Botschaft an Neueinsteiger mitgebracht.
Warum ist ein neuer Einstiegspunkt ein Thema? In Final Fantasy XIV gibt es mittlerweile mehrere hundert Stunden Content, der aktuell ist und gespielt werden kann, teils sogar muss. Darunter zum Beispiel:
Hauptstory
Klassen- bzw. Job-Quests
Die 72-Mann-Instanzen Eureka und Bozja
Bosskämpfe verschiedener Schwierigkeitsstufen
Sechs 8-Mann-Raids in je zwei Schwierigkeitsstufen
Sechs je dreiteilige Allianz-Raids
Fünf Ultimate-Raids
Wer die jeweils aktuellsten Inhalte spielen möchte, muss das aktuelle Höchstlevel erreicht, die Hauptstoryquest abgeschlossen haben und in der Gear-Progression entsprechend weit sein.
Im März gab Naoki Yoshida bekannt, dass er kein Skip-System für Neueinsteiger mit Dawntrail einführen würde. MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz meint, das könnte der vielleicht größte Fehler von Yoshidas Karriere sein.
Autoplay
Yoshi-P in der Zwickmühle: Community oder Komfort?
Der Director und Producer von Final Fantasy XIV ist seit 2010 Naoki Yoshida. Dieser ist sich der Herausforderung, vor der neue und wiederkehrende Spieler stehen, auch bewusst. Das erzählt er im Interview mit MeinMMO: Das bereitet mir immer wieder Kopfzerbrechen, wenn wir an einer neuen Erweiterung arbeiten.
Tatsächlich hätten er und sein Team bereits vor zwei Jahren mit der Entwicklung eines Skip-Systems begonnen: Mit einem Knopfdruck sollte es den Spielern möglich sein, die komplette Hydaelin und Zodiark-Saga von 2.0 bis 6.0 überspringen zu können.
Das System ist laut Yoshida auch bereits soweit fertig und implementiert. Ob es sich dabei um einen konkreten Neueinstieg handelt, wie es ein World of Warcraft bei neuen Erweiterungen anbietet, ließ er offen. Da es aber als soften Story-Skip bereits sogenannte Abenteurergeschichten gibt, wird das System vermutlich als ein solcher Neueinstieg gemeint sein.
Was sind Abenteurergeschichten?
Im In-Game-Shop können für Echtgeld sogenannte Abenteurergeschichten erworben werden. Damit kann die Hauptstory bis zum Start einer beliebigen Erweiterung übersprungen werden.
Es gibt zudem eigene Abenteurergeschichten für die Klassen. Diese können von den Story-Skips unabhängig verwendet werden. Wer nur die Story überspringt, hat aber auch keine Klasse auf dem benötigten Höchstlevel.
Wer also jetzt im Moment direkt in Endwalker starten möchte, muss die Abenteurergeschichte Shadowbringers sowie eine für eine Klasse der Wahl erwerben. Damit ist man aber noch nicht im Endgame angekommen: Vorab müssen alle Story- und Kampfinhalte von Endwalker gespielt werden.
Naoki Yoshida ist Director und Producer von Final Fantasy XIV. Er kam 2010 an Bord, um das kränkelnde MMORPG zu retten.
Allerdings war Yoshida lange Zeit hin- und hergerissen. Schlussendlich entschied er sich, das neue System nicht live zu stellen. Ausschlaggebend war hier, was er in der Community beobachtete:
Wenn Spieler ihre Freunde einladen, dann gibt es nicht wirklich viele, die ihren Freunden sagen: Oh hey, komm zu mir! Du kannst das Spiel überspringen, indem du einfach dieses Item benutzt und dann können wir sofort zusammen spielen.
Vielmehr wollen die Spieler, die die Geschichte bereits erlebt haben, dass ihre Freunde die gleichen Erfahrungen machen. Also erzählen sie ihren Freunden davon, laden sie zum Spiel ein und sagen: Oh, wir können zusammen spielen. Ich verfolge deinen Fortschritt. Sag mir einfach Bescheid, wenn du Probleme hast. Wir können immer zusammen spielen, zusammen [durch die Welt] laufen und Kampfinhalte spielen. Und irgendwann können wir dann auch die neuesten Inhalte zusammen spielen.
Wenn ich mir den aktuellen Stand der Community in den letzten zwei Jahren anschaue, in denen wir an der Erweiterung gearbeitet haben, stelle ich fest, dass viele Spieler genau diesen Prozess durchlaufen haben.
Naoki Yoshida, 28.05.2024
Naoki Yoshida spricht auch an, dass viele beliebte Streamer, wie Asmongold und Preach Gaming, in den vergangenen Jahren mit Final Fantasy XIV begonnen haben. Ihre Fans würden es nicht wollen, dass ihre Lieblings-Content-Creatoren die Story überspringen. Sie würden sehen wollen, wie die Streamer die eigene Reise als Krieger des Lichts erleben würden.
Die Zwickmühle war daher, dass sich Yoshida sicher ist, dass viele Spieler einen eingebauten Story-Skip nach Dawntrail nutzen würden. Er findet aber auch, dass dies die positive Atmosphäre zerstören könnte, die sich die Spieler mitunter durch das Erleben der Story aufgebaut haben:
Dieses Gemeinschaftsgefühl wollte ich wirklich nicht zerstören. Also habe ich lange und gründlich darüber nachgedacht, und ich war sehr hin- und hergerissen. Aber das ist der Grund, warum ich beschlossen habe, das System nicht zu öffnen.
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Die gleichen Erfahrungen machen und mit der Story leiden
Final Fantasy XIV wird wieder und wieder für seine geniale Storyline gelobt. Für Spieler, denen es vorrangig um die Endgame-Inhalte geht, ist sie aufgrund ihrer Länge vermutlich eher ein Dorn im Auge. Final-Fantasy-Veteranen, Storybegeisterte und (J-)RPG-Fans wiederum feiern sie:
Man startet im Basisspiel als Neuankömmling in einer von drei Startstädten. Die ersten 15 Level ist man vorrangig Laufbursche – das Tutorial eben. Danach erarbeitet man sich aber immer mehr Ruhm und Ehre als Abenteurer, bis schließlich der ominöse Bund der Morgenröte auf einen aufmerksam wird.
Die Gruppe rekrutiert euch wegen eurer besonderen Fähigkeiten: Ihr könnt monströse, heraufbeschworene Gottheiten namens Primae bekämpfen und verfallt ihnen dabei nicht. Außerdem unterstützt ihr den Bund auch im immerwährenden Konflikt mit dem Kaiserreich Garlemald, das eure Heimat nur zu gerne kolonialisieren möchten.
Am Anfang seid ihr noch unbekannte Abenteurer mit nichts weiter als der Kleidung an eurem Körper…
Im Verlauf der Geschichte erlebt ihr so mit den NPCs zusammen allerlei Abenteuer – sie wachsen einem richtig ans Herz. Die Story ist mitreißend und natürlich wollen Spieler, die das alles schon erlebt haben, dass ihre Freunde genauso mitgerissen werden. Sie wollen mitbekommen, wie Andere die wichtigen Ereignisse erleben. Für viele ist dabei wichtig:
Leidet mein Kumpel auch wie ich, wenn dieser eine wirklich liebenswerte NPC sich opfert?
Ist mein Lieblingsstreamer bei der Entmaskierung des Kristallexarchen aus Shadowbringers auch so überrascht wie ich?
Muss mein Freund am Ende von Endwalker auch weinen wie ein Schlosshund?
Diese gemeinsamen Erfahrungen verbinden den Großteil Community miteinander. Das hat der Konsum von ein paar hundert Stunden der gleichen epischen Story so an sich. Naoki Yoshida weiß das und möchte auch, dass Neueinsteiger und Wiederkehrer die Geschichte spielen.
Die Geschichte im eigenen Tempo genießen
Wer mit Final Fantasy XIV neu oder wieder einsteigen möchte, steht vor dem oben beschriebenen Berg an Content. Es gibt vermutlich genug Spieler, die sich einfach darauf stürzten und jede Sekunde genießen. Wer wenig Interesse an der Story hat, skippt vermutlich aus Zeitgründen einfach alle Cutscenes.
Auf die Frage, was Naoki Yoshida Neueinsteigern gerne sagen möchte, um sie zu motivieren, antwortete er:
Was ich einem neuen Spieler, der gerade erst anfängt, sagen würde, ist, sich Zeit zu nehmen. Genießt die Geschichte in eurem eigenen Tempo.
Ein großer Teil der Inhalte ist jetzt so gestaltet, dass man sie auch alleine genießen kann. Und selbst wenn sie es nicht alleine spielen wollen, können sie ihre Freunde bitten, ihnen zu folgen, und sie können die Inhalte gemeinsam spielen.
Ich denke, das ist [bei Final Fantasy XIV] etwas ganz anderes, als bei anderen MMOs. Aber natürlich ist es auch nicht dasselbe wie ein eigenständiges Spiel. Es braucht einfach Zeit.
Aber ja. Was ich neuen Spielern wirklich sagen würde, ist, dass sie es in ihrem eigenen Tempo genießen und sich auf das Abenteuer einlassen sollten.
Naoki Yoshida, 28.05.2024
Für Wiederkehrer hat Yoshi-P auch eine Nachricht – allerdings eine ungewöhnliche: Er rät ihnen nicht, für Final Fantasy XIV direkt wieder Geld auszugeben.
Schon früher hat Naoki Yoshida Spielern geraten, zum Beispiel nicht immer ein aktives Abo für Final Fantasy XIV zu haben. Man solle die Inhalte spielen, die man mag und wenn man fertig ist, deabonnieren und andere Games zocken. Dass er nicht so scharf auf besonders hohe Abo-Zahlen ist, hat er zuletzt auch in einem Interview mit Screenrant wiederholt.
Für ihn sieht es so aus: Wiederkehrende Spieler sollen die regelmäßig wiederkehrenden Rückkehr-Events nutzen. Hier müssen sie nicht für ihr Abo zahlen und können eine bestimmte Anzahl an Tagen zocken. Dann könnten sie, nach Naoki Yoshidas Logik, für sich selbst entscheiden, ob sie zurückkommen wollen.
Wer den langen Weg bis Dawntrail fürchtet, hat nun die offizielle Erlaubnis des Director und Producers, sich in Ruhe durch die vorherigen Inhalte zu arbeiten. Wenn das Entwicklerteam sich auch weiterhin treu bleibt, werden die neuen Inhalte auch noch in ein paar Jahren spielbar sein.
MeinMMO-Redakteurin Sophia Weiß hatte rund um das Interview übrigens auch Zeit, die beiden neuen Klassen von Dawntrail anzuzocken. In unserem Bericht stellen wir sie euch vor und für wen sie sind. Und, warum Sophia vielleicht nach acht Jahren ihren Main wechselt: Ich habe die neue Erweiterung für Final Fantasy XIV angespielt und mich in die neue Klasse wie aus Sword Art Online verliebt
Der Beitrag Der Chef von Final Fantasy XIV will, dass ihr eure Freunde leiden sehen könnt – Lässt euch deshalb die Story nicht skippen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.
