Vor 10 Jahren begann die Story von Destiny. Licht und Dunkelheit standen im Konflikt und wir, die Hüter, befanden sich Mittelpunkt. The Final Shape beendete nun den Kampf und mit ihm eine langjährige Saga voller Freude, Kummer, Spannung und Loot. Unser Destiny-Experte Christos Tsogos konnte nun ein großes Kapitel seines Lebens abschließen und das mit Erleichterung, aber auch Verwirrung.
SPOILERWARNUNG: Unser Destiny-Experte Christos Tsogos wird auf die verschiedenen Teile des neuen DLCs eingehen. Solltet ihr dieses noch nicht gezockt haben, ist jetzt der Zeitpunkt, um umzukehren.
Surreal und doch befreiend. So fühlt sich derzeit das Gefühl an, wenn man als Spieler erster Stunde die Saga von Destiny 2 abgeschlossen hat. Viele Fans zelebrieren jetzt den glorreichen Sieg gegen den Zeugen auf allen sozialen Netzwerken und auch ich freue mich, dass Bungie endlich das Ende seiner langen Erzählung eingeläutet hat – nach gut 10 Jahren war es auch mal Zeit.
Ich habe mich also sofort ins Geschehen gestürzt und die Kampagne verschlungen. Es gibt vieles, was Bungie richtig gemacht hat, aber auch einiges, was mich enttäuscht hat. Meine Reise durch den Reisenden fing mit Spannung an, endete jedoch mit einem fragwürdigen Gesicht. Doch bevor ich erzähle, weshalb mein Gesicht sich schmerzhaft verzogen hatte, schauen wir uns zuerst die Erweiterung in seinen Einzelheiten an.
Himmlische Atmosphäre, so weit das Auge reicht
Mein erstes Lob geht an das Bleiche Herz des Reisenden. Dieser Zielort ist ein Fest für die Augen. Überwucherte Überbleibsel vergangener Erinnerungen, gemischt mit der akkuraten Geradlinigkeit der Dunkelheit erzeugen ein Wirrwarr, das sich sehen lässt.
Bekannte Elemente wie der Baum der Silberflügel oder Kristalle der Träumenden Stadt verschmelzen mit den vor Schmerz verzerrten Skulpturen des Zeugen und erschaffen einen Ort, der die Elemente „Licht“ und „Dunkelheit“ direkt gegenüberstellt.
Mürrische Hüter würden nun anfangen „Recycling“ in den Raum zu schreien, doch ich fand es passend. Bungie hat den richtigen Zeitpunkt ausgewählt, um ikonische Orte zurückzubringen und erschuf zudem noch neue Sehenswürdigkeiten wie das Haus von Zavala oder den Monolithen des Zeugen. Jeder Ort ist zusammenhangslos, doch verschmelzen sie im Reisenden zu etwas Ganzem – so wie die Erinnerungen, die wir in den 10 Jahren gesammelt haben.
Kreative Missionen von Anfang bis Ende
Tatsächlich war die Kampagne von „The Final Shape“ einer der wenigen von Destiny 2, die mich durch und durch unterhalten konnte. Sprungpassagen, Erkundungsmissionen, Kämpfe gegen die neuen Gräuel sowie die Nutzung von Prismatic harmonierten perfekt miteinander und sorgten dafür, dass nie Langeweile aufkam.
Für einige Lacher sorgte der DLC auch. Ein Beispiel ist die Mission, in der man Zavala in seiner alten Hüte aufsuchen musste. Der Commander ist für seine Sturheit und Härte bekannt, doch als ich sah, wie er mit einer kleinen Barrikade und seinem gewöhnlichen Vorhutgewehr gegen die Mächte der Dunkelheit antrat, konnte ich nicht anders, als in Gelächter auszubrechen.
Das war irgendwie so unpassend, aber doch so lustig. Hier ging es um das Schicksal aller Lebewesen im Universum und du Zavala verkriechst dich zwischen zwei Steinen und deiner kleinen Barrikade – einfach herrlich.
Doch auch der letzte Kampf mit dem Zeugen war unterhaltsam. Die Mechanik, sich in Dunkelheit zu tränken, um nicht vom miefenden Dunst des Zeugen verätzt zu werden, hat im richtigen Moment für Spannung gesorgt. Zudem war der Akt mit dem himmlischen Schwert und das Zerstören der Statuen-Gefängnisse grandios und erzeugte das Gefühl von unvorstellbarer Macht.
Kinoreife Cutscenes, die Tränen entlocken
Wenn man von Bungie eine Stärke aufzählen müsste, dann wäre es definitiv das Talent, bewegende Cutscenes und spannungsgeladene Animationen zu erschaffen. Ich kann euch nicht sagen, wie oft ich Gänsehaut hatte, als Bungie die Interaktionen zwischen unserem Hüter, der Vorhut sowie der Ansprache von Zavala im Angesicht des bevorstehenden Kampfes zeigte.
Schon die Startsequenz von „The Final Shape“ ließ mich 3 Minuten sprachlos da. Bungie hat die richtigen Momente ausgewählt, um entweder Cutscenes oder animierte Sequenzen zwischen den Missionen zu liefern, die mich begeisterten, aber auch berührten. Und obwohl derzeit alles nach einem guten DLC klingt, kommt auch etwas Negatives, was mich bis zum Ende der Erweiterung verfolgt hat und mich bis jetzt nicht loslassen kann.
Vorhersehbares Ende und keine spürbare Konsequenzen
Trotz des ganzen Lobs muss ich auch Kritik äußern, denn die hat mich die ganze Zeit verfolgt und sie verfolgt mich leider immer noch.
Das erste ist tatsächlich das vorhersehbare Ende gewesen. Ich hatte mich gefreut den guten alten Cayde zu treffen, nachdem er in Forsaken kalt gemacht wurde, aber irgendwie spürte ich, dass sein Dasein nur temporär war.
Die Art und Weise wie er zu Krähe, der Vorhut und uns sprach, deutete schon an, dass er einfach keine Lust mehr hatte, Hüter zu spielen und er endlich seinen Frieden haben möchte. Es war also klar, dass Cayde zum Ende hin nochmal stirbt. Ich fand es schade und hätte mir gewünscht, dass die Figur noch ein wenig länger da bleibt, doch manche Dinge sollen einfach nicht sein.
Der zweite Punkt ist das Fehlen von Konsequenzen. Ich weiß, jeder mag Happy Endings und das Ende von der Licht- und Dunkelheitssaga besitzt sogar ein halbwegs tolles Ende, doch das passt einfach nicht zur Situation.
Ich hätte wirklich viele Verluste erwartet. Verluste, die nicht rückgängig gemacht werden können, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Aber außer Targe, der Geist von Zavala, Cayde und die Statisten vom Zeugen, musste niemand dran glauben.
Das kann doch einfach nicht sein, vor allem dann nicht, wenn man bedenkt, wie leichtsinnig der Commander mit der Dunkelheit interagierte. Ich für meinen Teil hatte echt erwartet, dass Bungie zumindest Zavala ein ehrenhaftes Ende beschert, doch stattdessen entschieden sie sich für ein weiches Ende, das aus meiner Sicht keinen Sinn ergibt.
Die dritte und letzte Sache ist der allgemeine Kampf gegen den Zeugen. Ich hab die letzte 12-Mission gegen den Zeugen gefeiert und fand die Art und Weise wie Bungie das auf die Beine gestellt hatte super. Aber warum ist unser Hüter die ganze Zeit während der Kampagne auf sich allein gestellt? Anfangs konnte ich das nachvollziehen, mit Mara und ihren kosmischen Batterien, die sie aufladen muss, um das Portal wieder zu öffnen. Aber ich hab mich ständig gefragt: „Wo zum Teufel bleibt unsere Verstärkung?“
Wir kämpfen gegen das mächtigste Wesen im Universum, das Hüter sogar mit Fingerzeichen filetieren kann, das unseren Trupp im Bleichen Herzen ohne Anstrengung plattmachen könnte und werden dabei die ganze Zeit allein gelassen? Nur zum Ende, als der Zeuge schon am Boden war, kommt die ganze Allianz des Lichts und möchte dem Bösewicht in seiner schwächsten Phase eine reintreten? Das ergibt für mich einfach keinen Sinn.
Ich hätte erwartet, dass wir als Hüter gemeinsam mit der Allianz verschiedene Missionen angehen müssen, um gemeinsam den Zeugen in die Knie zu zwingen und nicht als Rambo alles im Alleingang zu bewältigen.
Mein Fazit: Ein gutes Ende für ein Destiny, das weiterleben soll
Es sind nun 10 Jahre her, als ich das erste Mal in Destiny wiederbelebt wurde. Viel ist in der Zeit passiert. Hättet ihr mir zu der Zeit gesagt, dass Oryx nur ein kleiner Wurm ist im Gegensatz zu dem Widersacher, den wir in „The Final Shape“ besiegen sollen, hätte ich euch ausgelacht, doch jetzt stehen wir hier. Viele spaßige und emotionale Momente haben wir nun hinter uns und „The Final Shape“ fasst das gut zusammen. Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang und obwohl ich mit einigen Punkten nicht zufrieden bin, kann ich das größte Story-Kapitel von Destiny mit einer letzten Träne hinter mir lassen und nach vorne blicken.
Jeder Veteran, der die Story von Destiny auch nur im Hintergrund erfahren hat, sollte „The Final Shape“ mit eigenen Augen erleben. Es ist definitiv ein tolles Ende für ein Destiny, das weiterleben soll und Bungie hat alles dafür getan, damit das auch der Fall ist. Ich für meinen Teil werde weiterhin als Hüter meinen Dienst antreten, diesmal jedoch nicht als Warlock, sondern als Titan. Augen auf, Hüter!
Der Beitrag Destiny 2: The Final Shape hat ein großes Kapitel meines Lebens abgeschlossen, bricht damit mein Herz und meine Nerven erschien zuerst auf Mein-MMO.de.