Die Nachwehen des Banns von DrDisrespect haben jetzt dazu geführt, dass Twitch betont, wie streng sie moderieren und wie gut sie ihre Streamer schützen. Aus deutscher Sicht wirkt das zynisch, wenn man sich das Drama um die Streamerin Shurjoka anschaut, die den Twitch-Support mehrfach um Hilfe gebeten hat und beklagt, dass sie nur auf Schweigen stieß.
Das ist die Situation um DrDisrespect:
Der Streamer DrDisrespect wurde 2020 von Twitch permanent gebannt. Dabei wurde sein lukrativer Exklusiv-Vertrag aufgelöst. Die Hintergründe des Banns waren 4 Jahre unklar.
DrDisrespect verklagte Twitch. Man einigte sich im März 2022 in einem Schiedsverfahren, dass keine Seite etwas Unrechtmäßiges getan hatte. Der Vertrag von DrDisrespect wurde voll ausbezahlt. Dennoch erhielt DrDisrespect nach diesem Bann keine weiteren Angebote der Plattformen und verlor viele Werbe-Deals.
In den letzten Wochen kamen die Hintergründe des Banns ans Licht: DrDisrespect hatte 2017 über das Whisper-System von Twitch unangemessene Nachrichten mit einem damals 17-jährigen Mädchen ausgetauscht, wurde daraufhin gebannt und den Behörden gemeldet.
Seit die Umstände des Banns bekannt wurden, hat sich die Karriere von DrDisrespect offenbar erledigt. Sein Gaming-Studio hat sich von ihm getrennt, Partner haben die Verbindung gelöst, sogar YouTube hat ihn demonetarisiert.
Das war der Wissensstand, den man viele Jahre lang zum Bann von DrDisrespect hatte:
Autoplay
Twitch erklärt: “Kein Platz für Belästigung”
Das sagt Twitch nun: Twitch wurde von Eurogamer gefragt, ob sie sich zu dem Fall “DrDisrespect” äußern würden. Sie bekamen ein „Kein Kommentar“ als Antwort.
Aber Twitch betonte auch, wie wichtig ihnen die Sicherheit der Streamer auf ihrer Plattform ist:
„Belästigung hat keinen Platz auf Twitch, wir nehmen die Durchsetzung unsere Richtlinien für hasserfülltes Verhalten und Belästigung sehr ernst“, sagte ein Sprecher jedoch.
So moderiere man 24/7 Inhalte. Und arbeite weiter daran, Streamer noch besser zu schützen.
Darum ist das aus deutscher Sicht zynisch: In Deutschland tobt seit mehr als einem Jahr ein Streit um die Twitch-Streamerin Shurjoka.
Sie wirft einer Reihe von männlichen Twitch-Streamern vor, die sie als „Boysclub“ bezeichnet, eine gezielte Belästigungs-Kampagne zu fahren und von dieser Kampagne finanziell zu profitieren. Es seien hunderte Videos zu ihr erstellt worden, das grenze an Besessenheit.
Die angegriffenen Streamer lehnen das ab und machen sich in Videos über die Vorwürfe lustig, eine “anti-feministische Hetzkampagne” zu starten. Ihrer Ansicht nach sei „Shurjoka einfach lost“, habe „L-Takes“ und man verdiene gutes Geld damit, sie „rein sachlich zu kritisieren“.
Shurjoka hat den Twitch-Support mehrfach gebeten, dem Fall nachzugehen und sie zu schützen. Sie hat öffentlich beklagt, dass genau dieser Schutz fehlt.
Die Geschichte nimmt in den letzten Monaten immer absurdere Züge an:
Einer der Creator hat gesagt, er wolle Shurjoka „zu ihrem Schutz“ einweisen lassen (via twitter)
Shurjoka hat süffisant angedeutet, die Identität eines bislang noch anonymen Content-Creator zu kennen: Der sei nicht so anonym, wie er glaube. Das wurde als Drohung aufgefasst, seine privaten Daten öffentlich zu machen – man spricht von “doxxing”
Zudem verklagen sich die Parteien mittlerweile in zig Prozessen gegenseitig
Twitch bannt einen Streamer – aber der klagt sich einfach zurück
Schützt Twitch seine Streamer? In einem besonders krassen Fall im Dezember 2023, von dem sich sogar seine Kollegen distanzierten, hatte sich ein Streamer in einem „Betrunkenen-Stream“ auf Twitch über die Beschwerden der Streamerin lustig gemacht und gesagt: „Der Twitch-Support gibt einen Scheiß auf dich.“
Twitch wirkt vor Gericht planlos und verliert
Letztlich wurde der Streamer dann tatsächlich von Twitch gebannt. Konnte sich aber nach kurzer Zeit wieder auf Twitch zurückklagen, weil Twitch bei dem Bann einige Verfahrensfehler begangen hat, über die sich der Streamer amüsierte.
So hätte man ihn unter anderem vorwarnen und den genauen Grund des Banns nennen müssen.
Laut Prozessbeobachtern wirkte die Anwälte von Twitch vor Gericht planlos und verfolgten allein die Strategie, dass ein deutsches Gericht gar nicht zuständig sei. Als diese Strategie scheiterte, konnten die Anwälte nicht konkret benennen, für welche Aussagen der Streamer gebannt worden war, der seine Rückkehr auf Twitch triumphierend feierte.
Dass Twitch den Schutz seiner Creators so ernst nimmt und 24/7 den Content moderiert, spiegelt sich zumindest in Deutschland nicht in den beschriebenen Handlungen wider.
Im April 2024 hatte Shurjoka erneut Twitch dafür kritisiert, in ihrem Fall untätig zu sein und dass Twitch Meldungen an den Support, ungelesen ablehnt. Da ging es darum, dass ein anderer Streamer unter anderem Folterfantasien zu ihr gepostet hatte: Deutschlands Spielerin des Jahres prangert Twitch an
Der Beitrag Twitch betont nach dem Bann von DrDisrespect, wie hart sie gegen Belästigung vorgehen – Aus ihrer Sicht muss das zynisch wirken erschien zuerst auf Mein-MMO.de.