Super Paper Mario – im Klassik-Test (Wii)

Seite 1

Spiel:Super Paper MarioPublisher:NintendoDeveloper:Intelligent SystemsGenre:RollenspielGetestet für:WiiErhältlich für:WiiUSK:Erschienen in:10 / 2007

Die Softwaretüftler von Intelligent Systems (u.a. Advance Wars– und Wario Ware-Reihe) haben bei Super Paper Mario die beiden Lieblingsgenres des Italo-Klempners in einen Topf geschmissen und kräftig umgerührt – heraus kommt ein wohlschmeckendes Potpourri aus Jump’n’Run und Rollenspiel. Doch damit nicht genug, auch bei der Spielperspektive wollten die Kreativköpfe die Zocker nicht mit einer einzigen Ansicht abspeisen. Und so serviert man dem Spieler ein 2D-Abenteuer, das auf Wunsch auch in eine 3D-Perspektive umgeschaltet werden kann. Doch keine Angst, was sich jetzt vielleicht kompliziert anhören mag, ist in Wirklichkeit ganz einfach. Aber zunächst ein paar Worte zur Story.

Alles beginnt damit, dass Prinzessin Peach mit Bowser zwangsverheiratet wird. Doch ausnahmsweise stellt der Krötenkönig hier nicht den Strippenzieher dar, sondern ist nur eine Marionette im perfiden Schauspiel des finsteren Count Bleck. Der will mit der Hochzeit nämlich heraufbeschwören, was das Dark Prognosticus (ein ominöses Buch) vorhersagt. Das Bündnis der Schönen und des Biests führt laut dem Schmöker nämlich den Weltuntergang herbei.

Das kann Mario natürlich nicht zulassen und macht sich auf die Socken. Durch sieben Kapitel mit jeweils vier Levels führt Euch Eure Reise. Trefft Ihr unterwegs auf Gegner, bekämpft Ihr diese nicht wie bei den vorigen Paper Mario-Teilen (N64 & GameCube) in Rundenkämpfen, sondern macht Koopas, Lakitus & Co. mit einem Sprung auf die Rübe den Garaus. Doch nicht jeder Bösewicht streicht nach der ersten Hüpfattacke bereits die Segel. Stattdessen dürft Ihr, wie auf einem Trampolin, solange auf den Schurken herumhüpfen, bis sie sich geschlagen geben. Ein Stern mit einer Ziffer gibt Euch Aufschluss darüber, wie viel Schaden jede Attacke bewirkt. Nach jedem Hopser dürft Ihr außerdem durch einen Rüttler der Wii-Fernbedienung eine kleine Akrobatik-Einlage einstreuen (Salti etc.) und so Euer Punktekonto füllen. Wer fleißig Gegner plättet, steigt ein Level auf und freut sich fortan über mehr Energie oder Angriffskraft. Gesteuert wird das Ganze übrigens ausschließlich mit der quer gehaltenen Remote, das Nunchuk könnt Ihr getrost ausstöpseln.

Seite 2

Der größte Clou bei Super Paper Mario ist allerdings die Flip-Funktion. Mit dieser dürft Ihr auf Knopfdruck aus der platten Seitenperspektive in eine 3D-Ansicht wechseln. Von diesem Kniff werdet Ihr im Verlauf des Spiels intensiv Gebrauch machen, erspäht Ihr so doch zuvor unsichtbare Geheimgänge, lauft an scheinbar unüberwindbaren Hindernissen vorbei oder lasst Gegner einfach links (oder rechts) liegen. Beliebig lange könnt Ihr in der 3D-Welt allerdings nicht verweilen: Eine regenbogenfarbene Leiste tickt hier langsam herunter. Gelangt sie bei null an, nehmt Ihr Schaden.

Hilft Euch der Dimensionssprung einmal nicht weiter, könnt Ihr immer noch auf Eure treuen Begleiter, die Pixls, zählen. Während der eine Gefährte morsche Wände durch eine Explosion zum Einsturz bringt, transportiert Euch der andere wohlbehalten über Stachelfelder. Allerdings heftet sich immer nur ein Pixl an Eure Fersen; die Gehilfen könnt Ihr jedoch im Menü nach Belieben auswechseln.

Apropos auswechseln: Wahlweise dürft Ihr Mario eine Verschnaufpause gönnen und z.B. als Bowser oder Peach die Gegend unsicher machen. Jeder Charakter verfügt dabei über individuelle Fähigkeiten: Während der wuchtige Koopa-King andere Schurken mit seinem Feueratem flambiert, gleitet die kecke Blondine mit ihrem Regenschirm galant über Abgründe hinweg. Auf Mario könnt Ihr aber trotzdem nicht verzichten, ist er doch der Einzige, der den Perspektivenwechsel beherrscht.

Das Wechseln Eurer Spielfigur ist mitunter nervig, da es dem Spiel etwas den Wind aus den Segeln nimmt. Überhaupt lässt die Dynamik des Spiels manchmal zu wünschen übrig: Ständige Plaudereien mögen bei einem Rollenspiel zum guten Ton gehören, hier hemmen sie den Spielfluss. Im Gegenzug bringen Euch die langen Textboxen mit amüsanten Dia­logen regelmäßig zum Schmunzeln. Die witzige Präsentation zieht sich durch das komplette Spiel. Allein die abwechslungsreichen Welten sorgen dafür, dass Ihr bei der Stange bleibt: Sei es nun eine pixelige 8-Bit-Welt, eine R-Type”inspirierte Weltraumsequenz oder eine bizarre High-Tech-Welt, in der Ihr an der Decke lauft. Dazu gesellen sich aberwitzige Endgegner: In einem Wüstenlevel erwartet Euch z.B. ein gigantischer, steinerner Fluggegner – Parallelen zu Shadow of the Colossus sind natürlich rein zufällig.

Ihr seht schon: Ihrem Einfallsreichtum lassen die Entwickler Intelligent Systems auch bei Super Paper Mario wieder freien Lauf. Ist des Klempners jüngstes Abenteuer also die perfekte Symbiose aus Rollenspiel und Jump’n’Run? Leider nicht ganz: Neben dem angesprochenen Tempoproblem sorgen auch der etwas niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad, das teils gewöhnungsbedürftige Design und die ungenaue Steuerung in der 3D-Umgebung dafür, dass die Klasse der RPG-Vorgänger nicht erreicht wird. Dank der vielen kreativen Einfälle gibt’s aber trotzdem eine Kaufempfehlung.

Meinung

André Kazmaier meint: Als Fan der RPG-Vorgänger bin ich etwas enttäuscht vom neuesten Scherenschnitt-Abenteuer des Klempners – wenn auch auf hohem Niveau. Die vielen Plaudereien im Spiel hemmen einfach zu oft den Spielfluss. Und den Rundenraufereien der Prequels würde ich jederzeit Vorrang vor den traditionell angehauchten Hüpfereien geben. Und trotzdem: Super Paper Mario bleibt ein klasse Spiel. Allein für die geniale Flip-Funktion verleihe ich Intelligent Systems schon jetzt die Auszeichnung ’Bestes Feature 2007‘. Und was den Humor anbelangt, stellen die Entwickler ihr Talent ebenfalls wieder eindrucksvoll unter Beweis: Abgefahrenere Stages oder Bosse findet Ihr in kaum einem anderen Spiel. Das grafische Design ist mir mancherorts aber schon fast zu durchgeknallt.

Wertung

Mix aus RPG und Jump’n’Run, ohne die Rundenkämpfe der Vorgänger
neuartige Flip-Funktion zum Wechseln der Spielperspektive
7 Levels mit je 4 Abschnitten
ca. 20 Stunden Spielzeit
verschiedene spielbare Charaktere

Buntes Durcheinander aus Hüpf- und Rollenspiel, das vor Ideen sprüht – leider etwas träge inszeniert.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *