140.000 Euro für weniger als Teilzeit. Klingt nach einem Traum, doch für einen Ingenieur bei Google ist das Alltag – und er ist nicht der Einzige.
Bei dem Titelbild handelt es sich um ein Symbolbild, nicht um den Software-Ingenieur.
Was ist das für ein Job? Das Magazin Fortune sprach mit einem Software-Ingenieur in den Zwanzigern. Fortune nennt ihn anonymisiert Devon. Er arbeitet seit einiger Zeit bei Google und programmiert Programmcode – komplett aus dem Homeoffice.
Für seine Arbeit bekommt er umgerechnet rund 140.000 Euro im Jahr bezahlt. Allerdings erfüllt er dafür in keiner Woche seine rund 40 Stunden, die im Arbeitsvertrag stehen. Nach eigener Aussage komme Devon höchstens auf eine pro Tag.
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Keine Vollzeit, aber volle Bezahlung
Merkt das denn keiner? Nein, anscheinend nicht, denn „Devon“ ist so angeblich schon seit einiger Zeit unterwegs. Der Programmierer sag, er erledige am Anfang der Woche einen Großteil seiner Arbeit, halte sie aber zurück. In kleinen Paketen hake er dann im Laufe der kommenden Tage ab, was von ihm erwartet wird. Mit seinem Chef gebe es keine Probleme, wie er erzählt.
Nach der kurzen Online-Stippvisite im Büro von Google widme er sich dann für den Rest des Tages dem Aufbau eines Tech-Start-Ups, das er gemeinsam mit einem Freund derzeit auf die Gründung vorbereitet.
Wie funktioniert das? Was er, wie schnell und in welcher Qualität abliefert, wissen wir nicht. Es ist durchaus möglich, dass „Devon“ einfach zu wenig Arbeit zugeteilt bekommt. Das sei aber nicht überraschend, wie der Professor Vijay Govindarajan gegenüber dem Wall Street Journal einordnet. Die Praxis nennt sich Penning und wird seit einigen Jahren von etlichen Konzernen verfolgt.
Heute Google und morgen?
Was ist „Penning“ genau? Unter Penning ist ein Verhalten von Tech-Unternehmen zu verstehen, die hoch qualifiziertes Personal, vor allem Programmierer und Ingenieure einstellen, obwohl sie streng genommen gar keine Arbeit für sie haben. Es ergibt aber Sinn, solange gilt:
Es wird von einem starken Wachstum in naher Zukunft ausgegangen, wie es zum Beispiel während der ausgehenden Corona-Pandemie der Fall gewesen ist, und
es wird Personal quasi an sich gebunden und somit geparkt, um es der Konkurrenz vorzuenthalten. Soweit möglich, soll es jedoch alsbald ausreichend Arbeit erhalten.
Allerdings tritt diese Wachstumserwartung nicht immer ein, weshalb auch im Januar laut Fortune mehr als 10.000 Angestellte von Google entlassen worden sind. Wenn man „Devon“ Glauben schenken kann, sitzt jedoch weiterhin Personal mit hohen Qualifikationen und mitunter auch Arbeitserfahrung unterbeschäftigt seine Stunden ab – oder nutzt sie auf alternative Weise.
Was plant der Software-Ingenieur? Sollte die irgendwann letztlich erfolgende Gründung des Start-ups fehlschlagen, plant er unverhohlen, einfach weiterzumachen. Google sei seiner Erfahrung nach „groß darin“, ehemaliges Personal erneut einzustellen.
Er scheint lange genug dabei zu sein, um das beurteilen zu können. Denn vor seinem jetzigen Job absolvierte Devon erfolgreich ein Praktikum bei dem Suchmaschinen-Giganten – natürlich mit demselben Arbeitsethos wie aktuell.
Ob auch SpaceX, Twitter oder Tesla Penning betreiben, ist unklar, aber unzweifelhaft steht Elon Musk, der Chef dieser Unternehmen, dem Homeoffice kritisch gegenüber. Er äußerte sich mal in einem Interview derart grantig über die moderne Form des Arbeitens für viele Berufsgruppen, dass es fast überrascht: Elon Musk hält Homeoffice nicht nur für unproduktiv, sondern auch für „moralisch verwerflich“.
Der Beitrag Ein junger Software-Ingenieur kassiert ein volles Gehalt von Google, obwohl er dort kaum arbeitet erschien zuerst auf Mein-MMO.de.
