System Shock – im Test (Xbox Series X)

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Spiel:System ShockPublisher:Prime MatterDeveloper:Nightdive StudiosGenre:Action-AdventureGetestet für:XSXErhältlich für:PS4, PS5, XOne, XSXUSK:16Erschienen in:7 / 2024

Wer nicht auf PC zockt, bekommt nach 30 Jahren erstmals die Gelegenheit, eine der berüchtigsten Widersacherinnen der Videospielwelt selbst zu erleben. Ironischerweise ist die künstliche Intelligenz SHODAN in der Gegenwart thematisch relevanter als je zuvor. In Sachen Atmosphäre und Story setzte das in der Ego-Perspektive inszenierte ­System Shock anno 1994 Maßstäbe und präsentierte mit eben jener ­SHODAN einen bemerkenswerten Charakter. Diese Aspekte sind erfreulich gut gealtert und wirken auch in der Neuauflage noch frisch.

Zuständig für diese sind die ­Nightdive Studios, die sich auf die Renovierung von Klassikern spezialisiert haben und dem Prinzip folgen, technische Verbesserungen mit weitgehend originalgetreuem Spielkonzept zu verknüpfen. Auch hier ist diese Vorgehensweise unübersehbar und hat entsprechende Vor- und Nachteile. Das mit knackscharfer Auflösung und durchgehend 60 Bildern pro Sekunde inszenierte Geschehen wurde optisch kräftig aufpoliert, setzt beim näheren Hinsehen aber gerade bei den Umgebungstexturen auf gewollt grobpixelige Strukturen. Das wirkt in sich stimmig und sorgt für gelungenes Retro-Flair, muss man allerdings mögen. Keinen Grund zur Klage liefert die atmosphärische Soundkulisse, sofern man sich damit anfreunden kann, dass es nur eine englische Synchro gibt. Das spielt durchaus eine ­Rolle, denn um herauszufinden, was Ihr wo tun sollt, müssen gar nicht so leicht zu findende Hinweise aufgespürt oder eben auch Audiologs abgehört werden.

Moderne Elemente wie eine Missionsübersicht, Hinweise auf der Karte der weitläufigen und verwinkelten Umgebungen oder gar einblendbare Zielmarkierungen gibt es bei System Shock keine. Puristen finden das prima, der Rest dürfte angesichts des kompletten Komfortverzichts auf den einen oder anderen Frustmoment stoßen. Auch in Sachen Gegnerintelligenz und Dingen wie Inventar-Handhabung oder raren Energie-Tankstellen beziehungsweise Wiederbelebungspunkten wirkt das Sci-Fi-Abenteuer eher altbacken.

Insgesamt überwiegen aber die Stärken, zumal ein besonders wichtiger Aspekt passt: Bei der Erkundung der Raumstation fühlt sich die Steuerung auch mit einem Controller stimmig an.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Meine erste Begegnung mit SHODAN vor etwa drei Dekaden habe ich nie vergessen, kam seinerzeit aber nicht weit. Umso mehr war ich darauf gespannt, wie sich System Shock heute so schlägt. Nightdives Neuauflage lässt mich leider mit gemischteren Gefühlen zurück, als ich gehofft hatte: Das Szenario, die Story und das grundlegende Spielgefühl sind immer noch stimmig, auch der dezent pixelige Charme des heutigen Looks gefällt mir richtig gut. Nicht so begeistert bin ich dagegen von der ”Werktreue”, was Dinge angeht wie die unübersichtliche Karte, viel Backtracking und vor allem die ”Wegführung”. Ständig an der Hand gehalten werden muss ich zwar nicht gerade, aber der gänzliche Verzicht auf zeitgemäße Orientierungshilfen hat mich doch immer wieder mal frustriert. Daher ist System Shock kein Fall für jedermann: Aber wenn Ihr Euch auf die geschilderten Tücken einlassen könnt, erwartet Euch hier ein richtig interessantes Sci-Fi-Erlebnis.

Wertung

hält sich eng an das Original
optisch stimmiger ”Neo-Retro”-Look
neu: erweitertes Ende und optional weibliche Protagonistin

Technisch überzeugende Neuauflage des reizvollen Sci-Fi-Klassikers mit dichter Atmosphäre, die aber auch sperrig und frustrierend sein kann.

Singleplayer72MultiplayerGrafikSound

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