Skate – im Klassik-Test (PS3 / 360)

Seite 1

Spiel:skate.Publisher:Electronic ArtsDeveloper:EA Black BoxGenre:SportGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:12Erschienen in:11 / 2007

Das gab es schon lange nicht mehr: Dieses Jahr buhlen gleich zwei Spiele zur populärsten Trendsport-Sparte – Skateboard – um die Gunst der Käuferschaft. Zum einen steht der nunmehr neunte Tony Hawk-Teil in den Startlöchern, der mit bewährtem Konzept und einer langjährigen Marktdominanz auftrumpft, an der niemand sich zu kratzen traute. Zum anderen hat man bei Electronic Arts erkannt, dass eben dieses Zockersegment von keinem eigenen Produkt bedient wird und es darum an der Zeit ist, daran etwas zu ändern.
Aus dieser Situation ist etwas entstanden, das man dem Software-Giganten in dieser Form gar nicht zugetraut hätte: Schließlich steht Electronic Arts in der Vorstellung vieler Spieler für massentaugliche Konsumware, die jährlich neu aufgewärmt wird. Dieses Vorurteil lässt sich ohnehin bereits durch zahlreiche Gegenbeispiele entkräften, doch spätestens jetzt wäre es hinfällig: skate. ist alles andere als leicht bekömmliche Mainstream-Kost.

Im Gegensatz zu Tony Hawk, das seit jeher dem Spaßgedanken mitsamt fröhlich überzogenem Tricksystem frönt, setzt das Rollbrett-Epos von EA Black Box auf Realismus: Haarsträubende Supercombos existieren hier nicht und alle Aktionen wollen hart erarbeitet sein. Das fängt bereits mit der völlig anderen Steuerung an: Kunststücke auf Knopfdruck könnt Ihr vergessen, bei skate. stehen die Analogsticks im Mittelpunkt. Mit dem rechten kontrolliert Ihr alles, was mit dem Board zu tun hat, der linke ist für die Körperhaltung zuständig. Um etwa einen ­’Ollie‘-Sprung zu machen, schnippt Ihr den rechten Knüppel zurück und vor – bewegt Ihr ihn dabei seitlich, löst Ihr verschiedene Flipvarianten aus. Die Buttons braucht Ihr lediglich, um anzuschieben oder Grabs auszuführen – jede Schultertaste ist für eine Hand zuständig.

Seite 2

Das hört sich nicht zu Unrecht ganz schön kompliziert an: Zwar gibt Euch skate. ein paar rudimentäre Tutorials mit auf den Weg, doch damit habt Ihr lange nicht alles gelernt. Noch dazu ziehen die Anforderungen schon bei den ersten Herausforderungen schnell an – bis mehr als simple Standardtricks und richtige Erfolge errungen werden, braucht Ihr eine ganze Weile. Davor erlebt Ihr jede Menge Stürze und Frust, denn leicht wird Euch das Trendsportleben nicht gemacht: Speziell bei Grinds müsst Ihr die angepeilten Kanten und Rails äußerst exakt anfahren bzw. -springen, sonst ist sofort der nächste Crash angesagt. Und sogar niedrige Bordsteine entpuppen sich als tückische Fallen: Anders als der Tony Hawk-Skater überwindet Euer Athlet solche Hindernisse nicht automatisch.

Ist aber irgendwann der Groschen gefallen, bietet skate. eine ganze Menge. Zwar ist die Rahmenhandlung (werdet zum Star und ergattert ein Cover-Foto) nicht sonderlich originell, doch der Weg dahin stimmt: Je nach Publikation wagt Ihr Euch an Trickherausforderungen und Wettbewerbe, oder Ihr müsst schräge Herausforderungen wie möglichst fiese Stürze und die Zielpunkt-Fahrten in den ’Deathraces’ bestehen. In welcher Reihenfolge Ihr die freigeschalteten Missionen angeht, ist Euch überlassen – teilweise könnt Ihr sogar frei bestimmen, wo z.B. Filmaufnahmen im imaginären San Vanelona stattfinden sollen.
Optisch zeigt sich das Rollbrett-Epos von seiner besten Seite. Sowohl Sportler als auch Umgebung sind stimmig gestaltet, nur die recht tief angesetzte Kameraperspektive ist gewöhnungsbedürftig.

Viel Wert legt Electronic Arts zudem auf den Community-Gedanken: So könnt Ihr natürlich online gegen andere Skater antreten, Eure Künste aber auch anderweitig für die Nachwelt aufbereiten: In einem umfangreichen Editor bearbeitet Ihr Schnappschüsse und Videos Eurer Fahrten, die Ihr dann für alle abrufbar ins Netz stellt.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Wer wie ich sämtliche Tony Hawk-Teile erlebt hat, für den ist skate. erst mal der absolute Kulturschock: Anfangs knutscht Euer virtueller Rollbrettheld wegen der neuen Steuerung öfters den Asphalt, als Euch lieb ist – gewagte Tricks oder gar coole Lines scheinen nahezu unmöglich. Mit ein paar Stunden Übung wird’s schon besser, völlig überzeugen kann mich der Ansatz aber nicht: Etwas mehr Toleranz für Spieler, die nicht absolute Pad-Profis sind, wäre schön gewesen. Habt Ihr aber genug Willen und Frust-Resistenz, um den harten Einsteig zu überstehen, entfaltet skate. seinen Reiz: Die stellenweise sehr ansehn­liche Optik und die gelungenen Animationen überzeugen, Ideen wie die Deathraces bringen frischen Wind in die Rollbrett-Welt. Ist es deshalb besser oder schlechter als Tony Hawk? Die richtige Antwort kann nur lauten: anders.

Matthias Schmid meint: Wow, ich hätte nicht gedacht, dass EAs Skateboard-Debüt so überzeugend ausfällt. Tony Hawk ersetzen kann und will es sicherlich nicht, dafür bin ich noch nie so realistisch durch virtuelle Städte gerollt. Die ungewohnt niedrige Kamera­perspektive hat mich anfangs verwirrt, später verzückt. Auch sagt mir der farbarm-stylische Look zu, der Replay-Editor schließlich ist der Knüller.

Wertung

komplett neue Steuerung mit Schwerpunkt auf den Analogsticks
anspruchsvolles Tricksystem
große imaginäre Stadt als ’Spielfeld’
optionsreicher Video- und Foto-Editor
viele Trick- und Rennherausforderungen

Konkurrenz für Tony Hawk: knackige
Skateboard-Simulation mit neuem Steuerungs­schema, das viel Übung erfordert.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *