Gen Z findet keine Arbeit, weil die Boomer-Bosse Angst vor einer „Work-Life-Balance“ haben

Wer Firmenchefs fragt, was sie von den jungen Leuten der Gen Z halten, bekommt selten Gutes zu hören. Vor allem bei der Arbeitsethik hapere es.

Woher kommt die Aussage und wer spricht hier über wen? Die Website intelligent.com hat im Juli 2024 rund 1200 Firmenchefs befragt, was sie über die Absolventen der jüngsten Jahrgänge halten. Gemeint damit sind Abgänger von US-Colleges in den Jahren 2020 bis 2023.

Sie gehören also allesamt zur sogenannten Generation Z, also zu den Menschen, die seit 1996 geboren sind und derzeit ihre (Uni-)Ausbildungen abschließen. Die Firmenchefs gehören wahrscheinlich zu größten Teilen noch zu den Boomern der Nachkriegszeit oder der Gen X (1965 bis 1979).

Fehlende Arbeitsethik der Gen Z als Hemmnis?

Was denken die Boomer- und Gen-X-Chefs? Runtergebrochen lassen sich die Umfrageergebnisse folgendermaßen zusammenfassen:

Nur 53 Prozent empfinden die Absolventen als zumindest halbwegs auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Rund 40 Prozent sehen große Mängel.

70 Prozent der Chefs verweisen als Hauptkritikpunkte auf Arbeitsethik sowie Kommunikationsfähigkeiten. Etwa die Hälfte nennt zu hohe Ansprüche als Kritikgrund.

Die Entwicklung verschärfe sich zudem. Die Jahrgänge von vor der Pandemie kommen besser weg.

9 von 10 Chefs versuchen es zu vermeiden, Graduierte aus den Jahren 2020 bis 2023 einzustellen.

Wer trage die Schuld, an der von den Chefs als Misere empfunden Lage? Die Befragten verweisen bei der Schuldfrage (Mehrfachnennungen möglich) auf die Kultur generell (60 Prozent) sowie im folgenden stets zu etwa 45 bis 50 Prozent auf die Eltern, die Pandemie sowie das Bildungssystem.

Herausforderungen und verschiedene Lösungsansätze

Taugt die Gen Z also schlicht nichts am Arbeitsplatz? Nein, so einfach sollte es sich niemand machen. Denn wie auch Experten bei unseren spanischsprachigen Kollegen von genbeta klarstellen, liegen oft schlicht Differenzen bei der Einstellung zur Arbeit zwischen den älteren Generationen sowie der Gen Z oder auch schon der Gen Y (Millennials) vor. Professor für Kommunikation Diane Gayeski vom Ithaca College fasst es im Zuge der Umfrage so zusammen:

Niemand ist bereit für den aktuellen Arbeitsmarkt. Er hat sich zuletzt derart dramatisch verändert […]. Junge Menschen kommunizieren und lösen Probleme anders als ihre 50-jährigen Chefs – aber sie können es.

Die heute 20- bis 40-Jährigen sehen aktiv oder haben miterlebt, wie es Älteren ergangen ist: vermehrt psychische Erkrankungen aufgrund von Stress im Job, wenig Freizeit und so weiter.

Der Umgang mit den Herausforderungen sei sehr unterschiedlich und führe zu Missverständnissen. Die Jüngeren legen mehr Wert auf einen Ausgleich von Arbeit und Freizeit (via Gruender). Zudem werde oft mehr nach einem Sinn im Handeln gesucht, Lebensziele anders definiert und hohes Einkommen und Aufstieg als weniger wichtig angesehen. Dies kann schnell als ein Mangel an Arbeitsethos ausgelegt werden, was wiederum das Vertrauen der Boomer und Gen X bröckeln lässt.

Das erklärt auch zumindest teilweise Ergebnisse einer Umfrage aus dem Vereinigten Königreich, die wir in folgendem Artikel besprochen haben: Generation Z ist oft zu spät, verschwendet Arbeitszeit und fällt häufig wegen mentaler Probleme aus, zeigen Umfragen.

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Wer übrigens überhaupt nichts vom Homeoffice hält – ganz egal, wer da gerne arbeiten möchte – ist der US-Milliardär Elon Musk (Gen X). In einem Interview äußerte er sich einmal sehr negativ über die seit der Covid-Pandemie beliebte Alternative. Elon Musk hält Homeoffice nicht nur für unproduktiv, sondern auch für „moralisch verwerflich“

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