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Nicht jede Neuauflage eines Klassikers aus dem Hause Sega ist geglückt. Genau genommen gibt es sogar ziemlich viele Remakes, die sich der Ex-Dreamcast-Hersteller hätte sparen können, wie etwa Altered Beast, Alien Syndrome oder das – wahrscheinlich aus gutem Grund – nie fertig gestellte Vectorman. Auch das PS2-exklusive Sega Rally 2006 fiel so uninspiriert aus, dass es außerhalb Japans gar nicht erst veröfffentlicht wurde.
Für den Next-Gen- (und PSP)-Einstand der Offroad-Serie gründete Sega in England das Racing Studio, als Leiter wurde mit Guy Wilday ein fachkundiger Mann geholt, der die ersten vier Colin McRae-Teile produzierte. An den Codemasters-Rivalen erinnert beim fertigen Produkt aber nur die Thematik: Die Simulationsansprüche sind bei Sega Rally nämlich nicht allzu hoch. So gibt es weder ein Schadensmodell noch wirken sich Kollisionen mit Umgebung oder Konkurrenten jenseits eines Ridge Racer-artigen Tempoverlusts aus. Dadurch flitzt Ihr mit schwungvollen Drifts und Vollgas über eine Reihe Kurse, die in ihrer bunten Gestaltung an das Automaten-Vorbild erinnern, gelegentlich aber mit einer etwas kärglichen Umgebung daherkommen. Außerdem seid Ihr strikt an die Streckenführung gebunden, was Ausflüge in die Wildnis daneben unmöglich macht.
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Rallye-Puristen mag das verwunderlich vorkommen, aber dafür hat Sega Rally einen großen Trumpf zu bieten: Fahrt Ihr nämlich über weichen Untergrund wie Matsch oder Schnee, hinterlasst Ihr deutliche Reifenspuren. Im Gegensatz zu z.B. MotorStorm sind das nicht nur grafische Spielereien, sondern echte Verformungen, die spürbar Einfluss auf das Fahrverhalten aller Renn-Teilnehmer haben. Wenn Ihr in späteren Runden über besonders zerfurchte Bereiche fahrt, lenkt sich Euer Vehikel bockiger und verliert schon mal die Spur. Auf der Xbox 360 wirkt dies dank Rumble besonders intensiv, während PS3-Besitzer in ein Force-Feedback-Lenkrad investieren müssen, um durchgeschüttelt zu werden. Die Steuerung ist etwas leichtgängig, was anfangs einige unkoordinierte Wackler provoziert, aber nach kurzer Gewöhnung keine Probleme mehr macht.
Während auf die Untergrund-Transformation besonders viel Wert gelegt wurde, hält sich ”Sega Rally” in Sachen Optionsumfang und Spielmodi zurück: In Sachen Tuning wählt Ihr lediglich zwischen verschiedenen Reifensätzen. Neben der Meisterschaft, in der Ihr jede Menge Wettbewerbe mit jeweils drei Läufen spielt, gibt’s nur noch Einzel- und Zeitrennen, wobei Letztere stets über drei Runden gehen. Natürlich dürft Ihr auch online ran und Euch mit anderen Rallye-Piloten duellieren.
Die PSP-Fassung von Sega Rally wurde bei den FlatOut-Profis von Bugbear entwickelt und hält sich wacker. Zwar sind die Kurse etwas einfacher gestaltet, aber das macht weniger aus. Dafür fällt leider die Lenkung schwammiger aus und die Bodenverformung weg, was zu Punktabzug führt.
Meinung
Ulrich Steppberger meint: Für mich hält Sega Rally, was ich mir seit der ersten Vorführung davon versprochen habe: endlich wieder mal ein Offroad-Spiel, das sich nicht als Simulator versteht und doch jede Menge Spaß bietet. Die bunte Grafik gefällt mir sehr gut, auch wenn einige Kurse vielleicht noch mehr Details vertragen hätten können. Aber an den beeindruckenden Bodenverformungen gibt’s nichts zu meckern: Die sehen toll aus und beeinflussen Euer Vehikel spürbar – wobei ich auf der PS3 den Rumble-Effekt schon deutlich vermisse. Zum ganz großen Hit fehlen mir etwas mehr Rennoptionen, zumal die Solorennen durch ziemlich starke Gegner bald happig werden. Aber für eine Runde Vollgas durch Schnee und Matsch ist Sega Rally eine Wucht!
Matthias Schmid meint: Ich schieb’ Sega Rally in die PS3 und bin im Jahre 1995: Aus dem Wohnzimmer wird eine Spielhalle, aus der Couch ein Schalensitz und aus dem Sixaxis-Controller ein Force-Feedback-Lenkrad (hm… fehlt da nicht was?). Schließlich ist Spielspaß auch ohne 10.000 Tuningteile möglich: Coole Drifts, verzwickte Kurven, beinharte Rad-an-Rad-Duelle und das Höllentempo lassen mein Raser-Herz höher schlagen. Grafisch hört der Retro-Trip auf: Sega Rally rast nicht auf MotorStorm-Niveau, punktet aber mit frischen Farben und tollem Schlamm. Wen Abwechslungsarmut und sensible Kontrollen nicht stören, liegt hier richtig.
Wertung
16 Strecken in 6 Szenarien sowie einige Rückwärts-Variationen
34 Fahrzeuge in 3 Klassen
Boden wird durch Autos dauerhaft verformt
Fahrverhalten auf Arcade ausgelegt
Flotter Arcade-Offroadspaß, der sich nicht mit Simulationsballast aufhält und mit beeindruckenden Bodenverformungen glänzt.
Singleplayer77MultiplayerGrafikSound
