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Das Herausragendste am neuen Zelda sind weder die pfiffigen Dungeons, noch ist es die verspielte 3D-Grafik. Stattdessen brilliert das neue Abenteuer mit einer Stylus-only-Steuerung: Laufen, kämpfen, plaudern, segeln – all das funktioniert mit der innovativen Bedienung geschmeidiger und intuitiver als jemals zuvor.
Und so funktioniert’s: Um Link auf Wanderschaft zu schicken, drückt Ihr den Stift irgendwo neben ihm auf den Screen. Je näher Ihr den Stylus am Bildschirmrand platziert, desto schneller wetzt der kleine Abenteurer in diese Richtung. Endlich müsst Ihr nicht mehr in die Pegasus-Stiefel schlüpfen, um schneller laufen zu können. Aber auch der restliche Abenteurer-Alltag wurde ungemein erleichtert: Um beispielsweise einen Gegner anzugreifen, tippt Ihr ihn einfach an. Wollt Ihr dagegen eine Wirbelattacke starten, zeichnet Ihr schnell einen Kreis um das Spitzohr.
Auch der Item-Einsatz profitiert von Kritzelwerkzeug und Touchscreen. Paradebeispiel Bumerang: Zeichnet die Flugbahn ein und das Wurfgeschoss folgt der vorgegebenen Route. So könnt Ihr gleich mehrere Schalter auf einmal aktivieren und selbst Gegner betäuben, die hinter einer Ecke lauern. Seine Wurfkünste hat der kleine Kapuzenträger auch in anderen Bereichen enorm verbessert: Bomben z.B. werft Ihr jetzt aus großer Entfernung punktgenau vor eine brüchige Mauer, indem Ihr einfach den gewünschten Punkt anklickt.
Allzu viele neue Werkzeuge werden Euch während des Abenteuers nicht spendiert, dafür sind sie mit neuen Funktionen ausgestattet: So zieht Ihr Euch mit dem Greifhaken nicht nur über Abgründe hinweg, sondern zeichnet Euch auch ein Trapez und balanciert wie ein Hochseiltänzer darüber. Alternativ könnt Ihr das Trapez auch als Katapult missbrauchen und Euch auf eine Anhöhe schleudern. Einziger kleiner Kritikpunkt: Da Link immer nur einen Gegenstand aktiv ausgerüstet hat, müsst Ihr diesen ziemlich oft wechseln – dank der praktischen Pop-Up-Menüs am unteren Bildschirmrand aber kein großes Manko.
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Die Dungeons sind zwar audiovisuell nicht sehr abwechslungsreich ausgefallen, begeistern dafür aber mit einfallsreichen Aufgaben. Vom Abstempeln einer Karte (indem Ihr den DS zusammenklappt) über Staub von einer Karte blasen (mittels Mikrofon) bis hin zu klassischen Schiebe- und Schalterrätseln ist alles dabei. Genial sind auch die Endgegner, die den zweiten DS-Bildschirm in unnachahmlicher Weise nutzen – oder habt Ihr Euch schon mal aus den Augen eines Bosses selbst beobachtet? Und auch die Möglichkeit, auf der Karte eigene Eintragungen vornehmen zu können, ist famos.
Um zwischen den verschiedenen Inseln zu wechseln, begebt Ihr Euch an Bord Eures Schiffes. Das steuert Ihr allerdings nicht mehr wie in Wind Waker aktiv, sondern zeichnet lediglich den Kurs ein, dem die Nussschale automatisch folgt. Unterwegs holt Ihr mit Eurer Bordkanone Gegner aus der Luft oder bergt mit dem Enterhaken Schätze vom Meeresgrund.
Übel aufstoßen wird einigen Zelda-Fans das Hourglass-Castle, das Ihr nach jedem Dungeon aufsucht: Hier müsst Ihr unter Einhaltung eines Zeitlimits an unbesiegbaren Wachen vorbeihuschen. Dank Alternativ-Routen und Ruhezonen (in denen Ihr keine Zeit verliert) hält sich der Nerv-Faktor aber in Grenzen. Außerdem ist der Spielspaß ansonsten fast grenzenlos. Bitte mehr davon, Nintendo!
Meinung
André Kazmaier meint: Ich sehe es schon kommen: In den nächsten Jahren werden etliche Action-Adventures für den DS erscheinen, die die Phantom Hourglass-Steuerung dreist kopieren. Und trotzdem werden diese Plagiate nicht die Klasse des Originals erreichen. Denn die Art und Weise, wie Nintendo die DS-Stärken in ein bewährtes Spielkonzept einbindet, ist schlicht phänomenal! Insel-Setting und Optik sind dagegen wie schon bei Wind Waker Geschmackssache. Ich persönlich finde die oft pixelige Grafik nicht ganz so charmant wie die der Bitmap-Vorgänger. Und ein Seefahrten-Fan bin ich auch durch Phantom Hourglass nicht geworden. Als Gesamtwerk ist Links DS-Debüt aber grandios: In keinem anderen Handheld-Spiel ist die Liebe zum Detail so offensichtlich.
Jan Königsfeld meint: Ich kann mich den Lobpreisungen meines Kollegen nur anschließen, denn kaum ein anderes Spiel hat mir in den letzten Jahren derart viel Freude bereitet. Vor allem auch in geselliger Runde im Multiplayer-Modus: Obwohl simpel aufgebaut, bietet es viel taktischen Tiefgang. Die Duelle gegen Spieler aus aller Welt können einen schnell süchtig machen. Allerdings gibt es auch was zu meckern: Das stete Zurückkehren in den Hauptdungeon nervt bisweilen, zumal man sämtliche Rätsel erneut lösen muss. Wenigstens ändern sich die Lösungswege mit jedem neu gefundenen Item. Ein Lob gebührt den liebevollen Remixes älterer Zelda-Themen.
Wertung
das erste Handheld-”Zelda” in 3D
Bedienung ausschließlich über Stylus
”Wind Waker”-inspirierte Optik und Segeltörns
6 Dungeons + mehrmalige Hourglass- Castle-Besuche
Dank superber Stylus-Steuerung das frischeste ”Zelda” seit Jahren – die Zeitlimits hätte man sich allerdings sparen können.
Singleplayer92MultiplayerGrafikSound
