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Prinzessinnen befreien, antike Relikte bergen und schließlich den größenwahnsinnigen Imperator plattmachen: Wenn‘s um Fantasy-Abenteuer geht, fällt den Entwicklern oft nichts Besseres ein. Da freut man sich über jedes Rollenspiel, das Eure Heldenkarriere mal von einer ganz anderen Seite anpackt – Eternal Sonata handelt von den Traumwelten des Komponisten Frederic Chopin, der auf dem Totenbett seinem Ende entgegensieht. Vor dem Dahinscheiden will er aber in seinem Unterbewusstsein noch mal ordentlich aufräumen: Er durchstreift seine Fantasien in sieben Kapiteln und hilft den zahlreichen Persönlichkeiten seines Unterbewusstseins, der Armut im Königreich auf den Grund zu gehen. Das musikalische Abenteuer bringt nicht nur mit dem pompösen Soundtrack Schwung in die Handlung, hier haben selbst die Protagonisten melodische Namen: Zur Party stoßen Helden wie Jazz, Beat, Polka und Salsa, der gierige Herrscher des Königreichs hört dagegen auf den Namen Count Waltz – was mag er wohl im Schilde führen?
Die sieben Kapitel spielt Ihr in kleinen Episoden, bei denen die Handlung zwischen verschiedenen Heldentrupps hin und her springt: Eternal Sonata erzählt seine Geschichte aber recht linear und öffnet Stück für Stück den Weg zu neuen Städten und Kerkern. Das Erforschen der Umgebung und Entdecken der versteckten Schatzkisten gelingt trotz der verwinkelten 3D-Landschaften recht flott, nur gelegentlich müsst Ihr mal einen Schalter finden oder ein Hindernis aus dem Weg räumen. Die meiste Zeit verbringt Ihr mit den Kämpfen: Monster lassen sich zwar umschleichen, aber ohne Kampftraining wird’s schwer mit dem Episodenwächter. Die Keilereien entwickeln sich im Laufe des Spiels via Party-Level: Erst wird rundenweise gesprintet, angegriffen und gezaubert, später steuert Ihr die Kämpfe in Echtzeit – lediglich zu Beginn der Runde dürft Ihr überlegen, was Ihr mit dem aktiven Helden anstellen wollt.
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Außerdem lernen die Helden mittels Echo ihre Angriffe zu kombinieren, um mächtige Combos zu entfesseln. Cleverer Stellungswechsel in der Arena ist das A und O: Ihr könnt hinter Felsen in Deckung gehen, aus der Reichweite schwerfälliger Monster flüchten und Licht- sowie Schattenbereiche betreten – dabei wechselt die Spezialattacke des Helden zwischen Licht- und Dunkelmagie. Weil jede Figur innerhalb ihrer Aktionszeit von etwa fünf Sekunden mehrere Manöver ausführen kann, ergibt sich eine Vielzahl an taktischen Kniffen: So wechselt Ihr etwa an geeigneter Stelle mit einem Schritt zwischen Licht und Schatten, um in einer Runde zu heilen und zudem Energiebälle zu schleudern. Aber auch die meisten Feinde beherrschen Heilzauber: Eigene Schlachten können sich deshalb mächtig in die Länge ziehen, mit dem rechten Kniff aber auch blitzschnell entschieden werden.
Weil sich die Episoden und damit auch die Helden im 45-Minuten-Takt abwechseln, wird Euch massig spielerische Abwechslung geboten: Schließlich lernt jede Figur neue Manöver, die sich individuell ausrüsten lassen. Drumherum gibt’s noch allerlei Bonusaufgaben zu lösen: Man knipst wertvolle Fotos von mächtigen Obermotzen und sammelt die Melodien von Frederic ein.
Trotzdem ist Eternal Sonata recht einfach aufgebaut, erfahrene Abenteurer fühlen sich mit starren Kameraperspektiven und stellenweise arg begrenztem Umfeld etwas eingeengt. Aber schließlich sollen sich in den Traumwelten vor allem die kleinen Abenteurer wohlfühlen: Der Tutor erklärt alle Facetten des Abenteuers im Detail und meist gleich doppelt oder dreifach, zum Glück darf man auch abkürzen. Die Präsentation der Handlung ist ebenfalls märchenhafter als bei anderen Rollenspielen und lässt Euch bei vielen ruhigen Stimmungsszenen die Helden näher kennenlernen. Natürlich darf oft gelacht werden, aber so richtig explosive Action werdet Ihr in Eternal Sonata kaum entdecken – Ihr genießt ein entspanntes Abenteuer mit einigen kniffligen Taktikschlachten.
Meinung
Oliver Ehrle meint: Zurücklehnen, entspannen und die Handlung genießen: Wer das nicht kann, ist in Eternal Sonata fehl am Platz. Wer die märchenhaften Szenen wegklickt, hat nicht mehr viel vom Spiel: Pro Episode gibt’s nur eine Handvoll Seitenpfade zu erkunden, dann bleiben nur noch die Kämpfe – das war’s. Wer sich aber auf die sympathische Animeoptik und die musikalische Präsentation einlässt, erlebt ein bezauberndes Märchen mit vielen stimmungsvollen Eindrücken. Da sind die taktischen Fights die optimale Abwechslung, zumal sich das Kampfsystem auch selbst verändert – ein klasse Einfall, der neben dem Heldenwechsel zusätzliche Abwechslung verspricht. Sobald Ihr glaubt, alle Kniffe zu kennen, kommt was Neues dazu!
Wertung
märchenhaftes Musikabenteuer mit sympathischen Figuren
episodenartige Präsentation bringt viel Abwechslung ins Abenteuer
trickreiche Schlachten mit einem sich selbst entwickelnden Kampfsystem
toller Soundtrack
Malerisches Musikabenteuer in den Traumwelten eines Komponisten: toll präsenteiert, aber spielerisch etwas zu simpel.
Singleplayer82MultiplayerGrafikSound
