Seite 1
Beim Fußball geht’s um Geld, um richtig viel Geld. Spieler kassieren Fantasiegehälter, die Kosten für die Fernsehrechte klettern ins Unermessliche und Trainer sahnen beim Rauswurf Abfindungen in zweistelliger Millionenhöhe ab. Nicht minder lukrativ ist das Geschäft mit dem Spiel zum Spiel. Im letzten Jahr konnte Konami nach eigenen Angaben rund 8,5 Millionen Exemplare von Pro Evolution Soccer an den Spieler bringen – 5,9 Millionen Einheiten wanderten allein in Europa über die Ladentische. Für Electronic Arts ist die FIFA– Serie der Goldesel schlechtin: Innerhalb nur einer Woche verkaufte sich das spielerisch feine FIFA 08 in Europa über eine Million Mal und stieß in manchen Ländern gar Halo 3 vom Thron. Nun muss sich Pro Evolution Soccer 2008 beweisen. Bevor das Spiel aber die Händlerregale füllen darf, wartet die härteste aller Prüfungen – der MAN!AC-Test.
Zuerst die am leichtesten zu beantwortende Frage: Was hat sich getan in puncto Bundesliga-Lizenz? Leider gar nichts lautet die ernüchternde Antwort – außer der lizenzierten Bayern (ohne Tormann Kahn) ist kein BuLi-Klub dabei. International sieht das schon besser aus: Sämtliche Primera-Division- oder Serie-A-Teams laufen mit den echten Namen, Wappen und allen Kickern auf – von den wichtigsten Ligen muss lediglich die englische mit verwirrenden Namen wie ’North East London’ statt ’Chelsea’ vorliebnehmen. Die Transfers sind fast alle auf dem neuesten Stand – bei Real Madrid z.B. tummelt sich aber noch ein gewisser David B. (oder sollen wir D. Beckham sagen?), obwohl der Spice Boy bereits in den USA seine Brötchen verdient.
Seite 2
Ob Shingo Takatsuka und sein Team bei der Entwicklung der PS2-Fassung von PES 2008 nicht recht bei der Sache oder einfach mit dem Vorgänger zufrieden waren, wird nur der PES-Schöpfer selbst beantworten können. Fakt ist, dass die PlayStation-2-Variante fast identisch zur letztjährigen Version daherkommt. Lediglich einige Details wurden verändert: So sind Kopfbälle nach Eckbällen gefährlicher, da Ihr selten (auch bei der Einstellung ’manueller Wechsel’) den Spieler behaltet, den Ihr vor der Ausführung einer gegnerischen Ecke hattet. Damit wird das Positionieren am kurzen Pfosten erschwert, was vor allem CPU-Gegner für sich auszunutzen wissen. Lange Pässe via X-Button gelingen dagegen schwieriger: Auch wenn Ihr die Taste gedrückt haltet, wird oft der Teamkollege in unmittelbarer Umgebung angespielt – das klappte im Vorjahr besser! Ansonsten deuten auf dem Platz nur die aktualisierten Teams darauf hin, dass Ihr nicht mehr PES 6 zockt, denn Grafik und Animationsqualität blieben auf dem gleichen (hohen) Niveau. Alle wichtigen Modi (darunter Online-Matches und die gewaltige ’Meisterliga’-Karriere) sind wieder mit von der Partie, zusätzlich reist Ihr in der ’World Tour’ mit Eurem Lieblingsteam um den Erdball.
Next-Gen-Kicker können aufatmen: Beide HD-Fassungen rangieren spielerisch fast auf dem Level der PS2-Version – Dribblings gehen leichter von der Hand, auch Seitenwechsel mittels hohem Kreistasten-Pass sind einfacher. Die Next-Gen-exklusive Schwalbenfunktion ist ein witziges Gimmick. Zu verschmerzen ist das Fehlen manch unwichtiger Modi, enttäuschend jedoch die technische Umsetzung: Während sich Microsoft-Sportler immerhin an (im Vergleich zum Vorjahr) verbesserten Animationen und schickeren Spielermodellen erfreuen, muss der PS3-Besitzer mit pixeligem Zuschauer-Durchfall, grobschlächtigen Stadien und farbarmer Optik leben – auf Ruckler dürfen sich beide einstellen.
Meinung
Matthias Schmid meint: ”Soll ich im Ernst 60 Euro für das fast gleiche Spiel wie im letzten Jahr ausgeben?”, fragt der PS2-Besitzer in mir. ”Ist Konami eigentlich unfähig, ein grafisch unspektakuläres Spiel auf die PS3 umzusetzen?”, muss ich als PS3-Zocker anmerken. ”Wann soll ich mich eigentlich um meine Bude, die vielen anderen Spiele und den Rest meines Lebens kümmern?”, will ich außerdem wissen. Denn PES ist auch diesmal so genial, dass zahlreiche wohlverdiente Feierabende dank Konamis Kickerei zu stundenlangen Zocksesssions mutieren werden. Top Ballphysik, fast perfekte Spielbarkeit, Tore, die immer wieder anders ausfallen und unzählige Einstellungen für die perfekte Taktik. Olli, zieh’ dich schon mal warm an!
Oliver Schultes meint: Wer nicht mit dem aktuellen Spielerkader auf den virtuellen PS2-Rasen treten will und Pro Evolution Soccer 6 bereits sein Eigen nennt, braucht PES 2008 nicht. Trotz einiger Detailänderungen ist das Geschehen auf dem Platz nahezu identisch zum Vorjahr: die gleichen tollen Animationen, der gleiche taktisch geprägte Spielablauf und die gleiche, nahezu perfekte Steuerung. Bei Besitzern von HD-Konsolen sieht die Sache allerdings anders aus: Für PS3-Kicker ist’s eh das erste – grafisch verbesserungswürdige – Mal, Xbox-360-Fußballer bekommen ein rundum verbessertes Update mit nur minimalen spielerischen Einbußen gegenüber der PS2-Fassung. Egal, welche Version Ihr favorisiert: Einen besseren Konsolen-Kick findet Ihr nicht!
Wertung
unzählige National- und Klubteams dabei
die meisten Modi gibt’s auf PS2
Bayern München ist die einzige Bundesliga-Mannschaft
umfangreiche Meisterliga-Karriere
Genial-realistischer Kick, der endlich auf allen Plattformen ins Schwarze trifft – auf PS2 ist’s aber ’nur’ genauso klasse wie im Vorjahr.
Singleplayer90MultiplayerGrafikSound