Tony Hawk’s Proving Ground – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Tony Hawk’s Proving GroundPublisher:ActivisionDeveloper:NeversoftGenre:SportGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:6Erschienen in:12 / 2007

Eins der spannendsten Spielduelle dieses Jahres steht an: Letzten Monat hat der auf Realismus getrimmte EA-Herausforderer skate. mit 85% kräftig vorgelegt, jetzt steht die Erwiderung des Platzhirsches Tony Hawk an – kann Proving Ground die jahrelange Dominanz im Trendsportgenre fortsetzen?

Wie immer setzen die Entwickler Neversoft auf die bewährten Tugenden der Rollbrettserie. Seid Ihr also mit einem der inzwischen acht Vorgänger schon mal geskatet, erkennt Ihr die Steuerung gleich wieder: Gelenkt wird mit Analogstick und Steuerkreuz, die Knöpfe sind für die verschiedenen Trickvarianten zuständig. Ein paar Änderungen gibt es aber doch: So wurde z.B. die ’Special‘-Leiste in Rente geschickt (die besonderen Tricks sind jetzt jederzeit ausführbar), misslungene Kunststück-Combos lassen sich nicht mehr auf Knopfdruck retten und Ihr gebt jetzt etwas anders Gas. Das ist zwar nicht so revolutionär wie bei skate., für Tony Hawk-Verhältnisse jedoch schon bemerkenswert – und zu den tiefgreifenderen Ergänzungen lest Ihr weiter unten noch mehr.

Als Schauplatz dient nicht das sonst so oft recycelte Los Angeles, diesmal beweist Ihr Euch in einem Metropolen-Trio an bzw. nahe der Ostküste: Baltimore, Philadelphia und Washington liegen in der Wirklichkeit zwar nicht ganz zusammen, in der Proving Ground-Welt aber schon. Ihr könnt alle Städte ohne Ladepausen durchrollen, sobald Ihr im Lauf der Karriere die jeweiligen Bereiche freischaltet. Grafisch fallen die Szenarien durch die bewusst realitätsnahe und viel mit Grautönen arbeitende Farbwahl zwar etwas nüchtern aus, dafür gefallen Details wie hübsche Wetterwechsel oder gut animierte Wasserpfützen. Außerdem kommt das Geschehen nicht mehr wie bei Project 8 ins Ruckeln, die Bildrate bleibt auf beiden Next-Gen-Systemen erfreulich stabil.

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Die große neue Idee von Proving Ground ist die Dreiteilung des Storymodus: Zwar arbeitet Ihr immer auf das gleiche Ziel hin (werdet bekannt und ein Star etc.), auf dem Weg dahin beschreitet Ihr aber verschiedene Pfade und erwerbt je nach Ausrichtung der gewählten Aufgaben andere Fähigkeiten. Als Karriere-Skater lernt Ihr nicht nur den vom Vorgänger bekannten ’Nail the Trick‘-Zeitlupenmodus, dazu kommen auch noch ’Nail the Grab‘ und ’Nail the Manual‘, mit denen Ihr spektakuläre Aktionen aneinanderreiht – allerdings braucht gerade Letzteres eine Menge Feingefühl. Im Hardcore-Sektor geht es grober zur Sache: Während Aggro-Kick (schnelles Anschieben) sowie Carve und Slash Grind (neue Trickarten) noch harmlos sind, wird Euch von den Experten hier beigebracht, wie Ihr Störenfriede und andere Sportler mit Schwung umrempelt. Für kreative Köpfe reizvoll ist die Rigger-Sektion, die Euch neue Freiheiten in der Tony Hawk-Welt eröffnet: Ihr könnt dann nämlich Rails, Rampen und andere Objekte (fast) völlig frei in der Landschaft platzieren und so ganz neue Lines aus dem Boden stampfen – selbst das Modifizieren bereits existierender Bauwerke ist möglich.

Natürlich erwarten Euch jede Menge Aufgaben, die den speziellen Einsatz der gelernten Fähigkeiten erfordern. Nicht alle sind gleich gut umgesetzt, so fallen z.B. vorgeschriebene Klettereinlagen etwas fummelig aus, ingesamt gibt‘s dadurch aber jede Menge Abwechslung. Und in welcher Reihenfolge Ihr die einzelnen Story-Teile angeht, bleibt weitgehend Euch überlassen.

Eine spezielle ’Freeskate’-Option hat sich Neversoft aus unerfindlichen Gründen gespart, deshalb müssen zwanglose Erkundungen der Umgebung eben im Rahmen der Handlung stattfinden. Macht aber nichts, denn so habt Ihr mehr Grund, die verstreuten ’Street’-Herausforderungen zu erledigen: Die reichen von Foto- und Filmsessions über Rennen bis hin zu Spielautomaten: Hinter denen verbirgt sich der ’Klassik’-Modus, bei dem es wie früher um hohe Punktzahlen und andere traditionelle Ziele (’Sammle S-K-A-T-E ein!’) geht.

Kann Tony Hawk’s Proving Ground” die selbst gesteckten Ziele erfüllen? Ja – weltbewegende Innovationen gibt’s zwar keine, aber die durchdachten Neuerungen fügen sich gelungen ein und machen viel Spaß. Und wie geht der Vergleich mit skate. aus? Der kann eigentlich nur hinken, dazu ist die Ausrichtung der beiden Rivalen fast zu unterschiedlich. Weil Tony Hawk in Sachen Abwechslung, Trick-Repertoire und Einsteigerfreundlichkeit die Nase aber doch (noch) vorn hat, erklären wir ­Activisions Rollbrett-Beitrag ganz knapp zum Punktesieger.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Wenn Tony Hawk für etwas steht, dann ist es Konsistenz: Jahr für Jahr bringt Neversoft das Kunststück fertig, wieder einen Teil zu basteln, bei dem sich zwar wenig ändert, aber doch genug Neuerungen drin sind, um erneut für richtig viel Spaß zu sorgen. Das trifft auch auf Proving Ground zu: Mit Realismus ist es wie immer nicht allzu weit her und vieles kennt man schon von den zahlreichen Vorgängern. Dafür flimmert die Grafik diesmal flüssig über den Schirm und die erweiterten Fähigkeiten sorgen für interessante Aufgaben. Zwar bräuchte es in einigen Bereichen wie z.B. dem Rigger-Baukasten noch etwas Feintuning, doch das Gesamtpaket passt. Innovativ wie skate. ist es sicherlich nicht, die Qualität stimmt aber trotzdem.

Matthias Schmid meint: Ganz schön schwer, sich nach dem realistischeren skate. wieder an Tonys ­ellenlange Grinds und absurde Trickkombinationen zu gewöhnen – unheimlich Spaß machen die aber nach wie vor. Das ­lässige ’Nail-the-Trick’-System sieht nicht nur richtig cool aus, sondern ist auch spielerisch sinnvoll; auch die Steuerung gefällt mir super. Dennoch nerven dieses Jahr viele Kleinigkeiten: die miese deutsche Synchro, Zombie-ähnliche Gesichter und das lahme Aufrappeln der Skater. Ein Schlag ins Ge­sicht aller Gelegenheitszocker ist das Fehlen des ’Free Skate’-Modus.

Wertung

3 Schauplätze: Washington, Philadelphia und Baltimore
3 Skater-Typen mit eigenen Fähigkeiten: Karriere, Hardcore und Rigger
leistungsstarker Video-Editor
Umgebung kann modifiziert werden

Der Rollbrettstar schlägt sich tapfer gegen die EA-Konkurrenz und punktet mit vielen neuen Möglichkeiten und guter Optik.

Singleplayer86MultiplayerGrafikSound

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