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Neben Metroidvanias haben sich auch Roguelike-Deckbuilder als ein Genre im Indie-Sektor etabliert, bei dem sich ständig Neuzugänge einfinden. Um da aus der Masse herauszustechen, muss das ”gewisse Etwas” gefunden werden. Beeindruckend gelang das zuletzt dem prächtigen Pseudo-Poker Balatro (88% in M! 04/24) und nun erfreut uns mit Shogun Showdown ein fast ebenso hochkarätiger Kollege.
Als wackerer Samurai zieht Ihr mit der Mission, die Bösen auszuschalten, durch das feudale Japan – stimmungsvoll inszeniert mit viel Schatten und Pixeln sowie fernöstlich angehauchten, unaufdringlichen Melodien. Natürlich stellen sich neben den dicken Brocken, die am Ende jeder Region warten, auch deren Schergen in Euren Weg, weshalb es stets zu Gefechten kommt. Action ist dabei ein Fremdwort, vielmehr gibt sich ein trügerisch schlicht wirkendes, aber ausgesprochen cleveres Rundenkampf-System mit dem erwähnten Deckbuilder-Aspekt die Ehre. Ihr steht nicht unter Zeitdruck, wenn Ihr überlegt, was Ihr in den nur wenigen Feldern breiten Arenen tun wollt. Aber fast jede Aktion zählt: ein Feld nach links oder rechts bewegen, sich umdrehen, den Angriff vorbereiten – all das verbraucht einen Zug, nach dem erst mal Eure Gegner dran sind. Ein Stück weit lässt sich das mit ”Crypt of the Necrodancer” vergleichen, aber auf einer seitlichen Ebene und ohne dessen Rhythmus, dafür wesentlich taktischer. Anfangs habt Ihr nur zwei Angriffsoptionen, die sich in Stärke, Reichweite und Wartezeit bis zur erneuten Nutzung unterscheiden. An Gedenkstätten auf dem Weg erhaltet Ihr weitere oder levelt sie auf, bei Händlern kauft Ihr Hilfsmittel oder Skill-Modifikatoren. Zusätzlicher Clou: Ihr könnt bis zu drei Offensivaktionen wählen und dann innerhalb einer Runde am Stück ausführen lassen, um im Idealfall mehrere Gegner zu erwischen.
So kompakt beschrieben, ist der Reiz dieses Systems nur ungenügend zu vermitteln. Aber seid versichert: Es hat jede Menge auf dem Kasten und ist zugleich schnell begriffen – es zu meistern, steht dann wieder auf einem ganz anderen Blatt. Aber selbst wenn es Euch bei einem Durchlauf früh erwischt, verliert Ihr zwar vieles, aber nicht alles: Besiegte Bosse hinterlassen Totenköpfe, mit denen weitere Aktionen und Skills gekauft werden können – diese tauchen dann vielleicht in künftigen Versuchen auf.
Meinung & Wertung
Ulrich Steppberger meint: Wenn es so weitergeht, werde ich doch noch zum Roguelike-Freund. Zumindest im Bereich der Deckbuilder, die ich ja eigentlich gar nicht mal so wahnsinnig reizvoll finde. Doch nach Balatro vor ein paar Monaten kann mich nun schon wieder ein Vertreter dieser Konzept-Mixtur begeistern: Shogun Showdown ist zwar nicht ganz so fesselnd wie der Poker-Kollege, unter anderem weil eine typische Runde deutlich länger dauert und sich das Freischalten von neuen Aktionen und Skills hinzieht. Dafür hat es aber Vorzüge wie ein ebenso kluges und einsteigerfreundliches Rundenkampfsystem mit reichlich Flexibilität. Und auch wenn der Zufall obligatorisch ein (relative kleines) Stück weit mitmischt, bleibt in der Regel das Gefühl, dass bei einem Scheitern eigene Fehler die entscheidendere Ursache dafür waren. Abgerundet wird das Ganze von einer Pixel-Inszenierung mit schickem Stil und jederzeit guten Lesbarkeit der Lage – klasse!
Fesselnde Rundenkämpfe nach Roguelike-Deckbuilder-Manier – trotz viel Tiefgang schnell kapiert und packend.
Singleplayer85MultiplayerGrafikSound