Woher kommen eigentlich Zwerge und warum sind sie immer so gute Schmiede?

Ob Dragon Age, The Witcher oder World of Warcraft: Zwerge gehören in den meisten Fantasy-Settings zum Inventar. Und fast immer sind sie ausgezeichnete Schmiede, Steinmetze oder anderweitig Meister eines Handwerks. Aber warum eigentlich? Dahinter stecken alte Sagen.

Zwerge. Das kleine, menschenähnliche Volk aus den Bergen. Meist dargestellt mit Vollbart, Trinkfestigkeit und Stolz so groß wie die Schultern breit sind. Und so stur wie sonst kaum ein Volk. Der störrische Tank in jedem MMORPG? Meist ein Zwerg.

Diese zumeist kleinen und stämmigen Gesellen sind aber nicht nur robust, griesgrämig und bärtig, sondern meist vor allem eines: meisterhafte Schmiede, virtuose Steinmetze und behände mit allerlei Werkzeug.

Schon Tolkien hat in seinem Herrn der Ringe die Handwerkskunst der Zwerge als die mitunter beste der Welt dargestellt. Und damit rekurriert der Literat sehr genau auf die Herkunft des Volks, das seinen Ursprung in nordischen Sagen hat.

Tolkiens Zwerge sind sogar das Vorbild für ein ganzes Spiel, Return to Moria:

Zwerge sind buchstäblich das Fleisch des Ur-Riesen

Wie so vieles andere, was uns heutzutage in allerlei Formen vor allem im Fantasy-Genre begegnet, haben auch die Zwerge einen Bezug zu oder gar ihren Ursprung in der nordischen Mythologie. Sie wurde in der Lieder- und auch der Prosa-Edda – Sammlungen alter nordischer Sagen, Legenden und Gedichte – festgehalten und verbreitet.

Darin gibt es etwa Erzählungen von im Untergrund von Svartalfheim (also dem Heim der Schwarzelfen) lebenden Kreaturen, die äußerlich komplett schwarz gewesen sein sollen. Wörtlich übersetzt sind Zwerge also eigentlich Schwarzelfen – wobei das alte Wort für Elfen hier mehrere Bedeutungen haben kann und die Verwandtschaft zu uns bekannten Elfen umstritten ist.

Die Zwerge, die der Legende nach dem Fleische des Riesen Ymir entsprungen waren, standen den Göttern nahe. Nicht selten hatte man Respekt voreinander. Allerdings gab es auch welche, die das handwerkliche Geschick der Zwerge schamlos ausnutzten, um sich an den Ergebnissen zu bereichern oder bessere Waffen als die anderen Gottheiten zu haben.

Jedes Ergebnis ein kritischer Erfolg

Zwerge sind im Besitz großer Weisheit und haben neben ihrem handwerklichen Geschick auch noch magische Kräfte. Von ebendieser machten sie auch oft Gebrauch, wenn es darum ging, Waffen und Schmuck zu schmieden. Dinge, die nicht für irgendwen waren, sondern für niemand Geringeres als die Götter selbst.

Und wenn die Kundschaft (fast) nur aus Gottheiten besteht, wird schnell klar, dass nur Waren von bester Qualität gerade gut genug sein werden. So kam es, dass die Zwerge gar keine andere Wahl hatten, als tagein tagaus zu schmieden und nochmals zu schmieden.

Kein Wunder also, dass sie ihre eh schon – im wahrsten Sinne – gottgegebenen Fähigkeiten nur noch weiter verbesserten. Und einige ihrer Werke finden sich ein ums andere Mal noch heute in vielen verschiedenen Unterhaltungsmedien wieder.

Die legendären Stücke der Zwergen-Schmiede: Die bekannteste von Zwergenhand geschmiedete Waffe dürfte wohl Mjölnir sein, der Hammer des Donnergottes Thor. Der Kriegshammer war selbst in der Lage, Blitze zu erschaffen, trifft immer sein Ziel, wenn er geworfen wird und kehrt in die Hand des Werfenden zurück.

Ebenfalls sehr bekannt ist der Speer des Allvaters Odin, Gungnir. Ihm verliehen die Zwerge beim Schmieden besonders mächtige Magie. Dadurch wurde er zu einer Waffe, die nicht nur beim Schwingen für fürchterliche Stürme sorgte. Wann immer Gungnir mit einem klaren Ziel geschleudert wurde, traf er dieses auch jedes Mal ohne Ausnahme.

Es gab natürlich nicht nur Waffen. Zu den Wunderwerken der Zwerge gehörten auch die Halskette Freyjas, das Brisingamen, und das Schiff ihres Halbbruders Freyr, Skidbladnir.

Der moderne Zwerg und seine Spuren

Diverse Waffen und andere von Zwergen gefertigte Dinge haben auf unterschiedliche Arten ihren Weg in unser liebstes Medium gefunden: Videospiele. Doch wie sieht es mit den Zwergen selbst aus? Wo und wie begegnen wir ihnen in all den Games, die sich nicht zuletzt von nordischer Mythologie inspiriert sahen?

Eines der ältesten Franchises, das heute noch neue Inhalte bekommt und in dem Zwerge eine Rolle spielen, ist Warcraft. Bereits im Strategiespiel Warcraft 2 von 1995 sind Zwerge Teil der spielbaren Menschen. Die alten Warcraft-Teile hat Blizzard übrigens erst 2024 noch einmal als Remaster released.

World of Warcraft (2004) war eines der ersten Spiele, in denen ihr sogar selbst als Zwerg spielen könnt. Obwohl ihr damals noch in der Stadt Eisenschmiede bzw. Ironforge angefangen habt, hat sich Blizzard schon zuvor eine Lore mit Clans, Konflikten und Geschichten ausgedacht.

J.R.R. Tolkien und sein Einfluss aufs Gaming

Zwerge sind ein so beliebtes Motiv im Gaming, dass es mittlerweile eine eigene Zwergen-Kategorie auf Steam gibt, in der nur Zwergen-Spiele eingeordnet werden dürfen. Valve hat sich zwar erst dagegen gewehrt, aber Zwergen-Fans sind eben stur.

Die prägendste Art ist allerdings kein anderer als der von Tolkien erschaffene Zwerg. In Return to Moria spielt ihr selbst als Zwerg, der sich nach einem Unglück wieder aus den tiefen Minen graben muss – möglichst ohne dabei etwas aus der Tiefe zu wecken.

Return to Moria lässt euch Tolkiens Version der Zwerge im Detail erleben und zeigt euch ihre Schmeide- und vor allem ihre Steinmetzkunst. Ihr entdeckt versunkene Städte, die im Film nur kurz angeschnitten werden.

Zwerge sind schon seit über 40 Jahren Bestandteil vieler Spiele mit (High-)Fantasy-Setting und werden auch schon genauso lang auf unterschiedliche Weise interpretiert. Dieses Hin und Her ist aber keinesfalls auf die Spiele beschränkt. Zwerge waren je nach Epoche, Religion und Kultur in ständigem Wandel, was ihr Wesen betrifft.

Ganz wichtig für Zwerge ist natürlich auch Bier! Wer gut feiert, arbeitet besser.

Vom üblen Missetäter zum freundlichen Schmied nebenan

Über die etlichen Jahrhunderte seit ihrer ersten Erwähnung hinweg wurden Zwergen viele verschiedene Eigenschaften zugeschrieben. Nach ihrer glorreichen Zeit als die Schmiede der Götter standen sie oft auch für das Böse und Tückische. Sie waren angeblich einmal hinterlistige Kreaturen, die von niederträchtigen Streichen bis hin zu Kindesentführungen keine Missetat ausgelassen hatten.

Lange Zeit waren sie misstrauische und raffgierige Geschöpfe, die keine Mühen gescheut hatten, sich selbst zu bereichern. Mit anderen zu teilen kam ihnen eher weniger in den Sinn. Schon gar nicht, wenn diese Anderen keine Zwerge waren. Die Zwerge belegten ihre Schätze mit einem Fluch, sodass sie sich in herkömmliche Steine verwandelten, sobald die Diebe damit zuhause angekommen waren.

Dann gab es noch die Zeiten, in denen sie die netten kleinen Helfer im Märchen – und damit das komplette Gegenteil – waren. Die fast schon treudoofen Zwerge, die etwa dem Schneewittchen aus reiner Nächstenliebe Obdach gaben, ohne vorher von ihr etwas ungefähr Gleichwertiges zu bekommen.

Mehr zum Thema

Mehr zum Thema
„Viel Glück beim Versuch, einen genervten Zwerg zu vertreiben“ – Warhammer-Spiel plant mächtige Features, eine Fraktion freut sich besonders

von Benedict Grothaus

Mehr zum Thema
Steam: 2 Brüder arbeiteten über 20 Jahre an einem Spiel über Zwerge, das sie zu Millionären machte – Einer kaufte sein Traumauto

von Lydia

Mehr zum Thema
In einem neuen Zwergen-Spiel auf Steam steuert ihr einen Mech und sollt eine Fantasy-Welt aufbauen

von Benedict Grothaus

So oder so waren sie oft auf ein Minimum reduziert worden, das nicht viel mehr als eine fast schon beliebig austauschbare Beigabe war. Weder standen sie in den Diensten der Götter oder wenigstens Könige, noch hatten sie erwähnenswerte Kräfte jedweder Art. Man hatte sie der Einfachheit halber ihrer charakterlichen Tiefe beraubt.

Erst mit Tolkiens Geschichten „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ wurden die Zwerge wieder mehrdimensionale Charaktere, die eine zentrale Rolle spielten. Diese Version des kleinen Volkes sollte später als Blaupause für so ziemlich jeden Fantasy-Zwerg dienen. Ob für Romane, Filme oder Videospiele, Tolkiens Version des bärtigen Zwergs, die sich nah ans nordische Original anlehnt, ist bis heute der vorherrschende Archetyp.

Welcher Zwergen-Typ seid ihr und wer ist euer Lieblingszwerg bzw. eure Lieblingszwergin?

Falls ihr euch jemals in der Situation wiederfindet, einen gegrillten Zwerg vor euch zu haben, ist zwar fragwürdig, wie ihr dorthin gekommen seid, aber mindestens ein Gamer konnte der Versuchung nicht widerstehen, mal zu probieren: Spieler isst in Baldur’s Gate 3 versehentlich einen Zwerg, ist überrascht vom Ergebnis

Der Beitrag Woher kommen eigentlich Zwerge und warum sind sie immer so gute Schmiede? erschien zuerst auf Mein-MMO.de.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *