The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom – im Test (Switch)

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Spiel:The Legend of Zelda: Echoes of WisdomPublisher:NintendoDeveloper:GrezzoGenre:Action-AdventureGetestet für:SwitchErhältlich für:SwitchUSK:6Erschienen in:11 / 2024

Link mag ein erfahrener Welten- und Prinzessinnenretter sein – aber auch einem Vollprofi unterlaufen mal Fehler. So kommt es, dass der spitzohrige Held in einem lila leuchtenden Dimensionsriss verschwindet und Prinzessin Zelda die Sache selbst in die Hand nehmen muss. Denn auf einmal tun sich überall in Hyrule Risse auf. Sie verschlingen Bewohner und – schlimmer noch – spucken im Falle des Königs und seiner Berater ein paar fiese Duplikate aus. Prompt findet sich die Prinzessin vom eigenen Vater eingekerkert wieder. Doch Hilfe ist nah: Glühblob Tri stattet Zelda mit einem nützlichen Zauberstab aus – damit macht sich die furchtlose Tochter an die Rettung und auf die Suche nach dem Papa und dem verschollenen Link.

Während Link seine Gegner einfach mit Schwert, Bogen und anderen scharfkantigen Werkzeugen angeht, verlässt sich Zelda eher auf ihren Grips und ein paar indirektere Interaktionen. Mit ihrem Tri-Stab speichert sie die Echos von Gegenständen und besiegten Widersachern und kann diese nun überall und jederzeit erschaffen und einsetzen. Ein kleiner Tisch dient als praktische Stiege, mit Betten lassen sich Brücken ­bauen, sie laden aber auch zu einer kurzen Rast ein, um schnell ein paar Herzen aufzuladen. ­Krüge sind klasse Wurfobjekte und eignen sich überdies als Versteck.

Mit der Zeit bekommt Zelda ein paar ausgesprochen nützliche Echos: Ihr werdet staunen, was sich mit einem Block Wasser alles anfangen lässt! Ebenfalls hilfreich sind besiegte Feinde: Schweine­krieger, Giftwürmer, Morgensternschwinger oder bissige Wölfe lassen sich prima auf ihre feindlich gesinnten Artgenossen hetzen. Ein großer Teil des Spielspaßes ergibt sich tatsächlich aus dem Herausfinden, wie die ganzen Gegner aufeinander reagieren. Und sollte es einmal eng werden, hat Zelda einen Trumpf in der Hinterhand: Schnell findet sie Links magisches Schwert, mit dessen Hilfe sie sich selbst in eine mächtige Kriegerin verwandeln kann, wenn auch nur für kurze Zeit – doch für ein paar saftige Hiebe reicht es allemal.

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All das ergibt faszinierende Mechaniken, versuchen sich ­Nintendo und Entwicklerstudio Grezzo bei diesem Serienteil doch an kaum weniger als der Quadratur des The Legend of Zelda-Kreises: Echoes of Wisdom möchte Struktur und Rätseleien klassischer Episoden im A Link to the Past-Stil mit der Kreativität und den Freiheiten eines Breath of the Wild und eines Tears of the Kingdom verbinden – und tatsächlich gelingt der Spagat! Zelda wird immer wieder mit Situationen konfrontiert, die erfahrene Serienveteranen kennen – aber es fehlt eben das gewohnte Werkzeug, Umdenken ist angesagt. Welcher Gegnertyp könnte hier helfen? Ist eventuell eine von Tris’ anderen Fähigkeiten der Schlüssel zur Lösung? Könnte ein schnell erschaffenes Bett helfen? (oftmals: ja!) Wie wird Zelda mit einer massiven Gegnerhorde fertig? Kann man ein paar der Tunichtgute vielleicht ablenken, während man ihre Kollegen unschädlich macht? So mischt Echoes of Wisdom gekonnt ­Bekanntes mit Neuem.

Die Karte erinnert auf den ersten Blick sehr an die aus A Link to the Past, ist aber doch weit größer und komplexer. Es gibt Herzteile, Rubine und Hühner – aber auch Früchte, aus denen Zelda Smoothies mixen lässt, Ausrüstungsgegenstände, die sie höher springen oder schneller schwimmen lassen. So mancher Bürger von Hyrule hat nicht nur warme Worte, sondern eine Aufgabe mitsamt Belohnung für die Prinzessin parat: Oft geht es darum, ein bestimmtes Monster-Echo zu präsentieren, aber auch Detektivarbeit in Hyrules Hauptstadt ist mal angesagt. Und das alles passiert im superknuffigen Spielzeug-Look das tollen Remakes von ”Link’s Awakening”.

Hier kommen Zelda, Grezzo und Nintendos Switch allerdings auch an ihre Grenzen: Schon Link’s Awakening hatte in seiner Oberwelt mit einer instabilen Bildrate zu kämpfen und dieses Problem zeigt sich bei Echoes of Wisdom jetzt noch deutlicher. In ­Innenräumen und Dungeons hält das Abenteuer recht souverän die 60 Bilder pro Sekunde, in der Oberwelt hüpft die Performance dagegen munter zwischen 30 und 60 fps hin und her. Auch mancher Bosskampf bringt die Switch ins Schwitzen und regt zu ­Spekulationen an, ob Zeldas großes Echo-Abenteuer auf Nintendos immer noch geheimnisumwitterter Nachfolge-Hardware vielleicht sauber und stabil laufen könnte…

Meinung

Thomas Nickel meint: Nintendo und Grezzo haben die Design-Herausforderung, klassische Zelda-Prinzipien mit der Freiheit moderner Episoden zu verbinden, sauber gemeistert! Es macht riesigen Spaß, die abwechslungsreichen Rätsel auf unterschiedlichsten Wegen anzugehen. Zelda selbst ist eine tolle Protagonistin und natürlich gibt es in Hyrule eine Menge zu entdecken. Auch wenn manche Belohnung für Euren Forscherdrang magerer ausfällt als erhofft: Früchte für neue Smoothies sind eben nicht so aufregend wie ein begehrtes Herzteil. Die Dungeons sind derweil umfangreich und spielen sich flott weg. Gleichzeitig fallen sie aber auch weniger spannend und erinnerungswürdig aus als die Labyrinthe einiger früherer Episoden. Wirkte die Schwertkämpfer-Transformation zunächst eher wie eine Stützrad-Mechanik für alle, die dann doch nicht vom vertrauten Link-Spielgefühl lassen können, sorgt deren sinnvolle Begrenzung dafür, dass Ihr stets gut nachdenkt, wann Ihr Euch denn nun wirklich verwandeln wollt – das bringt gerade bei Bosskämpfen eine weitere taktische Ebene ins Spiel. Ich habe nur zwei Wünsche: Die wackelige Oberwelt-Performance kriegt Grezzo in Zukunft hoffentlich in den Griff und Zelda bleibt ihrer Heldinnen-Rolle im besten Falle weiterhin treu! Wie wäre es denn, wenn sie und Link in ihrem ­nächsten Abenteuer als Tag-Team losziehen? Alleine beim Gedanken daran dürfte schon der Angstschweiß von Ganons feister Stirn perlen!

Oliver Schultes meint: Eines vorweg: Die ­etwas wackelige Grafik-Performance hat mich als Technik-Pedanten nicht gestört – so schlimm ist die Sache also nicht. Was schon eher überrascht: Die ­Dungeons bieten mir wie Thomas zu wenig Komplexität und Überraschungen, obwohl Zeldas clevere Echo-Mechanik eigentlich unzählige Designkniffe erlauben sollte. Davon abgesehen bin ich mit Zeldas erstem Zelda-Abenteuer durchaus glücklich: Viele kleine und größere Rätsel laden zum Experimentieren mit den gebotenen Möglichkeiten ein, auch wenn sich die Auswahl der Echos etwas umständlich gestaltet und ich die stachelige Ananas als fast schon übermächtig empfinde. Ich habe ebenfalls zwei Wünsche, allerdings an den Nachfolger: Bitte das Spiel herausfordernder ­gestalten und die zuckersüßen Animationen unbedingt beibehalten!

Wertung

gewitzte neue Mechaniken
es gibt viel zu entdecken
durchwachsene Performance

Cleveres Abenteuer, das vertraute Situationen mit neuen Mechaniken kombiniert und gekonnt die Stärken aktueller und klassischer Serienteile kombiniert.

Singleplayer87MultiplayerGrafikSound

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