Rainbow Six Vegas 2 – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Rainbow Six Vegas 2Publisher:UbisoftDeveloper:Ubisoft MontrealGenre:Ego-ShooterGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:18Erschienen in:5 / 2008

Wenn Thomas Leo ­Clancy jr. Bücher schreibt, dann handeln die in der Regel von pro-amerikanischen Elitesoldaten mit ausgeprägtem Faible für Hightech-Gimmicks und Terrorbekämpfung. 1997 gründete der Erfolgsautor sogar seine eigene Spieleschmiede Red Storm Entertainment, ein Jahr später ­erschien mit Operation Rainbow der Grundstein für die Taktik-Shooter-Reihe Rainbow Six. Mit Rainbow Six Vegas 2 feiert die Serie nun ihr zehnjähriges Bestehen. Anstatt die erste Vegas-Episode fortzuführen, konzentriert sich das neue Anti-Terror-Werk aus dem Hause Ubisoft auf die Vorgeschichte.

Moment mal: ”Geschichte” kann man den Berufsalltag des gesichtslosen Dreiergespanns im Dauereinsatz gegen irgendwelche Terroristen nicht nennen. Der Anführer der Geiselbefreier hört auf den Namen Bishop, ist wahlweise Männlein oder Weiblein und trägt genau die Kleidung und Ausrüstung, die Ihr vor jeder Mission bestimmt. An ­Vorratsstationen innerhalb der Levels dürft Ihr Euer Arsenal verändern, einige Waffen kosten jedoch neuartige Erfahrungspunkte. Hochwertige Schutzwesten & Co. sind sogar erst ab einem bestimmten Dienstgrad freigeschaltet.

Je häufiger Ihr bestimmte Dinge tut, desto höher steigt der Punktezähler im neuen ACES-System. So werden beispielsweise sämtliche Kopftreffer registriert, auch wie häufig Ihr Befehle an die Teamkameraden gebt, wirkt sich positiv auf Euren Status aus. Ehe es zur Beförderung bzw. zum Aufleveln Eurer Kampfeskünste kommt, gilt es zahlreiche Bösewichte auszuschalten, Bomben zu entschärfen und Geiseln zu befreien. Zu diesem Zweck greift Rainbow Six Vegas 2 auf die bewährte Kombination aus Ego- und Schulterperspektive zurück. Mit gedrückter Schultertaste kauert Euer tapferer Geiselretter hinter hüfthohe Verstecke und lehnt sich an Wände. Nun feuert Ihr entweder blind oben drüber und um Ecken oder Ihr huscht seitlich aus der Deckung, um Gegner über die Schulter anzuvisieren. Je nach Waffe zoomt Ihr näher ans Ziel heran und bestaunt das viele Blut, das getroffene Feinde verlieren.

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Die roten Fontänen passen stilistisch überhaupt nicht ins Spiel, immerhin bekommt Ihr damit aber eine eindeutige Trefferrückmeldung im ansonsten farbarm-tristen Level-Einerlei. Bei der Gestaltung der Abschnitte haben sich die Entwickler leider nicht mit Ruhm bekleckert: Ihr durchquert zusammen mit dem KI-Duett genretypische Lagerhallen und Bürokom­plexe, gelegentliche Déjà-vus inklusive. Zudem sieht ”Rainbow Six Vegas 2” dank detail­armer Texturen und ­einer generell verwaschen wirkenden Optik recht unspektakulär aus. Spielerisch macht der Taktik-Shooter aber ­einiges wett: Vor allem das bereits erwähnte Deckungs­system stünde auch anderen Ego-Spektakeln gut zu Gesicht.

Euer Erfolg steht und fällt in späteren ­Missionen mit dem überlegten Einsatz von Ausrüstung und Team: Habt Ihr die komplexe Tastenbelegung nach einiger Zeit verinnerlicht, schickt Ihr Eure Untergebenen per Tastendruck zu beliebigen Punkten, lasst sie an verschlossenen Türen in Position gehen oder befehlt ihnen, Bomben zu entschärfen. Darüber hinaus bestimmt Ihr je nach Situation, ob Eure Gefolgsleute angreifen sollen oder lediglich Beschuss erwidern dürfen. Damit nicht genug: An Türen riskiert Ihr zunächst mit der Snake Cam einen Blick und legt die Reihenfolge fest, in der aufgespürte Feinde erledigt werden sollen. Hierfür finden sich neben Blitz-, Rauch- und Splittergranaten auch C4-Sprengladungen in Eurem Gepäck. Für geräuschloses Eindringen empfiehlt sich die Montage eines Schalldämpfers und das optionale Einzelfeuer – viele Möglichkeiten, mit denen Ihr Euch vertraut machen solltet, denn voreiliges Voranstürmen führt schneller zum Exitus als Ihr ”Mist” sagen könnt!

Die gegnerische KI haut leider niemanden vom Hocker, Eure Kollegen überzeugen schon eher, sind dafür aber fast unbesiegbar. Haltet Euch zurück, schickt sie vor und wartet einfach ab. Alleine macht Rainbow Six Vegas 2 genauso viel Spaß wie mit einem menschlichen Partner.

Richtig gelesen: Der Koop-Modus lässt statt vier nur noch zwei Spieler zu, dafür tretet Ihr auch im Splitscreen-Modus an. Spieler 1 befehligt dann die beiden KI-Kumpels, Spieler 2 läuft einfach mit.

Meinung

Michael Herde meint: Ich mache keinen Hehl daraus: Ich halte Ubisofts neuesten Output für ein schnell zusammengeschustertes Machwerk, das mangels signifikanter Örtlichkeiten steril und beliebig wirkt. Identifikationsfiguren gibt es trotz Charakter-Editor nicht, eine interessante Story fehlt auch – typisch Tom Clancy. Spielerisch sorgt Vegas 2 dennoch für unterhaltsame Stunden. Allerdings nur, wenn Ihr viel Zeit in die überfrachtete Steuerung investiert, die mit Übung prima funktioniert. Schade, dass ich meine Kollegen meist unbeschadet durch den Kugelhagel schicken kann; auch darf ich sie ausschließlich als Pärchen kommandieren. Es ist mir zudem ein Rätsel, weshalb nur noch zwei Spieler im Koop-Modus ran dürfen. Außerdem enttäuscht die mäßige Grafik, die in späteren Levels ruckelt.

Oliver Schultes meint: Shooter-Liebhaber mit ­Faible für komplexe Kontrollen werden Rainbow Six Vegas 2 schnell ins Herz schließen. Fans von leicht zugänglichen Ego-Ballereien wie Halo 3 dürften sich dagegen ein ums andere Mal schwarz ärgern: Wer seine nächsten Schritte nicht akribisch plant und die virtuellen Kameraden clever einsetzt, sieht auf höheren Schwierigkeitsstufen in schöner Regelmäßigkeit den ”Sie wurden getötet”-Bildschirm. Beißt Euch durch und seht nicht allzu genau hin, denn hübsch ist die Terroristenhatz nicht.

Wertung

bestimmt das Geschlecht Eures Helden
Koop-Modus nur noch für zwei Spieler
ACES-System: verbessert Eure Fähig- keiten und schaltet Ausrüstung frei
wird für Deutschland überarbeitet
internationale Version mit dt. Synchro

Grafisch trister Taktik-Shooter, der spielerisch zwar viele Möglichkeiten bietet, letztendlich aber an Ideenarmut leidet.

Singleplayer78MultiplayerGrafikSound

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